„Sunshine that Can Move Mountains“, China, 2017
Regie: Qiang Wang; Drehbuch: Qiang Wang
Darsteller: Jigme Tenzin, Droga Sonnam
Eigentlich führt Tenzin (Jigme Tenzin) ein Leben fernab der Gesellschaft in einem kleinen tibetanischen Tempel und kümmert sich dort sowohl um den Tempel selbst wie auch sein Seelenheil. Da erreicht ihn eines Tages eine traurige Nachricht: Sein Bruder soll in den Bergen abgestürzt sein und liegt seither im Koma. Zwei Wochen wollte er daraufhin in die alte Heimat fahren, um sich um seine Familie zu kümmern. Aber irgendwie kommt doch alles ganz anders. Da wäre zum einen die Verlobte (Droga Sonnam) seines Bruders, die ihm näher kommt, als er eigentlich wollte. Aber auch die Frage nach dem verschwundenen Yak eines Nachbarn lässt ihn einfach nicht mehr los.
So ein Koma kann schon eine feine Sache sein, zumindest in Filmen. Wenn beispielsweise in Während du schliefst oder Die fast perfekte Welt der Pauline jemand ins Koma fällt, dann nur, um aus den Protagonisten bessere Menschen zu machen und der Liebe einen kleinen Schubs zu geben. Ob die beiden (wachen) Hauptfiguren in Sunshine that Can Move Mountains so wahnsinnig viel hinzulernen, das ist eher fraglich. Zumindest spirituell veranlagte Zuschauer werden vielleicht die eine oder andere Augenbraue heben, wenn der junge Tenzin plötzlich seine religiösen Pflichten vernachlässigt. Aber so ein bisschen Liebe ist ja auch nicht verkehrt.
Die Liebe, die aus dem (heiteren) Himmel kam
Was genau die Verlobte in ihm sieht, das wird jedoch nicht ganz klar. So richtig spannend ist der junge Priester nämlich nicht. Er sagt wenig, tut noch weniger, wirkt abwechselnd sehr passiv und pazifistisch, hat aber auch kein Problem damit, ein Missgeschick böse bestrafen zu wollen. Allgemein funktioniert die Romanze nicht so recht. Sie verbringen viel Zeit miteinander, die beiden auserkorenen Liebhaber. Die Entwicklung der Beziehung wird aber stärker behauptet als gezeigt. Wenn es am Ende darauf hinausläuft, dass aus der Zweckgemeinschaft mehr wird, dann kommt das zwar nicht ganz unerwartet, der Weg dorthin ist aber sehr holprig ausgearbeitet.
Auch sonst ist da einiges nicht ganz ausgegoren. Besagter Nachbar, der alle paar Minuten auftaucht, um wahlweise seinen Yak oder eine Entschädigung für diesen einzufordern, sieht lange Zeit nach einem typischen Running Gag aus. Ein etwas unpassender Running Gag. Später jedoch wird diese Nebenhandlung plötzlich deutlich wichtiger, es kommt eine ganze Menge Drama mit hinein, Sunshine that Can Move Mountains will plötzlich mehr sein als dieser besinnliche kleine Film, ohne aber viel dafür zu tun. Auch da wäre insgesamt einiges mehr möglich und nötig gewesen, Regisseur und Drehbuchautor Qiang Wang verpasst es, seine kleine Geschichte mit Leben zu füllen.
Schöne Bilder einer fernen Welt
Sehr viel überzeugender ist der Beitrag vom Chinesischen Filmfest in Düsseldorf und Frankfurt a.M. beim Drumherum. Die tibetanische Berglandschaft verzaubert durch malerische Landschaften, vergleichbar zum Kollegen Wangdrak’s Rain Boots. Hinzu kommen kleinere spirituellere Momente, die uns ein wenig den Glauben der dortigen Leute näherbringt. Das ist schön, gehört zu den sehenswerteren Momenten des Dramas, reicht aber letzten Endes nicht aus, um die Schwächen auf der Inhaltsseite auszugleichen. Der emotionale Anspruch, den Sunshine that Can Move Mountains vor sich herträgt, der Film wird ihm nie gerecht.
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