Teaching War

Teaching War

„Výchova k válce“, Tschechien, 2016
Regie: Adéla Komrzý

„Teaching War“ läuft im Rahmen des 2. Mittel Punkt Europa Filmfests in München (1. bis 11. März 2018)

Wenn es nicht so entsetzlich wäre, man könnte ja fast über die Absurdität lachen. Gerade erst hat ein Jugendlicher mithilfe einer halbautomatischen Waffe andere Menschen in Stücke gerissen. Und die Antwort des US-amerikanischen Präsidenten? Gebt den Lehrern auch Waffen, das sorgt für mehr Sicherheit. Vielleicht es aber auch besser so, dass unser Blick ständig von den kruden Vorgängen im Westen abgelenkt wird. Das bedeutet dann, diverse Vorfälle im Osten nicht mehr wahrzunehmen, die noch deutlich verstörender sind. Und deutlich näher. Regisseurin Adéla Komrzý hat hingeschaut, was ihre Landsleute in Tschechien da teilweise so treiben. Und man ist sich am Ende nicht ganz sicher, ob man ihr dafür dankbar sein soll oder nicht.

Man wird ja wohl noch mal stolz sein dürfen!
Auch hier begeben wir uns an eine Schule, auch hier spielen Waffen eine große Rolle. Keine versteckten Waffen. Ginge auch gar nicht, dafür sind diese viel zu groß. Wie der Titel ihres Dokumentarfilms Teaching War schon sagt, er handelt davon, wie den Menschen der Krieg beigebracht wird. Außerhalb des Krieges. Und außerhalb des Militärs. Militärische Insignien dürfen dennoch nicht fehlen. Die meisten der Interviewpartner tragen Trankleidung, so als wären sie gerade im tiefsten Dschungel-Einsatz. Bei einer Besprechung zu Hause hängen stolz präsentierte Waffen an der Wand. Daneben: die Nationalflagge.

Um Nationalismus dreht sich hier dann auch vieles. Das und Patriotismus. Nicht für den Staat würden sie kämpfen, erzählt einer der Sprecher auf der Bühne. Den mögen sie nicht besonders. Aber fürs Heimatland, da machen sie dann doch gerne. Ein anderer sagt, im hässlichen Spaß, er würde erst einmal alle Intellektuellen abknallen. Die Russen sind ohnehin bewährte Gegner. Und wenn es die nicht sind, kein Problem: Immigranten sind eine beliebte Zielscheibe. Muslime wären sowieso nur im Land, um terroristische Anschläge vorzubereiten, heißt es an einer anderen Stelle.

Waffenspiele als neuer Volkssport
Es ist schon ein Kabinett des Grauens, welches uns beim Beitrag des Mittel Punkt Europa Filmfests 2018 erwartet. Waffen fände sie schon ganz gut, nur das mit dem Töten sei nicht unbedingt notwendig – sagt eine Frau, während sie vorsichtig die Rüschen bügelt. Teaching War spricht nicht von einem realen Krieg, nicht einmal von der Wahrscheinlichkeit eines Krieges. Stattdessen zeigt uns die Doku, wie ein neues Militärbewusstsein und auch eine Begeisterung für Waffen die Gesellschaft erfasst haben. Ob da ein Krieg nun kommt oder nicht, das ist fast schon Nebensache. Hauptsache man ist bereit und hat ein bisschen Spaß dabei.

Zumindest den Kindern kommt es darauf an, wie sie erzählen. Leute zu töten, das muss einfach Spaß machen, ist bei Videospielen schließlich auch so. Es ist einer der wenigen Momente, in denen Teaching War zumindest noch versucht, eine Begründung für den martialischen Patriotismus zu finden. Ansonsten sitzt das Filmteam wohl ähnlich fassungslos und hilflos vor dem Geschehen, wenn die Menschen ihre kruden Thesen vertreten. Manchmal wäre es schön gewesen, da vielleicht noch etwas mehr nachzubohren, herausfinden zu wollen, was genau die Zivilisten dazu antreibt, mit Gewehren durch die Gegend zu spazieren. Aber Komrzý erklärt nicht, gibt keine Kontexte für die Szenen. Sie zeigt sie nur. Und das ist ja auch schon schlimm genug.



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Beim nächsten Krieg sind wir gerüstet und machen sie alle platt! „Teaching War“ zeigt, wie sich Teile der tschechischen Gesellschaft in Waffen- und Gewaltfantasien hineinsteigern, dies teilweise mit kruden Thesen untermauern, teilweise nicht einmal das tun. Große Erklärungen hat der Dokumentarfilm nicht im Angebot, dafür viele Szenen, die einen als Zuschauer nachhaltig verstören.