„Nikita Koshemjaka“, Ukraine, 2016
Regie: Manuk Depoyan; Musik: Sergey Krutsenko
Einen großen Traum verfolgt Nicky, seitdem er nur denken kann: Er will einmal ein ruhmreicher Drachentöter werden, ganz wie sein Vater! Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, als würde er tatsächlich in dessen Fußstapfen treten können. Zum einen ist er viel zu klein für ein solches Abenteuer. Außerdem gibt es inzwischen auch keine Drachen mehr, weshalb sein Vater nunmehr den friedlichen Beruf eines Gerbers ausübt. So dachten sie alle. Tatsächlich hat der große Gegenspieler damals jedoch überlebt, den Körper einer Zauberin in Besitz genommen und droht nun, aus der magischen Welt wieder zurück ins Reich der Menschen zu kommen. Für Nicky ist das die Gelegenheit, doch noch seine Berufung unter Beweis zu stellen, und findet hierfür bald die nötige Unterstützung.
Auch wenn Animationsfilme eigentlich das ideale Medium sind, um die Gesetzmäßigkeiten der normalen Welt außer Kraft zu setzen, klassische Fantasyabenteuer sind heute rar geworden. Ein Held, der auszieht, um das Böse zu besiegen und dabei große Gefahren überwinden muss? Das macht fast keiner mehr, zumindest im Westen. Zum Glück finden Fans dennoch nach wie vor Nachschub, vor allem wenn sie den Blick gen Osten richten. Aus China stammen die beiden Altera-Teile Dragon Nest und Throne of Elves, die Ukraine schickte ihrerseits The Dragon Spell ins internationale Rennen.
Dass sich das osteuropäische Land hierbei nicht so wirklich mit den westlichen Standards messen kann, ist klar. Bislang hat sich die Ukraine weltweit nicht gerade als großes Filmland etabliert, viel Budget hatte man hier entsprechend nicht. Und das sieht man. Die Animationen sind oft holprig, die Figuren nicht sonderlich filigran modelliert, die Detailarbeit lässt doch zu wünschen übrig. Immerhin sind die Designs zum Teil ausgefallen. Nicky sieht mit seiner Topfhelmfrisur nicht nach dem typischen Helden aus. Später kommen noch diverse nichtmenschliche Kreaturen hinzu, die man sich ebenfalls gefallen lässt.
Alles schon mal gesehen
Inhaltlich ist The Dragon Spell ebenfalls eher sparsam. Der junge Protagonist, der unbedingt ein Held werden will, böse Hexen und Drachen, dazu das eine oder andere komische Sidekick-Tier – der Film setzt sich aus bekannt-bewährten Bausteinen zusammen. Eine kleine Wendung ist drin, die man vielleicht nicht unbedingt vorhersieht. Insgesamt aber ist das hier eindeutig an Kinder gerichtet und ohne größere erzählerische Ambitionen, versucht keine neuen Pfade zu finden oder gar zu betreten.
Zumindest das Zielpublikum wird hier passabel bedient, der Beitrag vom 2017er Kinder- und Jugendfilmfest Schlingel funktioniert und ist ohne größere Fehler. Da auch Die Schneekönigin hierzulande gut genug lief, dass die beiden Fortsetzungen veröffentlicht wurden, ist das Fehlen eines deutschen Verleihs ein wenig verwunderlich. Wer des Englischen mächtig ist bzw. den Nachwuchs an die Fremdsprache heranführen will, der kann jedoch zum UK-Import greifen. Ein Großteil des Films funktioniert ohnehin relativ losgelöst von Sprache, verlässt sich lieber auf Bilder oder einfachen visuellen Humor.
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