„The Shower“, Südkorea, 2017
Regie: Jae-huun Ahn; Vorlage: Sun-won Hwang
Es sind schon zwei ziemlich besondere Filme, die sich die Veranstalter des Anima Festivals 2018 als Rahmen ausgesucht haben. Eröffnet wird das bedeutende Animationsfestival in Brüssel durch das oscarnominierte Drama The Breadwinner, von dem der eine oder andere bereits gehört haben dürfte. Aber selbst große Animationsfans werden bei dem Abschlussfilm am 18. Februar 2018 erst einmal gegrübelt haben: The Shower? Was soll denn das sein? In Südkorea bräuchte es hingegen keine große Einführung, schließlich basiert der Film auf einer preisgekrönten Kurzgeschichte des Autors Sun-won Hwang aus den 50ern.
Veraltet ist der Inhalt deswegen aber nicht. Vielmehr erzählt der rund 45 Minuten dauernde Film die zeitlose Geschichte zweier Jugendlicher, die sich immer mal wieder an einem Bach über den Weg laufen und sich während eines Regens schließlich doch noch näherkommen. Es ist eine sehr simple Geschichte, ohne große Handlung. Eine Geschichte jedoch, in der man sich leicht wiederfinden kann. Eine erste vorsichtige Liebe, der Gegensatz zwischen Stadt und Land, aber auch eine große Verbundenheit zur Natur werden hierin immer wieder thematisiert.
Naturalistisch, schön, irgendwie melancholisch
Regisseur Jae-huun Ahn fand hierfür auch sehr schöne, naturalistische Bilder. Dass es sich hier um eine Low-Budget-Produktion handelt, ist unverkennbar. Gerade bei den holprigen Animationen selbst wäre doch noch einiges mehr möglich gewesen. Dafür ist The Shower aber auch noch echte Handarbeit, in Zeiten der Computergrafiken entschied sich der Südkoreaner zusammen mit seinem Animationsstudio Meditation with a Pencil für weitestgehend handgezeichnete Szenen. Die Hintergründe in malerischen Herbstfarben sind starr, lediglich davor wehen Grashalme oder Blumen sanft im Wind.
Sanft ist auch der Film, sanft, ruhig und irgendwie traurig. Anders als bei den Werken von Ahns Kollegen Sang-ho Yeon (The King of Pigs, The Fake) ist es hier jedoch eher eine leise Melancholie – vergleichbar zu einem Regentag. Hier darf man sich bei melodischen Klavierklängen zurücklehnen, ein bisschen träumen, ein bisschen in sich hineinhorchen und die Wunder der Welt neu erleben.
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