„Father Figures“, USA, 2017
Regie: Lawrence Sher; Drehbuch: Justin Malen; Musik: Rob Simonsen
Darsteller: Ed Helms, Owen Wilson, Glenn Close
Viel gemeinsam haben die Zwillinge ja nicht Kyle (Owen Wilson) und Peter (Ed Helms). Sie sehen sich kaum ähnlich, sind auch von der Persönlichkeit her grundverschieden. Kyle ist ein optimistischer Schwerenöter, der in den Tag hineinlebt. Peter wiederum leidet auch mit über 40 Jahren noch darunter, dass er nie seinen leiblichen Vater kennengelernt hat. Durch einen Zufall findet er bei der Hochzeit ihrer Mutter Helen (Glenn Close) heraus, dass sie die beiden jahrelang belogen hat. Ihr Vater war nicht der, von dem sie immer erzählte. Vielmehr sind die beiden das Ergebnis einer ihrer zahlreichen Affären in den 70ern. Fest entschlossen, den leiblichen Vater herauszufinden, begeben sich Peter und Kyle auf eine Reise quer durch die USA und lernen sich dabei auch gegenseitig noch einmal ganz neu kennen.
Wer ist Daddy? ist einer dieser Filme, bei denen die Inhaltsangabe in Kombination mit der Besetzung ausreicht, um eine ziemlich genaue Vorstellung zu erhalten, was einen hier erwartet. Ed Helms als passiv-aggressiver, verspannter Verlierer, Owen Wilson als unbekümmerter Tunichtgut – man könnte diese wiederholte Typenbesetzung konsequent nennen. Oder eben uninspiriert. Dass die Geschichte um zwei Brüder, die auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater von einem Chaos ins nächste stolpern, schon wenig abgestanden riecht, hilft der Komödie auch nicht unbedingt weiter, sich einen Platz im Gedächtnis zu erkämpfen.
Ein bisschen was zum Lachen …
Aber nicht jeder Film muss für die Ewigkeit gemacht sein, leichte Berieselung zwischendurch ist bekanntermaßen auch eine legitime Option. Und zumindest als solche funktioniert Wer ist Daddy? phasenweise ganz gut. Die Komödie besteht dabei weniger aus einer fortlaufenden Geschichte als vielmehr einer Aneinanderreihung chaotischer, mal mehr, mal weniger witziger Momente. Einige der Gags zünden nicht so recht, darunter ein recht plumper Versuch des Toilettenhumors. In anderen Fällen zieht Lawrence Sher, der zuvor unter anderem Kameramann bei Hangover und Wish I Was Here war und nun sein Regiedebüt gibt, die Witze zu sehr in die Länge, wiederholt sie auch zu oft.
Deutlich gelungener sind die doch recht skurrilen Figuren, die hier nach und nach als mögliche Väter abgeklappert werden. Die wurden zum Teil auch sehr prominent besetzt, J.K. Williams, Christopher Walken und Ex-Footballer Terry Bradshaw, das kann sich sehen lassen. Dazu dürfen wir auch June Squibb und Katie Aselton in kleinen, aber feinen Nebenrollen begrüßen. Das Problem ist eher, dass es zu viele dieser Nebenrollen gibt, der Film insgesamt mit rund 110 Minuten einfach viel zu lang geraten ist – umso mehr, da inhaltlich nur wenig vorangeht. Die einzelnen Episoden werden schnell abgehandelt, sind teilweise schön absurd, neigen aber auch zur Formelhaftigkeit.
… ein bisschen was fürs Herz
Und doch ist Wer ist Daddy? irgendwie ein netter Film. Die Suche nach den eigenen Wurzeln und die damit verbundene Frage nach der eigenen Identität – man muss nicht als Halbwaise aufgewachsen sein, um sich in der Unsicherheit und der Sehnsucht der beiden wiederzufinden. Dass dies auf ein etwas aufdringliches Wohlfühlende hinausläuft, die zwei unterschiedlichen Brüder sich doch noch finden, daran darf man sich natürlich nicht stören, wir sind hier schließlich in Hollywood. Aber es ist eben auch süß. Wer also mal wieder in der Stimmung ist für eine nette Komödie, die niemandem weh tun will, die auch keine größeren Ambitionen hegt, den könnte es wirklich schlimmer erwischen als hier.
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