Winchester
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Winchester – Das Haus der Verdammten

„Winchester“, USA/Australien, 2018
Regie: Michael Spierig, Peter Spierig; Drehbuch: Michael Spierig, Peter Spierig, Tom Vaughan; Musik: Peter Spierig
DarstellerHelen Mirren, Jason Clarke, Sarah Snook, Finn Scicluna-O’Prey

„Winchester – Das Haus der Verdammten“ läuft ab 15. März 2018 im Kino

Seit dem Tod ihres Mannes steht Sarah Winchester (Helen Mirren) an der Spitze des erfolgreichen Waffenherstellers Winchester. Doch nicht jeder in dem Unternehmen ist glücklich über diesen Wechsel. Wenn es nach dem Aufsichtsrat ginge, die alte Dame wäre längst entmachtet. Vor allem die merkwürdigen Bauvorhaben der Witwe sowie deren Gefasel von Geistern lässt die Herren vermuten, dass sie nicht mehr so ganz zurechnungsfähig ist. Was schlecht fürs Geschäft ist. Und so schicken sie Dr. Eric Price (Jason Clarke) zu dem abgelegenen Landhaus, in der Hoffnung, dass sie die Verrücktheit schwarz auf weiß bekommen. Es ist aber auch zu seltsam, was die Witwe über den angeblichen Familienfluch erzählt. Aber sie ist nicht die einzige, die in dem Haus seltsame Dinge beobachtet. Auch deren Nichte Marion (Sarah Snook) und Enkel Henry (Finn Scicluna-O’Prey) sind Zeuge unerklärlicher Vorkommnisse. Ob am Ende doch mehr hinter der Geschichte steckt, als der rationale Dr. Price es wahrhaben will?

Freunde der gehobenen Genrekost kennen die beiden Brüder Michael und Peter Spierig schon länger. Erst hauchten sie in Daybreakers dem Vampirfilm frischen Atem ein, danach bescherten sie uns mit Predestination einen ausgesprochen cleveren Vertreter des Zeitreise-Thrillers. Inzwischen sind auch die großen Studios auf die zwei aufmerksam geworden. Letzteres Jahr durften sie sich mit Jigsaw an einem Revival der populären Saw-Reihe versuchen, in Winchester nun mit Helen Mirren arbeiten. Wenn das mal kein Ritterschlag ist! Aber irgendwie will das mit dem Schritt auf der Karriereleiter nicht wirklich klappen. Ihr letztjähriger Horrorfilm kam nicht besonders gut an, der aktuelle wird sogar regelrecht verrissen.

Ein Haus, in dem man sich gerne verläuft
Dabei fängt Winchester vielversprechend an. Sehr vielversprechend sogar. Helen Mirren in einem Horrorfilm, wie oft sieht man das schon? Es gibt auch ein Wiedersehen mit Snook, die schon in Predestination begeisterte. Der eigentliche Star des Films ist aber das Haus. Basierend auf einer Residenz der wahren Sarah Winchester, das sowohl für Geistergerüchte wie auch architektonische Kuriositäten bekannt ist, ist das Anwesen eines der besten, das man in diesem Genre je hat sehen dürfen. Es ist groß, seltsam, geradezu unsinnig in seiner willkürlichen Anordnung von Räumen, Treppen und Gängen. Ein Labyrinth, in dem man sich schon verläuft, sobald man es nur anschaut. Und die visuellen Leckerbissen machen an der Stelle nicht Halt. Da der Film mehr als hundert Jahre früher spielt, laufen sämtliche Figuren in einer entsprechend datierten Kleidung herum. Einer sehr noblen Kleidung zudem, schließlich ist Sarah Winchester steinreich. Auch dem Rest der Leute soll es an nichts mangeln.

Dummerweise sollen die Spierig-Brüder aber nicht nur etwas zeigen, sondern auch etwas erzählen. Und je mehr sie erzählen wollen, umso schwächer ist das Ergebnis. Das Szenario an sich ist dabei sogar noch recht interessant. Eine Frau, die mit Waffen und daher dem Tod Tausender Menschen ein Vermögen gemacht hat und von Schuld deswegen zerfressen ist, das ist eine spannende Grundlage für eine Protagonistin. Dr. Price ist mit seiner erzwungen dramatischen Vorgeschichte weniger erinnerungswürdig. Er stört aber auch nicht wirklich.

Und dann kam … nichts
Das Problem von Winchester ist eher, wie wenig aus dem vorhandenen Potenzial gemacht wird. Das Haus mit seinem verwirrenden Layout, das geradezu danach schreit, dass die Helden darin gefangen sind? Spielt keine Rolle. Gleiches gilt für Winchesters traumatischen Reichtum. Auch die Alkoholprobleme von Dr. Price und die damit verbundene Frage, wie viel seiner Erscheinungen real sind, werden ziemlich schnell zu den Akten gelegt. All das also, was aus dem Film einen außergewöhnlichen Horrorbeitrag hätte machen können.

Was wir stattdessen bekommen: eine Geistergruselgeschichte, durch Zeit und Schmirgelpapier von allen Ecken und Kanten befreit. Und leider auch von jeder Spannung. Wie so oft bei auf Mainstream abzielenden Horrorfilmen wird jegliches Experiment vermieden. Es mangelt an tatsächlich verstörenden Momenten. An deren Stelle tritt das übliche Rattern an Schranktüren und Erscheinungen im Augenwinkel oder in Spiegeln. Besonders das Ende fällt schwach aus, auf eine Weise erschreckend, wie es der Film sonst nie schafft. Ein groß aufgebauschtes Finale, viel Lärm um nichts. Wo bei den Figuren zum Schluss die Erleichterung steht, da macht sich beim Publikum die ernüchternde Erkenntnis breit, dass hier ein brillanter Einstieg in die Bedeutungslosigkeit führte. Ein Film, der so gut hätte sein können, hätte sein müssen. Ein Film, den man im Anschluss gleich wieder vergessen hat.



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„Winchester“ fängt so vielversprechend an wie kaum ein anderer Horrorfilm der letzten Zeit. Das Spukhaus ist grandios, die Ausstattung üppig, es gibt eine namhafte Besetzung und ein originelles Szenario. Umso größer ist die Enttäuschung, was die Spierig-Brüder aus dem Material gemacht haben. Die eigentlichen Gruselmomente erzeugen kaum Spannung, die Geschichte selbst bleibt ohne jede Kontur.
5
von 10