„7s“, Japan, 2015
Regie: Michihito Fujii; Drehbuch: Michihito Fujii, Saki Kawarada, Hidenobu Abera; Musik: Yusuke Tsutsumi
Darsteller: Motoki Fukami, Yasushi Fuchikami, Hidenobu Abera, Takamasa Suga, Taro Suruga, Naoto Seshimo, Takumi Saito
Es ist echt ein lustiger Zufall. Nein, eigentlich muss es Schicksal sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass der gerade mit einem Filmpreis ausgezeichnete Regisseur Sawada (Hidenobu Abera) ausgerechnet in der Bar arbeitet, in der die Theatergruppe ihren feuchtfröhlichen Abend feiert? Einer von ihnen war selbst bei der Verleihung gewesen und erkennt den Filmemacher wieder. Eine große Ehre ist das, für die Gruppe wie auch den Regisseur. Und so beschließen sie, gemeinsam einen Film zu drehen. Der Enthusiasmus ist auf beiden Seiten groß, erhoffen sie sich doch den ersehnten Durchbruch. Bald müssen sie jedoch erkennen, dass das alles nicht so einfach ist wie gedacht. Immer wieder geraten die Teammitglieder aneinander, weil sie unterschiedliche Vorstellungen haben und ihnen auch einfach die notwendigen Erfahrungen fehlen.
Der japanische Regisseur Michihito Fujii war zuletzt ganz gut beschäftigt. So inszenierte er letztes Jahr unter anderem die Krimi-Serie Million Yen Woman für Netflix sowie das Drama Innocent Blood, in dem eine Reihe von Jugendlichen sich mit Schicksalsschlägen auseinandersetzen müssen. Das sah aber auch schon mal anders bei ihm aus. Nach einigen ersten Erfolgen hatte er bei seinem Versuch, im kommerziellen Filmbereich Fuß zu fassen, mit einigen Rückschlägen zu kämpfen. Rückschläge, die er in 7s verarbeitete.
Das harte Leben eines Träumers
Man spürt bei dem Film, das seine internationale Premiere auf dem Japan-Filmfest Hamburg 2017 feierte, dann auch zu jeder Zeit an, dass es selbst ein Herzensprojekt ist. Keiner der vielen Protagonisten ist ein schlechter Mensch, selbst wenn sie manchmal etwas Schlechtes tun. Sie sind Träumer, die sich kontinuierlich abrackern und doch keinen Fuß auf den Boden bekommen. Die ständig in Castings rennen – vergeblich. Die mit anderen Arbeiten über die Runden kommen müssen, wie in der besagten Bar oder auch als Model.
7s setzt Jahre später an, als der Film bereits gescheitert ist. Nur wenigen ist im Anschluss ein tatsächlicher Erfolg in dem Bereich vergönnt. Einige haben es zumindest weiterhin versucht, sind aber nie über die zweite Reihe hinausgekommen. Andere, darunter Sawada, haben das Geschäft aufgegeben. Ein Stück weit auch sich selbst. Warum Fujii, der mit anderen das Drehbuch geschrieben hat, diesen Rückblick wählt, wird jedoch nicht klar. Weitestgehend wird der Film chronologisch erzählt, unterbrochen von Interviews mit den ehemaligen Crewmitgliedern. Das erweckt dann zwar den Eindruck eines Dokumentarfilms, ohne aber dass diese Richtung konsequent verfolgt würde. Für eine echte Fake-Doku macht 7s zu wenig, unklar bleibt auch, wer diese Interviews eigentlich führen soll.
Wer sind diese vielen Leute eigentlich?
Es ist noch nicht einmal so, dass sie sonderlich viel zum Film beizutragen hätten. Denn leider gelingt es ihnen nicht, das größte Manko von 7s zu beheben: die fehlende Persönlichkeit der Figuren. Das ist letztendlich auch durch deren große Zahl bedingt. Es treiben sich immer mehr als ein Dutzend Leute an dem Filmset herum, von vielen weiß man nicht, wer sie eigentlich sein sollen. Und selbst bei den Hauptcharakteren begnügen sich Fujii und die anderen mit zu wenig. Rund anderthalb Stunden, das reicht dann doch nicht aus, um aus der Truppe Individuen zu machen – was irgendwie ironisch ist, da die Truppe aufgrund von individuellen Befindlichkeiten auseinanderbricht.
Aber auch wenn 7s so seine Mängel hat und einem die Personen nie so nahegehen, wie sie es bei dem Thema sollten: Sympathisch ist der Film. Und man würde es den jungen Menschen da vorne ja auch so sehr gönnen, dass sie ihren Traum in die Tat umsetzen – selbst wenn der Film im Film nach ziemlichem Trash aussieht. Man muss dafür nicht einmal selbst aus dem Filmbereich kommen oder auch anderweitige künstlerische Ambitionen hegen. Es reicht, selbst einmal einen großen Traum gehabt zu haben und an diesem gescheitert zu sein, um sich in dem bittersüßen Treiben der Truppe wiederfinden zu können.
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