„The Blue Butterfly“, Kanada/USA/UK, 2004
Regie: Léa Pool; Drehbuch: Pete McCormack; Musik: Steven Endelman
Darsteller: Marc Donato, William Hurt, Pascale Bussières
Basierend auf einer wahren Geschichte, begibt sich der todkranke 10-jährige Pete (Marc Donato) zusammen mit seiner Mutter und dem Entomologen Alan Osborn (William Hurt) auf eine Reise nach Südamerika, um sich seinen großen Traum zu erfüllen: Er will den seltenen und magischen blauen Schmetterling, den blauen Morpho, einfangen. Pete leidet an einem inoperablen Gehirntumor und hat laut der Ärzte nur noch wenige Monate zu leben. Osborn sträubt sich anfangs gegen die Reise, doch letztendlich lässt er sich überreden und versucht alles, den blauen Morpho für Pete zu finden.
Ein Familienfilm mit hoffnungsvollen und tragischen Elementen
Pete sitzt im Rollstuhl, weil er durch den Tumor seinen Gleichgewichtssinn verloren hat. Er weiß über sein Schicksal ganz genau Bescheid und überrascht mit seiner positiven Einstellung und trockenem Humor. Marc Donato spielt seine Rolle gut – ein kranker Junge, der sich durch die Motivation, sein Ziel zu erreichen, über seine Krankheitssymptome hinwegsetzt, während er sich mit seinem Schicksal bereits abgefunden zu haben scheint. Seine Mutter Teresa, gespielt von Pascale Bussières, verkörpert die bedingungslos unterstützende Mutterrolle, die aber auch Verzweiflung und Ängste zeigt. Alan Osborn soll, um die Story etwas komplexer zu machen, die Rolle des vereinsamten grummeligen Wissenschaftlers mit weichem Kern und großem Herzen übernehmen.
Etwas klischeehaft wirkt die Aufstellung der Protagonisten und der Verlauf der Story, was Das Geheimnis des blauen Schmetterlings absolut in die Kategorie „Kinderfilm“ drängt. Alle Geschehnisse sind vorausschaubar, ein paar Rückschläge wurden eingebaut, um Spannung aufzubauen, was bei Kindern durchaus funktionieren mag. Man erwartet ein herzzerreißendes Drama über Krebs und viele Tränen, tragische Musik und Verzweiflung. All dies ist dieser Film – Gott sei Dank – nicht! Er setzt eher auf Hoffnung und eine realistische Sicht auf die Dinge. Die Filmmusik ist sehr angenehm und unterstützt die bewegten Bilder wunderbar. Die vielen Makroaufnahmen von den verschiedensten Tieren im Dschungel sind sehr interessant, davon hätte es gerne noch mehr geben können. Die wenigen Special Effects wirken etwas amateurhaft, woran man sich aber aufgrund deren Nebensächlichkeit nicht weiter stören lassen muss.
Wichtige Höhepunkte werden zu wenig, unwichtige viel zu ausführlich behandelt
Um auf die Story zurückzukommen – auffallend ist die Prioritätensetzung von Regisseurin Léa Pool. Minutenlange Szenen, in denen sich über schon vorher Erwähntes unterhalten wird, ziehen den Film etwas zu sehr in die Länge, wohingegen wichtige Ereignisse nur peripher angeschnitten werden. Das Tempo stimmt hier nicht ganz. Der letzte große Rückschlag für Pete und Osborn ist viel zu übertrieben und lässt die Aufmerksamkeit eher abgleiten. Für eine Geschichte mit wahrem Hintergrund wirkt Das Geheimnis des blauen Schmetterlings leider zu gestellt und zu sehr „gewollt“.
Positiv anzumerken ist, dass hier nicht zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wurde. Auch das indianische Volk, das Pete und sein Unterfangen unterstützt, wird ohne Kitsch und sogar mit Selbstironie präsentiert. Mystische Bräuche finden somit ihren Platz, ohne zu abgefahren zu wirken. Der blaue Schmetterling wird am Ende zum Symbol von Hoffnung. Die Story hat Stärken und Schwächen, für einen Filmabend mit den Kindern ist dieser Film aber dennoch sehenswert.
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