Das Zeiträtsel
© Disney

Das Zeiträtsel

„A Wrinkle In Time“, USA, 2018
Regie: Ava DuVernay; Drehbuch: Jennifer Lee, Jeff Stockwell; Vorlage: Madeleine L’Engle; Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Storm Reid, Oprah Winfrey, Reese Witherspoon, Mindy Kaling, Deric McCabe, Levi Miller, Chris Pine, Zach Galifianakis, Gugu Mbatha-Raw

„Das Zeiträtsel“ läuft ab 5. April 2018 im Kino

Meg Murry (Storm Reid) ist ein typischer Teenager mit typischen Teenagerproblemen. In der Schule schlägt sie sich mit gemeinen Fieslingen herum, die ihr Selbstwertgefühl angreifen, obwohl sie eigentlich nur dazugehören möchte. Besonders bedrückend ist für sie aber, dass ihr Vater, ein weltberühmter Wissenschaftler (Chris Pine) seit Jahren spurlos verschwunden ist. Eines Tages tauchen drei überirdische Frauen im Garten der Familie Murry auf – Mrs. Welche (Oprah Winfrey), Mrs. Soundso (Reese Witherspoon) und Mrs. Wer (Mindy Kaling) – die auf die Erde gekommen sind, um Meg dabei zu helfen, ihren Vater zu finden. Gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Charles-Wallace (Deric McCabe) und ihrem Schulfreund Calvin (Levi Miller) begibt sich Meg auf eine abenteuerliche Reise durch Raum und Zeit, um sich schließlich einer bedrohlichen und bösartigen Macht zu stellen.

Fantasievolle Coming of Age-Story

1962 wurde die Buchvorlage A Wrinkle in Time in den USA veröffentlicht, nachdem der Entwurf zunächst von zahlreichen Herausgebern abgelehnt wurde. Die Geschichte, die sich sowohl mit religiösen als auch physikalischen Themen beschäftigt, war zu widersprüchlich und komplex. Dazu kam, dass eine weibliche Teenie-Heldin im Science-Fiction-Genre zu diesem Zeitpunkt noch keinen Platz hatte. Schließlich gab ein Verlag dem Roman dann doch eine Chance. Seitdem wurde er mit mehreren Preisen ausgezeichnet und gilt als beliebte Schullektüre.

Über ein halbes Jahrhundert später bringt Disney den Bestseller unter der Regie von Ava DuVernay (Selma) mit einem 100-Millionen-Dollar-Budget auf die große Leinwand. Das ist das erste Mal, dass einer afroamerikanischen und gleichzeitig weiblichen Regisseurin ein derartiger Betrag zur Verfügung gestellt wurde. Mit einer farbigen Frau als Regisseurin und einer farbigen Hauptdarstellerin verlässt Das Zeiträtsel die platt getretenen Pfade veralteter Stereotypen von blonden, blauäugigen Prinzessinnen, die gerettet werden müssen.

Dabei ist Meg keine Superheldin, sondern ein ganz normales Mädchen, das nur, indem es sich seinen eigenen Schwächen stellt und auf sein Herz hört, gegen das schwarze, unheimliche Gewaber, das im Film nur das “Es” genannt wird, widersetzen und ihre Familie retten kann. Erwachsenwerden ist das Stichwort. Die junge Heldin, überzeugend gespielt von Storm Reid, durchlebt eine klassische und nachvollziehbare Charakterentwicklung, die stellenweise sogar berührt. Dabei ist Meg eine liebenswerte und gleichzeitig starke Figur, die Hoffnung auf mehr Vielfalt in Abenteuern, Helden und Geschichten in Hollywood gibt.

Schwache Umsetzung

Leider fällt es schwer, sich auf den durchaus wertvollen Kern des Films zu fokussieren. Durch zu viel Übereifer an einer Stelle, zu wenig Sorgfalt an der anderen wird der Zuschauer allenthalben abgelenkt und die Botschaft verliert zunehmend an Vorrang und Relevanz. Neben den (abgesehen von Meg) einfältigen Charakteren und dem in mancher Hinsicht einfallslosen und anstrengenden Schauspiel ist der Film überladen mit grellem, übersättigtem und kitschigem CGI, das stark an die überanimierten Welten aus Alice im Wunderland oder Die fantastische Welt von Oz erinnert. Zum visuellen Überfluss gehören auch die aufwendigen Kostüme und Make-up-Transformationen der drei „Mrs.“, die in jeder Szene in neuen, futuristischen Wallegewändern, Dragqueen-Perrücken und mit knalligem Glitzerlidschatten angeflogen kommen.

Abgesehen von der abgedroschenen Optik liegt das Hauptproblem jedoch in der narrativen Inkonsistenz. Der Fortgang der Geschichte wirkt wahllos und weist keinerlei dramaturgische Konsequenz und Reichhaltigkeit auf. Dadurch entsteht trotz des eigentlich simplen Grundgerüsts, in der es eine eindeutige Grenze zwischen Gut und Böse gibt, die an manchen Stellen sogar zu bestimmt definiert wird, andauernde Verwirrung und das wahrscheinlich besonders für das junge Publikum, für welches der Film gedacht ist.



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"Das Zeiträtsel" lockt mit dem Versprechen von Diversität und frischem Wind. Durch den Wust aus inhaltsloser Animation, simplen Figuren und vor allem verwirrender Erzählweise verliert der Film all seinen Zauber. In diesem Fall wäre weniger mehr gewesen.
4
von 10