„The World’s Most Extraordinary Homes – Season 1“, UK, 2017
Regie: Ed St. Giles
Es ist ein Traum, den wohl viele unter uns pflegen: ein eigenes Haus, gebaut nach unseren Wünschen. Es ist ein Traum, der für viele aber an der Realität scheitert. An behördlichen Bestimmungen. An mangelndem Platz. Und am Geld natürlich. Aber es soll auch Glückliche geben, für die solche Faktoren nicht wirklich welche sind. Caroline Quentin und Piers Taylor haben welche gefunden, sind dafür rund um den Globus gereist. Und auch wenn Die außergewöhnlichsten Häuser der Welt als Titel vielleicht ein wenig hoch gegriffen ist, da sind schon einige architektonische Schätze dabei.
Vier Folgen umfasst die erste Staffel der Netflix-Dokuserie. Jede davon ist dabei einem bestimmten Thema zugeordnet: Berge, Wald, Küste und Untergrund. Das klingt etwas nüchtern, bringt aber doch auf den Punkt, worum es in den einstündigen Episoden jeweils geht. Häuser, die in den Bergen gebaut wurden. Häuser, die in den Untergrund gehen. Warum die Besitzer sich derart weit aus der Zivilisation zurückgezogen haben, das wird nicht immer klar. Hin und wieder befragen die Schauspielerin und der Architekt zwar die Menschen, schauen ein wenig hinter die Kulissen. Sie bleiben aber meistens an der Oberfläche. Schauen ja, diskutieren nein.
Schöne Fassaden ohne viel Eigenleben
Das Ergebnis ist ein bisschen zwiespältig. Auf der einen Seite würde man sich bei der Serie durchaus mehr Tiefgang wünschen. Die beiden Moderatoren reisen durch die Welt, rasen durch die Welt, ohne dass je die Zeit bleibt, einen Ort auch wirklich kennenzulernen. Den Charakter des Hauses und deren Bewohner. Stattdessen ein „oooh“ hier, ein „aaah“ da. Und jede Menge Versuche witzig zu sein. Wenig erfolgreiche Versuche: Des Öfteren ist die Versuchung groß, zur Fernbedienung zu greifen und den Ton auszustellen, um die eigenen Nerven ein wenig zu schonen.
Andererseits würde das bedeuten, die Anekdoten zu verpassen, welche sich doch hin und wieder zwischen die Blödelei schleichen. Und das wiederum wäre schade. Das betrifft zum einen die Gedanken der Menschen, die dort wohnen und von ihren Motivationen und Hintergründen erzählen. Schließlich ist es ja doch erst einmal ein wenig erklärungsbedürftig, wenn sich Erwachsene unter die Erde buddeln wollen. Es betrifft aber auch den Bau selbst. Direkt in den Fels hineinzubauen, das macht man nunmal nicht jeden Tag – aus gutem Grund. Solche kleinen Einblicke in die Techniken, Herausforderungen und Lösungen zu bekommen, das ist selbst für Architektur-Agnostiker eine spannende Angelegenheit.
Zwischen klassisch schön und schön kurios
Letzten Endes ist Die außergewöhnlichsten Häuser der Welt dann aber doch nicht mehr als ein schön anzusehender Imagefilm. Einiges ist kurios. Wie oft sieht man schon Häuser, die Tragflächen von Flugzeugen als Stilelement verwenden? Ein anderes spannendes Konstrukt führt von einem Swimmingpool zu Stuhlreihen, bei denen nicht nur die Moderatoren verzweifelt amüsiert schauen, was sie sein sollen. Wieder andere sind hingegen eher klassisch, fallen in erster Linie durch die Lage auf. So ein Panoramablick auf die umliegenden Berge, das ist dann schon unbezahlbar. Wortwörtlich. Wann immer das Thema Geld zur Sprache kommt, wird etwas verschämt lieber über etwas anderes gesprochen. Über Geld redet man nicht. Man hat es nur.
Als Inspiration für kommende Häuslebauer ist die Serie daher kaum geeignet, dafür lebt sie zu sehr in der Welt der Schönen und Reichen. Die Häuser sind auch immer so sehr auf Vordermann gebracht, dass ihnen der Charakter fehlt. So als würde dort überhaupt niemand wohnen. Aber ein bisschen träumen ist ja auch nicht so verkehrt. Die außergewöhnlichsten Häuser der Welt ist Stein und Holz gewordener Eskapismus für all die Daheimgebliebenen.
(Anzeige)