„Doctor Thorne“, Großbritannien, 2016
Regie: Niall MacCormick; Autor: Anthony Trollope, Juian Fellowes; Musik: Ilan Eshkeri
Darsteller: Tom Hollander, Stefanie Martini, Harry Richardson, Rebecca Front
Wir befinden uns im Jahre 1850 und werden auf eine romantische Reise ins Viktorianische England und seine Gutshäuser mitgenommen, wo der herzensgute Doctor Thorne (Tom Hollander) mit hinterlistigen Intrigen und ungewollten Romanzen jongliert, um seiner wunderschönen Nichte Mary (Stefanie Martini) ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Marys Herkunft ist fragwürdig und nicht adelig, was sie zu keiner guten Partie für den Sohn des Gutsherren von Greshamsbury macht. Jener Sohn, Frank (Harry Richardson), hat sich jedoch unsterblich in Mary verliebt und es beginnt ein Kampf um die Liebe, um Geld und Besitz.
Großartige Kostüme und Szenerien
Doctor Thorne ist eine Miniserie, bestehend aus vier Episoden. Zu Beginn werden wir von Julian Fellowes, dem Drehbuchautor, höchstpersönlich willkommen geheißen. Er sitzt in einem roten Sessel in einem gemütlich eingerichteten Zimmer vor dem lodernden Kamin und leitet die Geschichte über Doctor Thorne, geschrieben vom berühmten Schriftsteller Anthony Trollope, für uns ein. Dies tut er zu Beginn jeder Episode und schließt sie auch mit ein paar konkludierenden Worten ab. Ein wirklich warmherziger Rahmen wird dadurch um die kurze Serie gezogen, wir kommen zur Ruhe, hören den gewählten Worten des Drehbuchautors zu und freuen uns auf die bevorstehende Folge.
Genauso mit Bedacht ausgewählt wie das gemütliche Zimmer von Fellowes ist auch die sonstige Szenerie. Wir sehen prunkvolle Bauten und pompöse Kostüme, unendlich weite Landschaftsaufnahmen und detailverliebte Locations. Ein absolutes Plus dafür und auch für die passende Filmmusik, die sich wundervoll in die damalige Zeit einbettet.
Gute Story, doch manche Darsteller spielen over the top
Die schauspielerische Leistung schwankt zwischen sehr gut (Mary und Thorne) und durchschnittlich (Frank) bis hin zu over the top (Lady Arabella, Rebecca Front). Lady Arabella und auch ihre Schwägerin spielen die geldgeilen Geier, die alles versuchen, um Frank reich zu verheiraten und ihn von der schönen aber armen Mary fernzuhalten. Dies spielen die Darsteller auf eine Art und Weise, die an eine Parodie erinnert. Sie kommen wie Witzfiguren rüber. Das bringt zwar etwas Humor in die Serie, wirkt aber doch alles sehr plump.
Die Story ist durchweg gut, auch das Tempo stimmt. Es kommt keine Langeweile auf, es gibt keine großen überraschenden Wendungen und keine übertrieben kitschigen Liebesszenen. Die Spannungskurve bleibt zwar niedrig, aber baut sich stetig auf. Amüsant und charmant trifft es auf den Punkt.
Im Vergleich zu Downton Abbey
Die erfolgreiche Serie Downton Abbey, ebenso geschrieben von Julian Fellowes, spielt Anfang des 20. Jahrhunderts und handelt vom Leben eines Lords und seiner Familie und auch deren Bediensteten. Von den aufwändigen Sets und Kostümen her sind beide Serien miteinander vergleichbar. Das jeweilige Jahrhundert steht im Fokus und wird uns in der heutigen Zeit näher gebracht. Der Grund dafür, dass Fellowes mit Doctor Thorne niemals den großen Erfolg haben wird wie mit Downton Abbey, liegt an der fehlenden Authentizität. Doctor Thorne fehlt eine tiefergehende Ebene – man sieht in allen vier Folgen Darsteller, die sich verkleidet haben und uns das 19. Jahrhundert vorspielen. Wir tauchen aber leider nicht in diese Zeit mit ein. Mag sein, dass die insgesamt durchschnittlichen schauspielerischen Leistungen daran Schuld sind; der Hang zur Parodie trägt jedenfalls immens dazu bei, dass wir uns wie in einem aufgeführten Theaterstück fühlen. Downtown Abbey Fans werden Doctor Thorne sicherlich mögen, es wird sie allerdings auf keinen Fall so in ihren Bann ziehen.
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