Exodus
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Exodus – Der weite Weg

„Exodus – Der weite Weg“, Deutschland/Brasilien, 2017
Regie: Hank Levine; MusikHauschka

„Exodus – Der weite Weg“ läuft ab 29. März 2018 im Kino

Auch wenn das Thema Flüchtlinge die Medien nicht mehr ganz so beherrscht wie vor anderthalb Jahren, erledigt ist es damit noch nicht. Ganz unabhängig von Wahlkämpfen und dumpfen Demonstrationen sind noch immer Millionen Menschen unterwegs, auf der Suche nach einer neuen Heimat. Weil sie es wollen. Oft weil sie es müssen. 65 Millionen sollen es derzeit weltweit sein. Zum Vergleich: Das ist etwa so, als würden das Vereinigte Königreich oder Frankreich sich entscheiden, die Koffer zu packen und komplett das Land zu verlassen.

Derartige Massenbewegungen bedeuten natürlich gewaltige Herausforderungen, sowohl für die Betroffenen wie auch die Länder, die plötzlich wildfremde Menschen vor der Haustür haben. Dokumentarfilme zu diesem Thema gab es in den letzten Jahren dann auch nicht zu knapp. Die meisten befassten sich aber doch recht spezifisch damit. Café Waldluft beispielsweise zeigte ein ehemaliges Hotel in Bayern, das nun als Flüchtlingsunterkunft dient. Seefeuer nahm uns mit auf die italienische Insel Lampedusa bei Afrika, die regelmäßig Anlaufstelle für Flüchtlinge wird. Als Paul über das Meer kam wiederum führte uns ein Einzelschicksal vor Augen, angefangen bei der Flucht bis zu den Versuchen, in Deutschland sesshaft zu werden.

Eine Reise um die Welt
Der in Deutschland geborene, inzwischen in Brasilien lebende Regisseur Hank Levine nimmt sich ebenfalls des Themas an, weitet dabei aber den Blick. Und das sogar beträchtlich. Neben seinen beiden Heimaten Deutschland und Brasilien stattet er auch der Westsahara, Myanmar, Kuba und dem Südsudan einen Besuch ab. Und immer findet er Menschen, die derzeit auf der Flucht, zumindest aber unterwegs sind. Die darüber auch immer etwas zu erzählen haben.

Die Bandbreite dabei ist beeindruckend. Wir folgen einer Frau, die in der Wüste nach Landminen sucht. Wir sind Zeugen von Demonstrationen in Deutschland, die sich für einen besseren Umgang mit Flüchtlingen stark machen. Eine Syrerin, die nun in Brasilien lebt, berichtet von ihren Begegnungen mit Rassismus. Davon, als einzige Frau ein Kopftuch zu tragen. Aber auch bürokratische Hindernisse, welche überwunden werden müssen, stehen bei Levine auf dem Programm.

Von Grenzen da draußen und Grenzen im Kopf
Es sind Geschichten der Hoffnung dabei, Geschichten der Verzweiflung. Kulturen treffen aufeinander, führen zu Partnerschaften, aber auch zu heftigen Auseinandersetzungen – nicht alles lässt sich übersetzen, zu groß sind die Unterschiede. Man muss auch nicht unbedingt alle Menschen mögen, die hier vor die Kamera treten. Die Grenze von kämpferisch zu aggressiv, sie ist dünn. Dünner als die Mauern, welche gebaut wurden, um andere aussperren zu können.

Exodus – Der weite Weg lehrt dann auch, diese Mauern zu sehen, sowohl die physischen wie auch mentalen. Was bedeutet es, die eigene Heimat aufgeben zu müssen, um woanders neu anzufangen? Oft ohne Hilfe, ohne bekannte Gesichter? Was veranlasst einen, sich das überhaupt antun zu wollen? Der Dokumentarfilm macht betroffen und lockt gleichzeitig durch fast unwirklich schöne Aufnahmen. Gespenstisch schön sogar, wenn begleitet von der passenden Musik Bedrohung und Freiheit eng beisammen liegen. Der Anblick der Wüste, ein Hauch von Ewigkeit und doch so flüchtig wie das Leben der Menschen, die hier vorbeikommen und nicht wissen, ob sie jemals wieder die Rückreise antreten.



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Die Ambitionen sind groß, das Ergebnis ist es auch: „Exodus – Der weite Weg“ nimmt uns mit auf eine Reise durch die Welt, zeigt an den unterschiedlichsten Orten Menschen, die auf der Flucht sind. Die vielen Einzelschicksale machen betroffen, regen zum Nachdenken an und sind dabei von Bildern umrahmt, die fast zu schön für dieses Thema sind.