Fuehlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer
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Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?

„Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“, Deutschland, 2017
Regie: Lola Randl; Drehbuch: Lola Randl
Darsteller: Lina Beckmann, Charly Hübner, Benno Fürmann

Fuehlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer
„Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“ läuft ab 8. März 2018 im Kino

Mit Beziehungen, da kennt sich Luisa (Lina Beckmann) aus. Jeden Tag hilft sie anderen Paaren, ihre Probleme zu lösen und wieder zueinanderzufinden. Nur bei ihrer eigenen Beziehung will das nicht so recht klappen. Ihre Ehe mit Richard (Charly Hübner) ist lustlos, ohne Aufregung, ohne Spannung. Dann doch lieber Leopold (Benno Fürmann). Denn der ist spannend. Und gut aussehend. Leider aber auch Richards Chef, was die Affäre ein klein wenig schwierig macht. Bis sie auftaucht. Wieso da plötzlich eine zweite Luisa neben ihr ist, weiß sie nicht. Und unheimlich ist es natürlich auch, neben einer Doppelgängerin aufzuwachen. Aber auch irgendwo praktisch. Während Nummer zwei sich in Zukunft um Richard kümmern soll, kann das Original mehr Zeit mit Leopold verbringen. Die Sache hat nur einen Haken: Doppelgängerin Anne ist ziemlich naiv, unerfahren und hat keine Erinnerung an Luisas Leben …

Jeder hat irgendwo da draußen einen Doppelgänger, so heißt es. Inzwischen gibt es sogar eine Reihe von Internetseiten bzw. Apps, die einem dabei helfen sollen, solche zum Verwechseln ähnliche Menschen zu finden. Auch Filme nehmen immer wieder gern das Motiv auf, oft für finstere Machenschaften – siehe kürzlich der deutsche Thriller Freddy/Eddy oder auch die Stephen-King-Verfilmung Stark – The Dark Half. Regisseurin und Drehbuchautorin Lola Randl geht hier aber einen etwas anderen Weg. Nicht nur, dass sie den Humor innerhalb dieses Motives sucht, sie geht auch der Frage nach: Wie könnte ich einen solchen Doppelgänger nutzen? Oder besser: ausnutzen. Denn wo sonst die vermeintlichen Zwillinge in Filmen meist auf Augenhöhe agieren, ist Anne die dümmlichere Kopie von Luisa.

Doppelte Protagonistin, doppelter Spaß?
Das hat eine Reihe komischer Momente zur Folge. Anne, die bei jeder zwischenmenschlichen Interaktion Luisa um Rat und Erlaubnis fragen muss. Ein Klassiker sind natürlich auch die Verwechslungsszenen, wenn die beiden Versionen am selben Ort auftauchen – aber zur falschen Zeit. Das funktioniert auch deshalb, weil sich Lina Beckmann mit großem Elan in ihre Doppelrolle stürzt. Angst vor Hässlichkeit und peinlichen Situationen hat aber ohnehin keiner des prominenten Hauptdarstellertrios. Das ist manchmal amüsant. Manchmal weniger, wenn wieder der derbe Humorvorschlagshammer ausgepackt wird.

Leider begnügt sich Randl zu oft mit diesem. Da sind so viele Themen in der Geschichte angelegt, über die man nachdenken könnte. Wege, die darauf warten, begangen zu werden. An vorderster Front wäre da natürlich der Dauerbrenner Beziehungen und die Fallstricke der Langeweile. Auch der Wunsch, jemand ganz anderes zu sein – das zumindest ist die Diagnose von Luisa Therapeut –, dürfte den meisten Zuschauern irgendwie bekannt vorkommen. Zu guter Letzt schimmert immer mal wieder die Machtfrage durch. Darf Luisa Anne etwas vorschreiben, nur weil sie vorher da war?

Viel Lärm um nichts
Existenzphilosophisch ist Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer? jedoch nicht, will es vielleicht auch gar nicht sein. Das ist natürlich Randls gutes Recht. Schade ist es dennoch, dass die Komödie, die 2017 ihre Weltpremiere auf dem Filmfest München feierte, so wenig aus der originellen Situation macht. Gerade der Bereich der Beziehungskomödie ist so überlaufen von tatsächlichen Doppelgängern, dass jeder neue Blickwinkel mehr als willkommen ist. Trotz der skurrilen, später sogar surrealen Elemente tritt der Film aber zu sehr auf der Stelle. Wiederholt sich zu sehr. Führt dazu, dass man sich als Zuschauer im Anschluss selbst ein bisschen ausgebrannt und leer fühlt.



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Stell dir vor, du hättest einen Doppelgänger, der alles macht, was du ihm sagst! Die Vorstellung ist nicht nur verführerisch, sondern auch eine originelle Ausgangslage für eine etwas andere Beziehungskomödie. „Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“ holt aber nicht genug aus der Sache heraus, nutzt lieber den Humorvorschlaghammer, anstatt die interessanten Gedanken weiter zu vertiefen.
5
von 10