„Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier“, Deutschland, 2018
Regie: Mike Marzuk; Drehbuch: Mike Marzuk; Vorlage: Enid Blyton; Musik: Wolfram de Marco
Darsteller: Allegra Tinnefeld, Marinus Hohmann, Ron Antony Renzenbrink, Amelie Lammers, Jacob Matschenz, Peter Prager, Dirk Borchardt
Sommerferien sind schon etwas Tolles! Oder sie könnten es zumindest sein, wenn da nicht diese doofe Hochzeit wäre. Eigentlich würden die fünf Freunde George (Allegra Tinnefeld), Julian (Marinus Hohmann), Dick (Ron Antony Renzenbrink), Anne (Amelie Lammers) und Timmy der Hund ja lieber spannende Abenteuer erleben. Dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen, als ein Motorschaden Tante Fanny (Bernadette Heerwagen) und die Kids dazu zwingt, in einem kleinen Dorf Halt zu machen. Denn dort findet gerade eine Ausstellung statt mit dem Knochen einer komplett unbekannten Dinosaurierart! Und wo der herkommt, ist noch mehr zu finden. Das zumindest behauptet der kauzige Marty Bach (Jacob Matschenz). Glauben will ihm jedoch niemand. Bis auf die fünf Freunde natürlich, die darin die Chance auf das ersehnte Sommerabenteuer sehen.
Manche Helden sind einfach nicht totzukriegen. Über fünfzig Jahre ist es mittlerweile her, dass der letzte Band von Enid Blytons Kinderbuchreihe Fünf Freunde erschienen ist. Doch die Romane verkaufen sich nach wie vor blendend. Und auch die hiesigen Kinoadaptionen erfreuen sich großer Beliebtheit, die vier bisherigen Teile lockten mehrere Millionen Besucher in die Kinos. Dass die bisherigen Darsteller inzwischen zu alt für die Rollen der Kinderdetektive sind, stellte natürlich ein kleines Hindernis da. Aber keines, dass man einer solchen Cash Cow zuliebe nicht überwinden wollte: Man besetzte die Figuren einfach neu und startete mit Das Tal der Dinosaurier quasi wieder von vorne.
Alte, neue Bekannte
Eine Origin Story ist das neue Abenteuer jedoch nicht, die fünf sind – so wird zumindest angedeutet – bereits überaus erfahren beim Lösen von Fällen. Regisseur und Drehbuchautor Mike Marzuk, der schon die vorherigen vier Teile inszeniert hat, verzichtet zudem darauf, die kleinen Helden noch groß vorstellen zu wollen. Die Zielgruppe wird sie schon kennen, so die Annahme. Und selbst wenn nicht, der Film ist einfach genug, dass man auch ohne Vorkenntnisse direkt einsteigt.
Leider sind es ausgerechnet die fünf Freunde, die zum Schwachpunkt des Films werden. Marzuk verpasst es, ihnen wirklich deutlich unterscheidbare Persönlichkeiten zu verpassen. Die Beziehungen untereinander bleiben undeutlich, ebenso was wen auszeichnet. Unglücklicherweise sind auch die neuen Darsteller mit der Situation überfordert. Wo beispielsweise das kürzlich gestartete Königin von Niendorf gerade davon lebte, wie natürlich ein junges Mädchen und eine herablassende Jungsclique zusammenfinden und gemeinsam den Sommer verbringen, ist das hier alles zu künstlich. Zu gestellt. Zu holprig.
Gemischte Gefühle im Abenteuerland
Bei den erwachsenen Nebenfiguren sieht es glücklicherweise deutlich besser aus. Milan Peschel hat sichtlich Spaß mit seiner Rolle als schäbiger Bully. Peter Prager darf den verwirrten Professor geben. Besonders witzig ist Ruby O. Fee als desinteressierte Rezeptionistin in einem etwas eigenwilligen Hotel. Und auch Jacob Matschenz, der hier wie schon in Finn und der Weg zum Himmel ein etwas einfach gestricktes, liebenswertes Mannskind verkörpert, schaut man gerne zu – zumal er Anlass für die etwas emotionaleren Momente ist.
Wie bei den Darstellern, so ist auch der Rest des Films eher gemischt. Was Das Tal der Dinosaurier gut gelingt: Wenn die fünf Freunde auf Dinosauriersuche gehen, dann entsteht hier ein schönes Abenteuergefühl wie anno dazumal. Ein Großteil der Geschichte hätte tatsächlich aus den 50ern und 60ern stammen können, als man noch daran glauben durfte, vor der Haustür spannende Entdeckungen zu machen. Weniger geglückt ist jedoch der Humor, der sich ganz gern mal auf Missgeschicke und unangenehme Gerüche verlässt. Und das ist ebenso unbeholfen wie die Auflösung, bei der man sich so gar keine Mühe gegeben hat und doch stark zur Übertreibung neigt. Schade, Szenario und einige der Ideen und Figuren wären da doch für mehr gut gewesen. Immerhin, nett ist die Neuauflage. Und zumindest einige der Anlaufschwierigkeiten werden hoffentlich bis zum unvermeidlichen nächsten Teil gemeistert sein.
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