„grenzenlos – Geschichten von Freiheit & Freundschaft“, Deutschland, 2017
Regie: Johanna Bentz, Sandra Dajani, Madeleine Dallmayer, Nazgol Emami, Khaled Nawal, Diana Menestrey, Camilo Colmenares
Eigentlich ist es schade, grenzenlos in Worte packen zu müssen. Und witzlos noch dazu. Schließlich gibt es hier praktisch keine Worte. In Sara & Moris darf mal der Name des Kindes gerufen werden. In Die Pause mischen sich unter Kinderlachen und sonderbare Geräusche auch kleinere Sprachfetzen. Aber sie bleiben die Ausnahme in einem Film, der nur mit der Kraft der Bilder und Musik seine Geschichte erzählt. Genauer sind es sieben Kurzfilme, die in grenzenlos zusammengefasst werden. Jeder davon steht für sich, sie fügen sich aber auch harmonisch zu einem Gesamtwerk zusammen. So schön es ist, dass Kinos hier die Wahl haben, nur einzelne der Kurzfilme zu nehmen und individuell zusammenzufügen, im Idealfall sollte es bei dieser Fassung bleiben. Denn wirklich verzichten mag man auf keine der Episoden.
Das Ganze geht auf eine Initiative des Goethe-Instituts zurück, welches vor zwei Jahren dazu aufrief, nonverbale Kurzfilme zu drehen. Ziel und Zweck war es, zusammen mit Filmemachern aus aller Welt etwas zu erschaffen, das weltweit in Flüchtlingslagern gezeigt werden könnte – auch ohne jede Sprachkenntnis. Das ist den Regisseuren aus Deutschland, Syrien, Iran und Kolumbien auch geglückt. Es ist leicht, sich in den kleinen Werken zu verlieren, sich von der oft traumartigen Atmosphäre verzaubern zu lassen.
Die Welt aus der Sicht der Kinder
Ein kindliches Gemüt ist dabei jedoch eindeutig von Vorteil. Zwar ist grenzenlos nicht zwangsläufig für Kinder gemacht worden. Aber es hilft doch, sich in eines hineinversetzen zu können und aus deren Perspektive die Welt zu entdecken. Und zu entdecken gibt es hier einiges. Mal erscheint die Welt ganz groß, ein bisschen unheimlich vielleicht. Manchmal wird sie aber auch zu einem Ort der Magie und der Freundschaft. Riese erzählt die Geschichte der kleinen Ola, die in schwierigen Verhältnissen lebt und eines Tages im Meer einen gelben, freundlichen Riesen entdeckt.
Auch andere Episoden kombinieren das Alltägliche mit dem Fantastischen, meist um traurigen Schicksalen entkommen zu können. In dem surreal angehauchten Die Lupe läuft ein einsames Mädchen mit besagter Lupe umher, während sich die Welt unter ihrem Blick fortlaufend verwandelt – bis sie eine „echte“ Freundin findet. Und dann wäre da noch Der magische Luftballon, der einem gehbehinderten Mädchen von der Welt da draußen erzählen soll, die sie selbst nicht erleben kann.
Fort mit den Grenzen!
Thematisch ist das alles ähnlich, verbindet Trauriges mit Hoffnungsvollem, erzählt von Nöten und Sorgen, die sich in Träume verwandeln. Bei der Umsetzung gibt es jedoch große Unterschiede. Einige der Kurzfilme bestehen aus Realaufnahmen, andere sind animiert. Oft werden aber auch hierbei Grenzen aufgehoben. So wie es auch der zwischen Fiktionalem und Dokumentarischen geht – grenzenlos wird seinem Titel also in vielerlei Hinsicht gerecht. Ein großer Kinoerfolg wird daraus sicher nicht erwachsen. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Episodensammlungen aber anschauen, gerade auch mit Kindern. Denn so magisch und charmant geht es auf der Leinwand nur selten zu, trotz der geringen Mittel.
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