„Brad’s Status“, USA, 2017
Regie: Mike White; Drehbuch: Mike White; Musik: Mark Mothersbaugh
Darsteller: Ben Stiller, Austin Abrams, Jenna Fisher, Mike White, Luke Wilson, Jemaine Clement, Michael Sheen
Als Brad Sloan (Ben Stiller) seinen Sohn Troy (Austin Abrams) an die Ostküste begleitet, um Colleges zu besichtigen, löst der Besuch eine Sinnkrise in Brad aus. Trotz einer erfüllenden Karriere, einem komfortablen Lebensstil, einem musikalisch begabten Sohn und einer glücklichen Ehe mit seiner sanftmütigen Frau Melanie (Jenna Fisher) hat sich Brad während seiner glorreichen Studentenzeit mehr erhofft. Während er Troy durch Boston führt, wo er selbst studiert hat, kommt er nicht darum herum, sein eigenes Leben mit dem seiner damals vier besten Uni-Freunde zu vergleichen: Einer macht Karriere in Hollywood (Mike White), einer ist ein Hedgefond Manager (Luke Wilson), ein anderer ist ein Technikunternehmer (Jemaine Clement) und der letzte ein Politikexperte und gefeierter Autor (Michael Sheen). Während er sich deren wohlhabenden und glamourösen Lifestyle vorstellt, wundert er sich, was bei ihm schief gegangen sein muss. Doch als der Kontakt durch Zufall wieder hergestellt wird, fragt Brad sich, ob er wirklich derjenige ist, der versagt hat oder ob er auf andere Art und Weise der Erfolgreichste unter den Männern ist.
Vergleichsdenken (im digitalen Zeitalter)
Der amerikanische Autor Gore Vidal stellte einst fest: „Every time a friend succeeds something inside me dies.“ Dieses Zitat könnte der Untertitel des Films sein. Die Themen, die in Im Zweifel glücklich die tragenden Rollen spielt, sollten niemandem unbekannt sein: Neid, Vergleichsdenken, Selbstmitleid, Missgunst. In Zeiten des digitalen Austauschs über Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter hat jeder die Möglichkeit, das Leben seiner Familie, Freunde, Bekannten und Kollegen sowie ehemaliger Schulfreunde, Kommilitonen oder Verflossenen quasi live mitzuverfolgen. Die negativen Auswirkungen werden im Film treffsicher und mit einem scharfen Sinn für Humor dargestellt. Obwohl das Genre des Dramas überaus komplex ist und es nicht leicht fällt, die breite Masse gleichermaßem zu überzeugen, fühlt man sich als Zuschauer durch die Aktualität und den persönlichen Bezug auf die eine oder andere Weise angesprochen und kann sich mit Brads Figur und seinen Zweifeln identifizieren. Das liegt außer daran, dass das Drehbuch genauso clever geschrieben ist wie die Charaktere, die in ihrem Facettenreichtum und durch einen präzise ausgewählten und hochkarätigen Cast überzeugen.
Unsympathischer Antiheld und fehlende Präzision
Es ist nicht das erste Mal, dass Ben Stiller die Rolle eines smarten, neurotischen Antihelden verkörpert und ist dafür aufgrund seiner schauspielerischen Fähigkeiten grundsätzlich eine gute Wahl. Nur leider ist der von einer Midlie Crisis geplagte Brad Sloan kein besonders liebenswerter Zeitgenosse. In nie enden wollenden Monologen rekapituliert er seine verpassten Chancen, macht zeitweise seine Ehefrau zum Sündenbock oder verteufelt seine angeblich „besten“ Freunde. Als Zuschauer beobachtet man Brad dabei, wie er sich darin verbeißt, sich selbst das Leben zur Hölle zu machen, indem er nichts anderes zu sehen scheint, als die Errungenschaften seiner Ex-Kommilitonen, die auf materieller Ebene erfolgreicher sind als er selbst. Dabei verliert er sich trotz seines anständigen Lebens (inklusive Haus, Garten, liebender Frau, eigenem Geschäft, talentiertem Sohn) in illusorischen Fantasien von Reichtum und Glück. Dass Geld nicht gleich Glück bedeutet, übersteigt Brads Vorstellungskraft.
Darüber hinaus ist der Fortgang der Erzählung teilweise sehr schleppend und wird hauptsächlich von Dialogen getragen, in denen viel schwadroniert und wenig gesagt wird. Am Ende ist in den gut eineinhalb Stunden nicht wirklich viel passiert und eine Überwindung der Krise in Form einer Erleuchtung, die man sich zumindest im Ansatz für Brad wünscht, findet leider nie statt.
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