„Paddington 2“, UK/Frankreich, 2017
Regie: Paul King; Drehbuch: Paul King, Simon Farnaby; Vorlage: Michael Bond; Musik: Dario Marianelli
Darsteller: Hugh Bonneville, Sally Hawkins, Jim Broadbent, Hugh Grant, Brendan Gleeson; Sprecher: Ben Whishaw, Elyas M’Barek
Der 100. Geburtstag von Tante Lucy naht. Da braucht es schon ein richtig schönes Geschenk! Zum Glück hat der kleine Bär Paddington aber auch schon eine Idee, was das sein könnte: ein Pop-up-Bilderbuch über London, das er im Antiquitätenladen von Mr. Gruber (Jim Broadbent) gefunden hat. Leider ist das Buch aber ziemlich teuer. Und so ein Bär hat nun einmal nicht wirklich viel Geld. Während Paddington versucht, in diversen Nebenjobs eben dieses Geld zu verdienen, erfährt dummerweise auch der frühere Schauspieler Phoenix Buchanan (Hugh Grant) von dem Buch. Und der hat seine eigenen Gründe, warum er es unbedingt haben will – koste es, was es wolle.
Wenn Kinderhelden von einst wieder für neue Abenteuer ausgekramt werden, dann fällt dieses Wiedersehen oft etwas ernüchternd aus. Mal fehlt der Charme der damaligen Zeit, mal muss man erkennen, dass die eigenen Erinnerungen einem mitunter Streiche spielen – so mancher frühere Höhepunkt entpuppt sich beim zweiten, distanzierteren Hinsehen als nicht mehr ganz so toll, wie man damals meinte. Dass es auch ganz anders geht, das bewies 2014 der britische Regisseur und Drehbuchautor Paul King. Der spendierte dem guten alten Bären Paddington von Michael Bond nicht nur einen absolut würdigen Kinoauftritt. Er schuf sogar einen der schönsten und unterhaltsamsten Familienfilme der letzten Jahre, der zudem auch ein großer Kassenerfolg wurde.
Kommt ein Bär in die Großstadt …
Glücklicherweise steht Paddington 2 dem Spaß des Erstlings nicht nach. Und das, obwohl der Film notgedrungen in eine etwas andere Richtung geht. Wo das Debüt noch mit den typischen Culture-Clash-Elementen spielte, wenn ein Bär versucht als Mensch zu leben, sind diese hier stark minimiert. Paddington weiß nun – meistens zumindest – wie die Welt der Zweibeiner funktioniert und hat sich ganz gut darauf eingestellt. Nur zu Beginn erinnert King an die vielen Missverständnisse des Vorgängers, wenn er seinen Protagonisten von einem Missgeschick ins nächste stolpern lässt. Die Szenen bleiben dieses Mal jedoch eher die Ausnahme.
Unverändert ist jedoch der Charakter von Paddington: Er ist noch immer gutherzig, gutmütig und reichlich naiv. Nur werden diese Eigenschaften diesmal genutzt, um einen besonders starken Kontrast zu den Menschen aufzubauen. Denn irgendwie hat der Bär ein Pfötchen dafür, nicht unbedingt den nettesten und selbstlosesten Vertretern unserer Art zu begegnen. Das funktionierte bei Paddington schon sehr gut, wenn es unser Held mit einer verschlagenen, von Nicole Kidman porträtierten Tierpräparatorin zu tun bekam. Bei der Fortsetzung wurde dem noch eins draufgesetzt.
Starker Bär, starke Zweibeiner
Vor allem Hugh Grant ist eine Wucht: Als gealterter, selbstverliebter Schauspieler, der inzwischen unwürdige Arbeiten annehmen muss, darf er sich selbst mächtig auf die Schippe nehmen. Und auch Brendan Gleeson, der hier einen grimmigen Knastkoch spielt, hat eine Reihe von Glanzmomenten, wenn sich sein Weg mit dem unerschrocken-liebenswürdigen Bären kreuzt. Ohnehin ist die Besetzung wunderbar, von den wiederkehrenden Hugh Bonneville und Sally Hawkins als Familie Brown bis hin zu einem glamourösen Kurzauftritt von Joanna Lumley – ein jeder auf skurrile Weise überzogen, damit das Abenteuer nie zu real wirkt.
Aber auch visuell nähert sich Paddington 2 einem Märchen an. Zwar spielt der Film im realen London, versteht es aber immer, diese durch kleine unwirkliche Elemente und kreative Einfälle in ein geradezu magisches Abbild unserer bekannten Welt zu verwandeln. Vor allem zum Ende hin, wenn King das Tempo richtig anzieht und in einem turbulenten Finale mündet, gibt es kein Halten mehr und das Abenteuer wird auch optisch zu einer mitreißenden Achterbahnfahrt. Natürlich bleibt Paddington 2 im Herzen ein Film, der sich eher an ein jüngeres Publikum richtet. Aber es passiert dann doch so viel, wird an vielen Stellen so lustig, dass auch Erwachsene sich ohne falsche Scham danebensetzen, schmunzeln und manchmal richtig lachen dürfen. Dazwischen finden sich wie gewohnt immer wieder ruhigere und rührende Momente, die den Spaß abrunden und die Kinderbuchadaption erneut zu einem Höhepunkt machen.
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