„Peter Rabbit“, USA, 2018
Regie: Will Gluck; Drehbuch: Will Gluck, Rob Lieber; Vorlage: Beatrix Potter; Musik: Dominic Lewis
Darsteller: Domhnall Gleeson, Rose Byrne
Gemüse ist für alle da! Zumindest für alle Hasen. Dieser Ansicht ist Mümmelmann Peter, der sich seit vielen Jahren schon einen Kleinkrieg mit Mr. McGregor liefert. Schließlich hat der einen so schönen Gemüsegarten. Wäre doch schade, wenn der so gar nicht genützt würde. Als der alte Widersacher eines Tages tot umfällt, sieht Peter sich und den Rest der Waldtiere schon an seinem Ziel angekommen. Aber denkste. Taucht doch tatsächlich noch ein McGregor (Domhnall Gleeson) auf. Thomas. Der ist zwar viel jünger, aber ein ebenso großer Hasenfeind. Wäre doch gelacht, wenn Tier den Störenfried nicht auch wieder loswürde. Die Sache hat nur einen Haken: Bea (Rose Byrne). Die nette Nachbarin ist der Liebling aller Tiere, vor allem der Liebling von Peter. Und die ist aus völlig unerklärlichen Gründen gern mit diesem McGregor zusammen. Da braucht es schon einen richtig guten Plan, um doch noch ans Ziel zu kommen.
Woran erkennt man, dass Ostern vor der Tür steht? Neben den Schokoladeneiern, die urplötzlich aus allen Regalen schlüpfen, gibt es vor allem ein untrügliches Indiz: Es läuft mal wieder ein Hasenfilm im Kino. Nachdem letztes Jahr Die Häschenschule – Jagd nach dem goldenen Ei um die Gunst der Kinder und die Portemonnaies der Eltern buhlte, steht dieses Mal eine weitere Klassikerverfilmung auf dem Programm: Peter Hase. Eine etwas näherliegende Verfilmung, da die Kinderbuchreihe von Beatrix Potter nie wirklich aus dem Bewusstsein verschwunden – auch der zwischen 2012 und 2016 produzierten Fernsehserie wegen.
Das Beste aus zwei Welten
Anders als der enge Verwandte ist die Filmvariante jedoch keine reine CGI-Produktion, sondern kombiniert diese mit Realaufnahmen. Da durfte einem schon etwas angst und bange sein, schließlich stammt Peter Hase von Sony Pictures Animation. Und die hatten einige Jahre zuvor mit Die Schlümpfe schon einmal etwas ähnliches gemacht – mit einem für Fans traumatischen Ergebnis. Glücklicherweise ist der Auftritt von Langohr Peter aber deutlich besser gelungen, visuell wie inhaltlich. So machen der Titelprotagonist und seine Freunde eine gute Figur, finden eine schöne Mitte zwischen einem realistischen Aussehen und kleinen comichaften Übertreibungen.
Aber auch die Geschichte selbst gibt deutlich mehr her, als im Vorfeld zu befürchten war. Ein wenig Geduld braucht es dafür, schließlich setzt Peter Hase wie so viele Animationsfilme für Kinder zunächst auf hohes Tempo, viel Slapstick, coole Sprüche und seichte Popmusik. Die Zielgruppe wird es freuen. Der Rest darf auch weiterhin an der Erfolgsformel und der damit einhergehenden Gleichförmigkeit verzweifeln, unter der zumindest der Blockbusterbereich im Animationsumfeld leidet. Ganz davon ablassen kann Regisseur und Co-Autor Will Gluck (Freunde mit gewissen Vorzügen) im Anschluss zwar nicht von dieser Unart. Sein neuester Film hat aber doch einiges auf Lager, um diese leichter ignorieren zu können.
Tolle Schauspieler und eine überraschende Balance
Eine prima Besetzung zum Beispiel. Dass Rose Byrne in die Geschichte passen würde, daran gab es keinen wirklichen Zweifel. Neben der notwendigen warmen Ausstrahlung kennt sie sich bestens bei humorvollen Nachbarschaftsstreitereien aus – siehe Bad Neighbors. Eine echte Überraschung ist dafür ihr irischer Kollege Domhnall Gleeson. Dessen Glanzstunden waren bislang im Charakterbereich gewesen, etwa Ex Machina und Frank. Hier darf er nach Lust und Laune herumblödeln, eine unterhaltsame Mischung aus Kontrollfreak und Hanswurst, und darüber hinaus Teil einer tatsächlich süßen Romanze sein.
Unerwartet ist aber auch, dass Peter Hase die übliche Schwarzweißzeichnung solcher Filme vermeidet. Peter ist nicht der strahlende Held, der die Welt rettet. Thomas McGregor ist kein reiner Fiesling, der schon seiner Boshaftigkeit wegen bestraft gehört. Im Gegenteil: Immer wieder ist ihm das Mitleid sicher, wenn er zur Zielscheibe des erstaunlich gemeinen und unheldenhaften Peters wird. Dass am Ende beide eine Entwicklung durchmachen werden, das ist ebenso wenig originell wie der Humor, der sich gerne des Öfteren wiederholt – von kleineren Meta-Einlagen mal abgesehen. Und doch ist es irgendwie schön, wie den Kindern hier neben klassischen Tugenden auch beigebracht wird, wie wichtig es ist, Fehler einzugestehen und sich mit Leuten zu arrangieren, die man eigentlich nicht in seinem Leben haben will. Denn davor ist schließlich niemand gefeit, weder Mensch noch Hase.
(Anzeige)