„Ready Player One“, USA, 2018
Regie: Steven Spielberg; Drehbuch: Zak Penn, Ernest Cline; Vorlage: Ernest Cline; Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Tye Sheridan, Olivia Cooke, Ben Mendelsohn, Mark Rylance, Lena Waithe
Im Jahr 2045 haben die Menschen zu großen Teilen der Realität den Rücken zugekehrt. Wenn sie nicht gerade essen oder schlafen, sind sie in der virtuellen Welt von OASIS unterwegs, in der sie alles tun können, was sie wollen. Oder zumindest fast alles. An einer Sache haben sich bislang alle die Zähne ausgebissen: Als James Halliday (Mark Rylance), der Erfinder von OASIS, verstarb, hinterließ er den Spielern eine kleine Schatzsuche. Wer diese meistert, dem soll die komplette Welt gehören. Versucht haben es danach natürlich viele – ohne Erfolg. Doch dann kommen der 18-jährige Wade Watts (Tye Sheridan) und die beiden virtuellen Freunde Ar3emis (Olivia Cooke) und Aech (Lena Waithe) dem Geheimnis auf die Spur. Das wiederum ruft den mächtigen Unternehmer Sorrento (Ben Mendelsohn) auf den Plan, der alles dafür tun würde, um OASIS in seine Finger zu bekommen.
Man würde dem Regiealtmeister Steven Spielberg sicher nicht unrecht tun, wenn man ihm in seinen letzten Filmen eine gewisse Rückwärtsgewandheit unterstellte. In Bridge of Spies – Der Unterhändler erzählte er die Geschichte eines russischen Spions 1957, mit dem märchenhaften BFG – Big Friendly Giant verfilmte er eine über 30 Jahre alte Geschichte von Roald Dahl, in Die Verlegerin setzte er der Pressefreiheit ein Denkmal, indem er mit uns zurück in die 1970er reiste. In Ready Player One springt er zwar in eine ferne Zukunft. Und doch ist die Adaption von Ernest Clines gleichnamigen Bestseller das vielleicht ungenierteste Beispiel von Nostalgie, das wir dieses Jahr im Kino begrüßen dürfen.
Sucht die Easter Eggs!
Das kommt für Kenner des Buches natürlich nicht überraschend. Cline appellierte mit seinem Roman an die Herzen aller Nerds, vor allem solcher, die in den 80er Jahren aufgewachsen sind. Das ist in der Filmvariante nicht anders. Zwar tummeln sich Wade und seine virtuellen Freunde ausschließlich in futuristischen Welten herum, doch unterwegs begegnen sie – und damit wir – einer ganzen Reihe alter Bekannter. Einige sind offensichtlicher, weil sie namentlich genannt werden, beispielsweise Regisseur John Hughes, ein bedeutender Horrorfilm und ein legendäres Videospiel. Andere sind versteckt, audiovisuelle Easter Eggs, die in erster Linie dazu da sind, Fans zu erfreuen.
Wer sich zu den solchen zählt, der hat an Ready Player One natürlich noch ein ganzes Stück mehr Vergnügen. Auf jeden Schritt und Tritt gibt es hier Anspielungen, Querverweise oder kleinere Mementos längst vergangener Zeiten. Die längere Sequenz um besagten Horrorfilm entwickelt beispielsweise nur dann ihren Witz und Charme, wenn man zuvor das Original gesehen hat. Ohne das Vorwissen besteht die Gefahr, zwischendurch immer mal wieder etwas auf verlorenem Posten zu stehen und gar nicht so genau zu wissen, was das denn eigentlich alles soll.
Ein visueller Hochgenuss
Aber auch für diese Zuschauer hat Spielberg einiges im Angebot. Zunächst einmal sieht Ready Player One überwältigend aus. Die ersten Szenen, wenn wir die Welt einer Zukunft sehen, so heruntergekommen und vermüllt, dass Virtual Reality der einzige Ausweg bleibt, gehören zu den interessantesten Bildern, die das Science-Fiction-Genre zuletzt ausgepackt hat. Und das ist nicht einfach, hat es hier zuletzt doch einige echte Hochkaräter gegeben. Vor allem aber die Actionsequenzen sind fantastisch, im besten Stil gnadenlos überzogen und doch auch spannend – in einer Welt, in der alles möglich ist, ist eben nur wenig vorhersehbar.
Für die Geschichte an sich gilt das weniger. Das Abklappern bekannter Station mag man wohlwollend ebenfalls als Dienstleistung zum Wohle der Nostalgie verbuchen. Oder auch als einfallslos, gerade bei den Figuren gab man sich nun wirklich keine große Mühe. Aber sie erfüllen ihren Zweck, teils mehr als das. Ben Mendelsohn als böser Schablonen-Antagonist bereitet diebisches Vergnügen. Mark Rylance als geniales, aber sozial inkompetentes Spielegenie ist erstaunlich effektiv darin, ein paar rührende Momente aus seinen Auftritten herauszupressen. Und so ist Ready Player One dann eben klassisches Popcornkino von dem Meister des Popcornkinos, das gar nicht den Anspruch erhebt, wirklich mehr zu sein. Ein Beweis dafür, dass Spielberg auch jenseits der 70 noch immer für die Mischung aus Herz, Spannung und kindlichem Staunen gut ist, die sein Werk jahrzehntelang begleitet hat. Mit den großen Meisterwerken des Amerikaners kann es die Buchadaption vielleicht nicht aufnehmen. Muss aber auch nicht. Manchmal darf man auch einfach nur ein bisschen Spaß haben, sich aus dem Alltag ausklinken und gleichzeitig diesen wieder mehr zu schätzen lernen.
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