„Ni Shi Ying Jiu“, China, 2017
Regie: Hong-Seung Yoon; Drehbuch: Muchun Zha
Darsteller: Mi Yang, Wallace Huo, Shih-Chieh King, Yihan Zhang
Bei Tieren hat es bereits geklappt, bei Menschen steht der Durchbruch kurz davor: Ein chinesisches Unternehmen hat eine Methode entwickelt, mit denen sich Objekte und Lebewesen zurück in die Vergangenheit schicken lassen. Kleinere Schwierigkeiten gibt es zwar noch, aber die Wissenschaftlerin Xia Tian (Mi Yang) ist fest davon überzeugt, dass sie auch das letzte Problem noch lösen kann. Nur hat sie gerade ein viel größeres: Ein mysteriöser Mann namens Cui Hu (Wallace Huo) hat ihren innig geliebten Sohn Doudou (Yihan Zhang) entführt und fordert im Austausch die Ergebnisse ihrer Forschungen. Als dabei etwas schiefgeht, bleibt ihr nur eine Möglichkeit. Sie muss selbst in die Vergangenheit reisen, um das Unglück vorab verhindern zu können.
Kaum ein Traum hält sich hartnäckiger als der, durch die Zeit reisen zu können. Die wunderbaren Dinge, die man dabei anstellen könnte. Große Persönlichkeiten und große Dinosaurier treffen! Vergangene Fehler wieder ausbügeln! Endlich einmal die richtigen Lottozahlen zu haben! Xia Tian hat keinen dieser Träume. Ihr geht es letztendlich nur darum, ihren Sohn zu retten. Das ist nett, nachvollziehbar, wenn auch ein bisschen langweilig. So wie die Protagonisten allgemein nett und ein bisschen langweilig ist. Eine große Persönlichkeit wurde der Figur nicht mit auf den Weg gegeben. Es reicht, dass sie bildschön ist und intelligent. Den Rest darf der Zuschauer dann zusammensetzen.
Anfang langweilig, alles langweilig?
Zumindest in der ersten Hälfte von Reset gibt es jedoch recht wenig Anlass, das überhaupt in Angriff nehmen zu wollen. Wir sehen der Schönen bei der Arbeit zu, erfahren, dass sie nicht genug Zeit mit ihrem Sohn verbringt, lernen die Kollegen kennen. Wo andere Zeitreisegeschichten von Anfang an entweder auf das Szenario oder die Protagonisten setzen, passiert hier in beiden Hinsichten nicht genug. Dass es ein Film anfangs etwas langsamer angehen lassen will und die Geschichte lieber behutsam aufbaut, schön und gut. Hier wird das jedoch übertrieben, die chinesische Produktion bleibt nichtssagend, tut sich auch visuell nicht sonderlich hervor, will einfach nicht in die Gänge kommen.
Mit dem Auftauchen von Cui Hu kommt endlich etwas Schwung hinein. Doch erst im letzten Drittel, wenn der zwischenzeitlich schon völlig vergessene Zeitreiseaspekt doch noch angegangen wird, stimmt dann auch der Unterhaltungsfaktor. Dass Xia Tian ab diesem Zeitpunkt von einem Logikloch ins nächste stolpert, nimmt man da billigend in Kauf. Es ist das kleinere Übel. Ein Übel, das zudem praktisch jeden Film und jede Serie plagt, die sich auf das Wagnis Zeitreise einlässt. Nachdenken geschieht hier wie dort auf eigene Gefahr.
Huch? Das kommt jetzt unerwartet …
Zudem schafft es Reset im Endspurt doch noch ein paar Kurven zu nehmen, die man vorab wirklich nicht hat kommen sehen. Sie betreffen unsere Laborheldin wie ihre Gegenspieler gleichermaßen, sind im einen Moment tragisch, im anderen absurd. Das reicht dann zwar nicht, um den Beitrag vom Fantasy Filmfest 2017 aus dem qualitativen Mittelfeld herauszukatapultieren. Wer aber mal wieder einen etwas anderen Actionreißer sehen möchte, der kann es durchaus mal hiermit versuchen – umso mehr, da chinesische Filme hierzulande nach wie vor viel zu selten veröffentlicht werden.
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