School Life

School Life

„School Life“, Irland, 2016
Regie: Neasa Ní Chianáin, David Rane

School Life
„School Life“ läuft im Rahmen des 7. Shebeen Flick Irish Film Festivals (15. bis 25. März 2018)

Stell dir vor, du dürftest selbst bestimmen, was du in der Schule lernen willst. Ein Traum? Zum Teil. Gefragt werden sie zumindest, die Schüler der Headfort School. Das heißt jedoch nicht zwangsweise, dass dieser Wunsch dann auch erfüllt werden muss. Aber selbst wenn die Sache mit dem freien Willen an der Schule eher hypothetischer Natur ist, man hat doch das Gefühl, dass da einiges anders läuft in dem irischen Internat. Da werden literarische Klassiker ausgegraben und Rockmusik einstudiert, typische Kinderspiele gespielt und gleichzeitig über das Pro und Contra gleichgeschlechtlicher Ehen debattiert.

School Life bleibt dabei recht nahe an dem Alltag der Schüler, zeigt sie in ganz gewöhnlichen Situationen, aber auch zu besonderen Anlässen. Und doch sind sie eher zweitrangig. Nur wenige der Kinder treten hier wirklich in den Vordergrund, darunter die begabte, aber sehr scheue Eliza. Vom Rest wird man vielleicht an der einen oder anderen Stelle einen Namen aufschnappen. Aber die geraten ebenso schnell in Vergessenheit wie die dazugehörigen Kinder. Es sind in erster Linie die Lehrer, genauer das Ehepaar John und Amanda Leyden, welche im Mittelpunkt der Dokumentation stehen.

Am Ende (er-)zählen nur die Lehrer
Das wirkt zunächst etwas seltsam, zumal die beiden recht wenig über den Lehrberuf an sich sprechen. Und doch ist der Beitrag vom Shebeen Flick Irish Film Festival 2018 ziemlich unterhaltsam, da die beiden ebenso witzig wie exzentrisch sind. Wenn kleinere Erfolge und Misserfolge mit trockenem Humor kommentiert werden, dann dürfen einem als Zuschauer schon mal die Augen etwas feucht werden. Gleiches gilt für die rührenden Momente. Wenn Eliza langsam Vertrauen fasst. Wenn es zum Ende des Schuljahrs Abschied nehmen heißt.

Es ist dann auch eher diese eher persönliche Ebene, die School Life sehenswert macht. Über die Kunst des Lehrens, über die damit verbundenen Hindernisse und Herausforderung, darüber erfahren wir erstaunlich wenig. Aber die Schule wirkt auch nicht so, als würde sie sich an aktuellen Debatten über Pädagogik beteiligen wollen. So wie insgesamt wenig hier wirklich aktuell erscheint. Wäre da nicht die eine Szene, in der ein Mädchen ein Handyspiel spielt, man wüsste gar nicht so recht, dass wir uns in der Gegenwart befinden. Das mag man dann anachronistisch nennen oder altmodisch. Ob diese Isolation meist privilegierter Kinder so förderlich ist, um diese auf den Ernst des Lebens vorzubereiten, das steht ohnehin auf einem anderen Blatt. Aber irgendwie ist es auch wohltuend, wie es sich hier, etwa 50 Kilometer von Dublin entfernt, eine Gruppe von Menschen in einer mollig warmen Kuschelecke eingenistet haben, in der die Zeit keinen Zutritt hat. Und die Außenwelt auch nicht.



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„School Life“ zeigt uns über einen Zeitraum mehrerer Monate den Alltag in einem irischen Internat. Das hat erstaunlich wenig über die Kinder zu sagen oder auch etwas zu der Diskussion über die richtige Pädagogik beizutragen. Die Doku ist eher ein Anlass, um sich von Zeit und Raum zurückzuziehen, den exzentrischen Lehrern zuzuhören und dabei ein bisschen Spaß zu haben.