„Swordgai: The Animation“, Japan, 2018
Regie: Takahiro Ikezoe, Tomohito Naka; Drehbuch: Toshiki Inoue; Vorlage: Toshiki Inoue
Die Organisation Shoshidai hat nur ein Ziel: Waffen einsammeln. Nicht irgendwelche Waffen natürlich. Vielmehr haben sie es auf dämonische Schwerter abgesehen, die von den Menschen Besitz ergreifen und auf diese Weise ein riesiges Blutbad veranstalten. Auch Gai Ogata kommt schon in jungen Jahren in Berührung mit einer solchen mächtigen Waffe. Doch anstatt diese zur Ermordung anderer zu nutzen, versucht er diese Kräfte für gute Zwecke einzusetzen. Leicht ist dies jedoch nicht, denn da warten noch viele andere verfluchte Exemplare, denen kein Tod grausam genug sein kann.
Verfluchte Waffen, die dem Besitzer viel Macht verleihen, ihnen dabei jedoch auch kräftig schaden, die gehören zum Standardarsenal von Rollenspielen. Aber auch Fantasygeschichten, sei es nun in bewegter oder geschriebener Form greifen gerne immer mal wieder auf dieses Konzept zurück. Sie jedoch zum zentralen Bestandteil einer Geschichte zu machen, das hat dann doch Seltenheitswert. Ausgedacht hat sie sich der umtriebige Toshiki Inoue. Der hat für diverse Filme und Serien die Drehbücher geschrieben, darunter auch Animes wie Tenjo Tenge und Chaos;Head. Und eben Swordgai: The Animation, das auf einem Manga von Inoue basiert.
Wenn ich groß bin, werde ich … irgendwas
Ein bisschen erinnert das an das Kultwerk Katanagatari, in dem ebenfalls die Grenze zwischen Mensch und Waffe ziemlich fließend war. Anders als der humorbetonte Kollege ist Swordgai: The Animation aber ernsthaft angelegt. Manchmal zumindest. Scherze finden sich jedoch ebenfalls darin, genauso wie brutale Szenen. Eigentlich, und das ist eines der auffälligsten Merkmale der Serie, weiß man gar nicht so recht, was das hier sein sollte. Wohl auch weil die Macher es selbst nicht so genau sagen konnten.
Das betrifft nicht nur die Stimmung, auch der Inhalt der Serie hält nicht wirklich viel von Konstanz oder auch Konsequenz. Während der Einstieg noch recht eindrucksvolle Beispiele bereithält, was im Falle einer Schwertbesessenheit so alles passieren kann, wechselt Swordgai: The Animation anschließend immer wieder zwischen solchen Einzelfällen und der Geschichte um Gai hin und her, ohne dass daraus zwingend ein Zusammenhang entstehen würde. Vielleicht sind zwölf Folgen – so viele umfasst die erste Staffel der Netflix-Produktion – auch einfach nicht genug, um beidem gerecht zu werden: Aufbau einer Welt und Aufbau eines Einzelcharakters.
Ich leide, also bin ich
Denn leider ist gerade der zweite Punkt kaum geglückt. Wie so viele andere Animeserien auch geht diese hier davon aus, dass es reicht, einem Protagonisten eine traurige Vergangenheit anzudichten, um aus ihm einen vollwertigen und spannenden Charakter zu machen. Tut es nicht. Gai ist wie die meisten anderen Figuren, die hier im Laufe der Zeit über den Bildschirm wandern oder metzeln, ein recht belangloser Platzhalter für etwas, das eines Tages jemand werden will. Dass die erste Staffel aufhört, als es endlich mal ein bisschen loszugehen verspricht, das ist für den Nachgeschmack auch nicht gerade förderlich. Da sind die weniger ambitionierten Episoden, die erst gar nicht so tun, als wären sie mehr, oft die unterhaltsameren. Zwar ist auch da nicht alles Gold, was glänzt, mit Klischees wird hier nie gegeizt. Einige Szenarios sind aber zumindest etwas ungewöhnlicherer Natur, und in einem besseren Sinne übertrieben.
Hin und wieder Licht, oft Schatten, das gilt auch für die Optik. Gleich drei Animationsstudios haben sich hier zusammengeschlossen, um dem Manga das Laufen beizubringen: DLE (Thermae Romae), LandQ Studios und Production I.G (Maria the Virgin Witch, Blood-C). Hört sich nach einem ziemlichen Durcheinander an. Ist es auch. Mal sind die Hintergründe sehr stimmungsvoll, etwa wenn es raus in die Wälder geht. Dann gibt es Stadtaufnahmen, so spärlich, als wäre der Besitz von Hausrat in Zukunft gesetzlich verboten. Und dann tauchen auch noch diverse am Computer erstellte Figuren auf, die so gar nicht ins Bild passen wollen. Wobei natürlich genau das dann doch wieder passend ist bei einer Serie, wo so gar nichts zusammenpasst. Eine Serie, die man im einen Moment sehr gerne sieht, nur um sie im nächsten zu verabscheuen.
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