The Big Sick
© Weltkino

„The Big Sick“, USA, 2017
Regie: Michael Showalter; Drehbuch: Kumail Nanjiani, Emily V. Gordon; MusikMichael Andrews
Darsteller: Kumail Nanjiani, Zoe Kazan, Holly Hunter, Ray Romano

The Big Sick DVD
„The Big Sick“ ist seit 23. März 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Er solle was Anständiges lernen und eine gute Frau von daheim heiraten, ist das denn wirklich zu viel verlangt? Für Kumail (Kumail Nanjiani) laute die Antwort eindeutig: ja. Er liebt sie, seine aus Pakistan eingewanderte Familie. Dass sie ihre ganzen Traditionen und Erwartungen mitgeschleppt haben, das findet er jedoch weniger liebenswürdig. Seine Entscheidung, als Stand-up-Comedian in Chicago den Unterhalt bestreiten zu wollen, das war ja schon schwierig genug. Da müssen sie nicht wissen, wenn er insgeheim überhaupt nicht vorhat, eine der pakistanischen Frauen zu heiraten, welche seine Mutter anschleppt. Als er eines Tages die US-Amerikanerin Emily (Zoe Kazan) kennenlernt und die beiden eine Beziehung beginnen, steht er vor der Wahl: Soll er seinen Eltern alles beichten oder sich weiter heimlich mit ihr treffen?

Die besten Geschichten schreibt dann doch das Leben. Dieser Ansicht zumindest sind Emily V. Gordon und Kumail Nanjiani, die das Drehbuch zu The Big Sick geschrieben haben. Und sie müssen es wissen, griffen sie beim Verfassen doch kräftig auf das eigene Leben zurück. Das Kennenlernen während einer Comedy Show, in der Emily Kumail bei einem Auftritt gestört hat. Die spätere schwere Erkrankung von Emily. All das findet sich in den offiziellen Biografien der beiden. Natürlich wurde an Einzelstellen noch etwas geschraubt oder manches ver- oder neu gedichtet. Am Ende sei der Film aber immerhin semi-autobiografisch.

Übertrieben und doch nah am Leben
Wo die Grenzen zwischen dem echten Kumail sind und dem, den der Komiker verkörpert, das ist hier kaum noch zu entscheiden. Auf der einen Seite ist der Film sehr authentisch und voller Leben, gleichzeitig aber auch ziemlich verschroben. Es ist aber auch nicht wirklich nötig, sich für eine der beiden Seiten entscheiden zu wollen. Man hätte auch gar nicht die Zeit dazu. The Big Sick, das Anfang 2017 auf dem Sundance Film Festival Weltpremiere feierte und anschließend auf unzähligen deutschen Festivals zu sehen war, fesselt viel zu sehr, nimmt mal das Herz in Anspruch, mal die Lachmuskeln, als dass man hier noch großartig darüber nachdenken wollte.

Die Auftritte auf der Bühne sind dabei noch der schwächste Teil. Ähnlich zu anderen Stand-up-Comedies wie The Comedian oder Top Five wird hier nie so ganz klar, was genau an den Nummern denn hätte komisch sein sollen. Glücklicherweise ist The Big Sick davon aber ziemlich unabhängig. Wenn Kumail und seine Freunde ständig auf der Bühne stehen, dann ist das eher die Kulisse für die eigentlich wichtigen Szenen des Films. Und von denen gibt es eine ganze Menge.

Zwei Komödien in einer
Genauer besteht die Komödie aus zwei verschiedenen Handlungssträngen, die natürlich zusammenhängen und sich immer wieder treffen, im Grunde aber unabhängig voneinander funktionieren. Der erste betrifft das doch etwas eigene Verhältnis zwischen Kumail und seiner Familie. Das ist nicht frei von Klischees, soll es aber auch nicht: Wenn eine Familie mit traditionellen Werten in ein Land kommt, das diese Werte nicht teilt, dann kommt es automatisch zu Reibungen. Besonders ist hierbei, dass diese Culture-Clash-Momente größtenteils innerhalb einer Familie stattfinden, also nicht zwei Welten aufeinanderprallen, sondern eine Welt mit sich selbst im Widerspruch ist – ein Punkt, dem Kumail mit viel Selbstironie begegnet.

Der andere Strang betrifft Kumail und Emily. Auch hier gibt es viele Gemeinplätze und bekannte Mechanismen – ganz neu will The Big Sick das Romantic-Comedy-Rad dann doch nicht erfinden. Gelungen ist der Film dennoch. Vor allem die scharfzüngigen, intelligenten Dialoge des oscarnominierten Drehbuchs helfen dabei, sich aus der grauen Masse hervorzutun. Aber auch das unwiderstehliche, eigenwillige Paar spielt eine wichtige Rolle dabei, dass die Komödie eine der besten ihrer Art der letzten Jahre ist. Tüpfelchen auf dem i sind Holly Hunter und Ray Romano als Emilys nicht minder angeknackste Eltern, bei denen selbst die normalste Situation eskalieren kann. Als potenzieller Schwiegersohn ist das weniger ein Spaß, als unbeteiligter Zuschauer daheim auf der Couch dafür umso mehr.



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Der Sohn pakistanischer Einwanderer soll Arzt werden und eine pakistanische Frau heiraten. Stattdessen will er lieber Stand-up Comedian sein und ist in eine Einheimische verliebt. Das semiautobiografische „The Big Sick“ kombiniert Romantic Comedy mit Culture Clash zu einem Film, der zwar viele bekannte Elemente enthält, in der Mischung aber doch jede Menge Spaß macht – auch der scharfzüngigen bis verschrobenen Protagonisten wegen.
8
von 10