„Tomb Raider“, USA, 2018
Regie: Roar Uthaug; Drehbuch: Geneva Robertson-Dworet, Alastair Siddons; Musik: Tom Holkenborg
Darsteller: Alicia Vikander, Dominic West, Walton Goggins, Daniel Wu
Sieben Jahre, das ist eine lange Zeit. Aber nicht lang genug für Lara Croft (Alica Vikander). Denn sie ist noch immer davon überzeugt, dass ihr vor sieben Jahren verschwundener Vater Richard Croft (Dominic West) zurückkehren wird. Aus diesem Grund weigert sie sich auch nach wie vor, das Familienerbe anzutreten und verdient lieber als Fahrradbotin ihr Geld. Doch dann erfährt sie, wohin ihr Vater damals reiste: eine kleine Insel bei Japan, auf der die verfluchte Göttin Himiko begraben sein soll. Fest entschlossen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, reist sie ihm hinterher und lernt unterwegs Lu Ren (Daniel Wu) kennen, dessen Vater seinerzeit mit Richard Croft verschwunden ist.
Nicht nur Himiko, auch Videospielverfilmungen scheinen verflucht zu sein. Die konstant niedrige Qualität ist schon fast legendär. Die meisten Adaptionen sind darüber aber auch noch ziemliche Flops an den Kinokassen – sofern sie es denn überhaupt ins Kino schaffen. Lara Craft: Tomb Raider war zumindest in der Hinsicht eine Ausnahme. Der erste Leinwandauftritt der kultigen Computeramazone spielte 2001 immerhin 275 Millionen Dollar ein. Als zwei Jahre später die Fortsetzung Die Wiege des Lebens aber doch noch von dem Fluch eingeholt wurde, wurde die Reihe erst einmal wieder auf Eis gelegt.
Eine überraschend charmante Neuinterpretation …
Jetzt also der Versuch, sie wieder aufzutauen und an (wirtschaftlich) glorreiche Zeiten anzuschließen. Angelina Jolie hat die ikonischen Schusseisen natürlich mittlerweile an den Nagel gehängt bzw. an ihre jüngere schwedische Kollegin Alicia Vikander weitergeleitet. Aber kann das gut gehen? War Jolie nicht damals mehr oder weniger der einzige Grund gewesen, sich überhaupt die Filme anschauen zu wollen?
Die gute Nachricht: Vikander ist eine durchaus würdige Nachfolgerin. Mehr noch, sie ist eine echte Alternative. Das liegt auch daran, dass die Rolle dieses Mal etwas anders angelegt ist. Tough ist Lara Croft noch immer, macht sowohl bei kleineren Martial-Arts-Einlagen wie auch mit dem Bogen eine gute Figur. Und doch ist sie hier nicht einfach ein Kickass-Pinup, an dem alles abprallt. Sie ist unsicher, zuweilen überfordert, manchmal gar verzweifelt. Und sie ist charmant. Vor allem der Anfang, bevor das eigentliche Abenteuer beginnt, lässt jegliche Vorbehalte dahinschmelzen.
… in einem überraschend langweiligen Abenteuer
Die schlechte Nachricht: alles, was danach kommt. Also so ziemlich der komplette Rest des Films. Dass die Figuren eine konsequente Verkörperung ein jeden Klischees sind, das man sich nur vorstellen kann, ist unglücklich, aber zu verschmerzen. Schließlich ist es nicht so, als würde das Videospiel so wahnsinnig viel Wert auf sie legen. Da nimmt man dann auch einen Bösewicht in Kauf, der lieber auf Persönlichkeit verzichtet. Dafür ist im Dschungel einfach kein Platz. Schlimmer ist da schon, wie ungeniert sich Tomb Raider im Kitsch suhlt. Vor allem die Geschichte um die Crofts hätte in der Form nun echt nicht sein müssen, erreicht auch nie die vorgegebene Emotionalität.
Die eigentliche Enttäuschung ist aber das Abenteuer an sich. Ausgerechnet der Aufenthalt auf der Insel, was ja der Höhepunkt des Films sein sollte, ist schrecklich langweilig. Denn auch hier wird immer nur das Minimum geboten, Ideen und Szenen exhumiert, die älter sind als die verscharrte Königin. So schön es ist, wieder einen altmodischen Abenteuerfilm sehen zu dürfen, der auch in der Gegenwart noch von vergrabenen Schätzen und unentdeckten Orten träumt, so fade sind die Träume an sich. Das gilt besonders, wenn zum Ende hin tödliche Fallen überwunden werden müssen. Wenn es schon so wenige sind wie in Tomb Raider, dann sollten die wenigstens Eindruck machen. Es muss ja nicht gleich Saw sein. Aber auch da ist nichts zu holen, was man nicht schon spannender gesehen oder gespielt hat. Sollte der Film erfolgreich genug sein für eine Fortsetzung, die am Ende impliziert wird, dann muss da schon deutlich mehr passieren. So bleibt ein Werk, das sein Potenzial nicht mal ansatzweise ausnutzt und nur die anspruchslosesten aller Zuschauer zufriedenstellen wird.
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