Zwischen den Stuehlen
© Weltkino

Zwischen den Stühlen

„Zwischen den Stühlen“, Deutschland, 2016
Regie: Jakob Schmidt

Zwischen den Stuehlen DVDDie Zeit als Schüler, die machen wir alle durch, ob wir nun wollen oder nicht. Lehrer kennen wir dadurch natürlich ebenfalls. Selbst wer nicht diese Laufbahn einschlägt, kommt um sie kaum herum. So manch einer wird sich damals als Kind kaum hat vorstellen können, dass die Leute da vorne an der Tafel selbst einmal Schüler waren. Sich durch denselben Alltag plagen mussten. Zwischen den Stühlen widmet sich aber weder der einen, noch der anderen Gruppe. Regisseur Jakob Schmidt schaut sich vielmehr eine Art Zwischenstadium an, wenn er hier drei junge Menschen während ihres Referendariats begleitet.

Der Titel ist dabei wunderbar gewählt, drückt er doch die besondere Situation der drei aus. Sie sind keine richtigen Schüler mehr, aber auch noch keine richtigen Lehrer. Sie müssen Noten geben, werden aber selbst noch benotet. Sie wollen erreichen, dass die Kinder etwas lernen, während sie selbst noch viel zu lernen haben. Nur wenn sie das Referendariat erfolgreich hinter sich bringen, dürfen sie ihren Traumjob auch ausüben. Aber ist es denn wirklich ein Traumjob?

Lernen und Lehren sind zwei Paar Schuhe
Daran darf man hier so seine Zweifel haben. Das theoretische Wissen haben die drei drauf, mal mehr, mal weniger. Aber das beste Wissen bringt nichts, wenn die Vermittlung eben dieses Wissens nicht klappt. Die Gründe können hier unterschiedlichster Natur sein. Mal sind die Schüler bockig und haben keine Lust. Mal verschätzt sich ein angehender Lehrkörper darin, was ein Kind in dem Alter aufnehmen kann. Und auch Präsenz ist ein wiederkehrendes Thema: Wer in sich hineinmurmelt, hinter dem Schreibtisch verschwindet, es nicht schafft, die Aufmerksamkeit der Klasse zu erlangen, der hat von vornherein verloren. Im Beruf wie auf dem Weg dorthin.

Natürlich kann ein solcher Dokumentarfilm fast zwangsläufig nicht allgemeingültig sein. So individuell die drei Aspiranten sind, so individuell ist auch ihre Geschichte. Der immense Druck, der auf Referendaren lastet, jeder geht anders damit um. Für das eigene Leben lässt sich daraus nur wenig ableiten, sofern man nicht selbst gerade auf dem Weg zum Lehrberuf ist. Sehenswert ist Zwischen den Stühlen dennoch, nötigt einem etwas Respekt für den Beruf ab – zu den Kindern durchdringen zu wollen, ist nicht immer eine dankbare Aufgabe. Der Film geht an einigen Stellen sogar etwas zu Herzen, wenn Träume zerplatzen und große Pläne ins Nirgendwo führen. Sie erkennen müssen, dass das alles nicht so läuft, wie sie es sich ausgemalt haben. Denn man würde es ihnen dann doch gönnen, den dreien, dass sie es schaffen. Drückt ihnen, je mehr man sie kennenlernt, die Daumen, dass sie aus dem Zwischenbereich hervortreten und auf einem der Stühle da vorne Platz nehmen.



(Anzeige)

„Zwischen den Stühlen“ begleitet drei junge Menschen während ihres Referendariats, spricht mit ihnen über Träume und durchleidet den schwierigen Schulalltag. Das ist sehenswert, mit der Zeit gehen einem die drei auch so nahe, dass man ihnen die Daumen drückt. Fürs eigene Leben wird man hier jedoch eher nichts lernen.