„Candy Jar“, USA, 2018
Regie: Ben Shelton; Drehbuch: Chad Klitzman; Musik: Ryan Leach
Darsteller: Jacob Latimore, Sami Gayle, Christina Hendricks, Uzo Aduba, Helen Hunt
Sie kennen sich, seitdem sie Kinder sind. Und ebenso lange hassen sie sich schon: Wann auch immer Lona Skinner (Sami Gayle) und Bennett Russell (Jacob Latimore) zusammengekommen, wird leidenschaftlich gestritten. Etwa darüber, wer von beiden den Vorsitz des Debattierclubs ihrer Schule übernehmen darf. Immerhin, ein Ende ist in Sicht. Während Lona alles dafür tut, um im Anschluss nach Havard zu gehen, ist Bennett von dem Gedanken besessen, nach der Schule in Yale zu studieren. Aus den Augen, aus dem Sinn. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes und ausgerechnet die beiden Streithähne müssen zusammenarbeiten, um doch noch ihre Träume zu erfüllen.
Was sich liebt, das neckt sich. Wenn ein Film anfangs ganz viel Wert darauf legt, dass sich zwei Menschen so gar nicht mögen, dann ist das immer ein starkes Indiz dafür: Die müssen sich später zusammenraufen. Besonders bei Komödien. Wenn die beiden Protagonisten auch noch unterschiedlichen Geschlechts ist, bedeutet das zudem meistens, dass Amor noch eine Rolle spielen wird. Das ist bei Candy Jar nicht anders. Da mag der Film zu Beginn noch so sehr mit Kontrasten arbeiten – sie ist weiß, er ist schwarz, sie kommt aus ärmlichen Verhältnissen, er ist Sohn einer Senatorin –, zum Ende wird das keine Rolle mehr spielen.
Gleich und gleich streitet sich gern
Ohnehin sind die Unterschiede zwischen den zweien recht oberflächlich. Lässt man die drei offensichtlichen Gegensätze weg (Geschlecht, Hautfarbe, sozialer Status), bleibt kein wirkliches Unterscheidungsmerkmal zurück. Das ist durchaus ein Manko der Netflix-Produktion, die es verpasst, ihren Protagonisten über ihren Ehrgeiz hinaus klar erkennbare Persönlichkeiten zuzuschreiben. Ein Manko, dessen sich die Filmemacher aber wohl bewusst waren: Durch Kommentare der Lehrer sowie durch fließende Szenenübergänge wird recht deutlich gemacht, dass sich die beiden schon sehr ähneln. Mehr, als es ihnen wohl guttut.
Allgemein punktet Candy Jar nicht unbedingt durch Tiefgang, will das auch gar nicht. So süß und bunt wie die diversen Schleckereien in den titelgebenden Einmachgläsern, so ist auch der Film. Ein bisschen Drama wird zwar versucht, unterwegs dürfen die zwei zudem noch ein wenig über das Leben und sich selbst lernen. Überraschend ist keine diese Erkenntnisse: Alles, was im Laufe der anderthalb Stunden geschieht, wird rechtzeitig angekündigt oder entwickelt sich gemäß den durch andere Filme geschulten Erfahrungen. Nur eine wirklich unvorhersehbare Wendung prügelt sich in die Komödie, würde tatsächlich fremd und surreal wirken, wenn sie nicht so schnell wieder zu den Akten gelegt würde.
Nette Kids, lustige Erwachsene
Aber manchmal ist der Weg ja wichtiger als das Ziel. Wenn wir schon wissen, wohin wir fahren, dann wollen wir unterwegs immerhin eine schöne Aussicht bekommen. Candy Jar schlägt sich an der Stelle glücklicherweise beachtlich. Dass sich die obligatorische Romanze zwischen den beiden Teens sehr abrupt entwickelt, ist ein kleines Ärgernis. Eines, das wir von solchen High-School-Liebeskomödien aber schon gewohnt sind. Dafür sind die zwei sympathisch, nette Kids, denen man trotz manch abfällig-schäbiger Bemerkung ihrerseits viel Glück wünscht.
Der eigentliche Höhepunkt sind jedoch die Erwachsenen. Helent Hunt als Schulberaterin in einem mit Süßkram vollgestopften Zimmer – daher der Titel des Films – verleiht der Komödie etwas Schrulliges. Richtig unterhaltsam sind zudem die Mütter der zwei Kids, die von den gut aufgelegten Christina Hendricks (The Strangers: Opfernacht) und Uzo Aduba (Orange is the New Black) verkörpert werden. Die dürfen mit ihren oft passiv-aggressiven Streitigkeiten den Grundton für das Verhältnis ihrer Kinder legen. Außerdem verdanken wir den familiären Beziehungen einige schöne, warmherzige Momente. Das reicht dann zwar insgesamt nur für den gehobenen Durchschnitt. Als kleine Nascherei für zwischendurch geht die Zuckerkomödie aber durchaus in Ordnung.
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