„Death Note: Light up the New World“, Japan, 2016
Regie: Shinsuke Sato; Drehbuch: Katsunari Mano; Vorlage: Tsugumi Ohba; Musik: Yutaka Yamada
Darsteller: Masahiro Higashide, Sosuke Ikematsu, Masaki Suda, Erika Toda, Mina Fujii
Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Light Yagami mithilfe tödlicher Notizbücher die Welt von allen Verbrechern befreien wollte. Zwar wurde ihm damals das Handwerk gelegt, doch die Bedrohung durch die Bücher hält an. Als eine neue Todeswelle losbricht, schickt die Polizei eine von Mishima (Masahiro Higashide) angeführte Sondereinheit ins Feld, der auch Ryuzaki (Sosuke Ikematsu) angehört – sein Vorgänger war es damals, der Light bekämpft hatte. Aber auch Light hat einen Nachfolger gefunden: Cyberterrorist Shien (Masaki Suda), der unbedingt alle sechs Bücher an sich reißen will, um so Herrscher über Leben und Tod zu werden.
Bald zwölf Jahre nach dem Ende der Mangareihe von Tsugumi Ohba sollte man meinen, dass langsam mal Schluss wäre mit neuen Adaptionen. Aber weit gefehlt. 2015 wurde eine neue TV-Serie basierend auf dem Klassiker produziert, letztes Jahr inszenierte Adam Wingard im Auftrag von Netflix eine eigene, amerikanische Version der tödlichen Notizbücher. Aber auch das Kino sollte eine eigene Version bekommen: Death Note: Light up the New World, das zwischen den beiden Titeln oben veröffentlicht wurde und in Japan ein größerer Erfolg wurde: Mit Einnahmen von etwa 19,4 Millionen Dollar reichte es in den Jahrescharts immerhin für Platz 22.
Neues Kapitel mit Altlasten
In Deutschland werden sich diese Zahlen natürlich nicht wiederholen lassen, dafür ist im Vergleich die Fangemeinde auch einfach zu klein. Und an diese richtet sich die insgesamt 5. Live-Action-Umsetzung des Mangas auch. Gesehen haben muss man die Vorgänger nicht zwangsläufig, um bei Light up the New World quereinsteigen zu können. Der Vorspann erklärt die Bewandtnis der fatalen Bücher, die Originalgeschichte wird kurz wiedergegeben. Aber auch wenn hier ein prinzipiell neues Kapitel aufgeschlagen wird, die ständigen Verweise auf die vorangegangenen Filme irritieren ohne Vorkenntnisse schon ein wenig.
Aber auch Veteranen werden sich hier mit der Zeit immer häufiger etwas verlegen am Kopf kratzen. Im Grundsatz weicht Light up the New World natürlich nicht von der Ausgangsidee ab. Die eine Seite will mithilfe der Bücher (Todes-)Gott spielen, die andere das verhindern. Dass hier auf einmal gleich sechs Bücher im Umlauf sind, hat erstaunlich wenig Einfluss auf das Geschehen, dafür sind die jeweiligen Besitzer ihr Gut zu schnell wieder los. Entscheidender ist da schon, dass Mishima und Ryuzaki zwar an und für sich zusammenarbeiten, jeder dabei aber einen anderen Weg verfolgt.
Moment, wie, was war das eben?
Später wird sich der von Shinsuke Sato (I Am a Hero) inszenierte Film ohnehin an keinen Weg mehr halten. Das wird die einen freuen, für die das Szenario letztendlich zu sehr das Original kopierte, ohne viel draus zu machen. Die anderen werden verzweifeln oder sich gar richtig ärgern, wie viele Wendungen hier auf einmal eingebaut wurden. Wendungen, die so sehr aus dem Nichts kommen, dass man sich gar nicht so genau sicher sein kann, ob sie überhaupt zu dem Film da vorne gehören und was sie hier zu suchen haben.
Während solche Twists nur der Twists willen immer ein wenig Geschmackssache sind, dürfte die Aufmachung des Films einen Großteil der Zuschauer zufriedenstellen. Die Computerspielereien – der Gegner ist immerhin ein Hacker – sind manchmal etwas aufdringlich. Die düstere Farbgebung und die unheimlich-mysteriöse Atmosphäre machen den Beitrag vom Japan-Filmfest Hamburg 2018 und Nippon Connection 2017 aber zu einer sehenswerten Adaption, wenngleich ihr die moralische Ambivalenz der Vorlage fehlt.
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