Die Pariserin Auftrag Baskenland
© X-Verleih

Die Pariserin – Auftrag Baskenland

„Mission Pays Basque“, Frankreich, 2017
Regie: Ludovic Bernard; Drehbuch: Michel Delgado, Eric Heumann; Musik: Lucien Papalu, Laurent Sauvagnac
Darsteller: Élodie Fontan, Florent Peyre, Daniel Prévost, Nicolas Bridet, Barbara Cabrita, Damien Ferdel

Die Pariserin Auftrag Baskenland
„Die Pariserin – Auftrag Baskenland“ läuft ab 19. April 2018 im Kino

Man sollte sich von dem äußeren Erscheinungsbild nicht täuschen lassen: Sibylle (Élodie Fontan) mag aussehen wie ein Model, ist in Wahrheit aber eine knallharte Geschäftsfrau, die vor nichts zurückschreckt. Das kommt der Pariserin auch zu Gute, als sie im Auftrag einer Supermarktkette ins Baskenland geschickt wird, um dem älteren Ladenbesitzer Ferran Beitialarrangoïta (Daniel Prévost) sein Familiengeschäft für wenig Geld abzuschwatzen. Das gelingt ihr auch, hat aber einen Haken: Der Herr wurde längst für unzurechnungsfähig erklärt, das ihm ausgehändigte Geld ist damit futsch. Und so reist Sibylle zusammen mit Gaëtan Moralès (Damien Ferdel), dem jüngeren Bruder ihres Verlobten Raphaël (Nicolas Bridet), erneut in das kleine baskische Dorf, um das Geschäft doch noch über die Bühne zu bringen. Doch das wird erst recht kompliziert, umso mehr als Ferrans attraktiven Neffen (Florent Peyre) begegnet, der den Laden übernommen hat und diesen um keinen Preis der Welt rausrücken will.

Nach dem Megaerfolg von Willkommen bei den Sch’tis gab es einige Jahre lang kein Entkommen mehr vor französischen Culture-Clash-Komödien, die genüsslich und reichlich überdreht mit Klischees spielten. Zuletzt war es recht ruhig geworden, die Grande Nation versucht sich eher an anderen Formen des Humors. Dafür gibt es jetzt gleich in doppelter Ausführung Nachschlag. Erst versucht Danny Boon mit einer Pseudo-Fortsetzung Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen noch einmal kräftig Kasse zu machen, was zumindest daheim gut funktionierte. Die Pariserin – Auftrag Baskenland geht hingegen den umgekehrten Weg, wenn hier – mal wieder – ein Großstadtmensch in die Provinz geht, um sich dort nach anfänglichen Problemen in Land und Leute zu verlieben.

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt
Aber auch der Humor unterscheidet diesen Film hier von diversen Kollegen. Klischees gibt es natürlich auch hier, sei es im kulturellen oder kulinarischen Bereich. Vor allem aber die bewaffneten Unabhängigkeitskämpfe der Basken, die zum Teil lieber einen eigenen Staat hätten, werden hier auf absurde Weise auf die Schippe genommen. Das hat dann zwar so gar keinen Bezug mehr zur Realität, gehört aber definitiv zu den besten Momenten von Die Pariserin. Wenn hier mit einer befremdlichen Selbstverständlichkeit Panzerfäuste geschwungen werden, als gehörten sie in jedes Handgepäck, dann hat das zumindest Alleinstellungspotenzial.

Vom Rest des Films lässt sich das leider so gar nicht behaupten. Nach einem vergleichsweise gelungenen Auftakt, der Sibylle und Raphaël als rücksichtslose Unternehmensgeier zeigt, begnügt sich Die Pariserin damit, brav die Pflichtschritte einer Liebeskomödie abzuarbeiten. Dass die stolze Businessfrau am Ende dem starken Basken in die Arme fällt, daran herrscht hier von Anfang an kein Zweifel. Wo andere aber vielleicht noch versuchen würden, eine Entwicklung einzubauen, muss es hier sehr schnell gehen. Es reicht ein Auftritt von Sibylle, damit Raphaël vergisst, dass er die Frau eigentlich hasst. Eine wirkliche Chemie entsteht auf diese Weise natürlich nicht. Wenn die beiden zusammenkommen, dann weil es das Drehbuch so will, nicht weil es sich aus dem Film heraus ergeben würde.

Das Herz für die Tonne
Dass eine solche Kombination von Culture Clash und Liebeskomödie besser funktionieren kann, das bewiesen vor einigen Jahren die Spanier in ihrem Kassenschlager 8 Namen für die Liebe. Das war zwar auch nicht origineller, investierte aber immerhin etwas Zeit in die Figuren. Wenn Sibylle und Raphaël später ein Paar werden und dabei nonchalant Allergiker vorführen – deutlich schlimmer als es die kontroverse Szene in Peter Hase tat –, dann ist das nicht nur wenig nachvollziehbar. Es ist einem auch egal, dafür geht einem das Schicksal der beiden trotz bester Absichten einfach zu wenig zu Herzen.



(Anzeige)

Eine Pariser Geschäftsfrau fährt ins Baskenland, um einen kleinen Laden zu kaufen, und stößt dabei auf einen widerspenstigen Einheimischen. In den besten Momenten nutzt die französische Komödie den bewaffneten Unabhängigkeitskampf zu absurden Zwecken. In den meisten anderen gibt es abgenutzte Klischees und eine Romanze, die viel zu erzwungen ist, als dass sie einem irgendwie zu Herzen gehen würde.
4
von 10