HERRliche Zeiten
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HERRliche Zeiten

„HERRliche Zeiten“, Deutschland, 2018
Regie: Oskar Roehler; DrehbuchJan Berger, VorlageThor Kunkel; Musik: Martin Todsharow
Darsteller: Katja Riemann, Oliver Masucci, Samuel Finzi, Lize Feryn

HERRliche Zeiten
„HERRliche Zeiten“ läuft ab 3. Mai 2018 im Kino

Eigentlich hätte es nur ein kleiner Scherz sein sollen, mehr nicht. Als dem Schönheitschirurg Claus Müller-Todt (Oliver Masucci) und seiner Frau, der Gartenarchitektin Evi (Katja Riemann), eines Tages die Putzfrau davonläuft, schaltet er eine Annonce, nach der er neue Sklaven sucht. Tatsächlich melden sich jede Menge Bewerber, die das Anliegen aber ein klein wenig anders verstanden haben als gemeint. Doch auch Bartos (Samuel Finzi) und Lana (Lize Feryn) sind unter den Anwärtern und bieten sich an, als Knechte für das Wohlergehen des Ehepaares zu sorgen. Während sich Claus schnell für diese Situation begeistern kann, tut sich Evi deutlich schwerer mit der vornehmen Unterwürfigkeit. Aber auch sie lernt die Vorzüge zu genießen, wenn dir jemand jeden Wunsch erfüllt.

Das war schon ein sehr unangenehmes Gefühl, als bekannt wurde, unter welchen menschenunwürdigen Verhältnissen in Katar die Stadien für die kommende WM gebaut werden. Sklaven? Das dürfte es heute doch gar nicht mehr geben, ist ein Relikt aus der Zeit, als Schwarze auf Baumwollplantagen schuften mussten, während es hie und da mal was mit der Peitsche gab. Und doch, die Situation mag sich geändert haben, ebenso wer Herrscher, wer Beherrschter ist. Aber die Neigung der Menschen, andere zur eigenen Bereicherung zu unterdrücken, die findet sich auch im Jahr 2018 wieder.

Sklaven des Alltags
Ganz so weit muss man dafür gar nicht fahren, wenn es nach HERRliche Zeiten geht. Die auf Motiven von Thor Kunkels Roman Subs basierende Komödie zeigt uns: In Deutschland ist das genauso möglich, sofern nur die Rahmenbedingungen gegeben sind. An einer Auseinandersetzung mit der realen Gesellschaft ist Regisseur Oskar Roehler dabei jedoch nicht interessiert. Er kümmert sich nicht um das Politische, auch das wirtschaftliche Treiben der Unternehmen ignoriert er. Stattdessen sind es hier mehr oder weniger normale Figuren, die sich plötzlich zu Herren über andere aufschwingen und dabei ziemliches Gefallen entwickeln.

Das erinnert ein wenig an Das Experiment, in dem eine Einteilung in Wärter und Gefangene erschreckende Abgründe in normalen Menschen aufdeckte. Wer Macht über andere hat, der nutzt sie aus, verliert dabei zunehmend seine Hemmungen. HERRliche Zeiten geht im Vergleich nicht ganz so weit, verfolgt ja auch eine andere Absicht. Wo der Thriller noch schockieren und richtig weh tun sollte, ist das hier in erster Linie zur Belustigung gedacht. Richtig viel Schaden entsteht ja zunächst nicht, wenn man sich bedienen lässt. Außerdem sind es ja die Sklaven, die die Initiative ergreifen – Claus und Evi lassen sich darauf nur ein.

Aber dürfen wir das wirklich?
Evi ist hierbei die spannendere der beiden Personen. Während Claus von Anfang an als selbstverliebter Gockel dargestellt wird, der von den meisten Menschen nichts hält, ist bei seiner Frau zumindest noch ein moralischer Kompass vorhanden. Nicht alles, das geht und erlaubt ist, ist deswegen auch gut und richtig. Sie ist die letzte Bastion auf dem Weg in die Barbarei, eine Erinnerung daran, dass Menschen eben doch mehr sind als pure Nützlichkeit. Anders als Klaus, der nicht viel mehr als eine Karikatur ist, könnte man ihr sogar abnehmen, eine reale Persönlichkeit zu sein.

Aber mit Realismus oder Subtilität hat HERRliche Zeiten ohnehin nichts am Hut. Schön grotesk soll das alles sein, mit viel Humor, der einem zeitweise im Hals stecken bleiben soll. Das klappt manchmal besser, manchmal schlechter. Während etwa eine geplante, nicht so richtig legale Verschönerung des Eigenheims viele absurd-komische Situationen und Dialoge bedeutet, schießt der Film gerade zum Ende hin dann doch zu sehr übers Ziel hinaus. Indem er weit von dem entfernt, was noch Teil des Alltags sein könnte, verliert er seine satirische Schärfe, ist auch zu albern, als dass die Zuspitzung funktionieren würde. Amüsant ist das Ganze in der Summe aber schon, ein fürs deutsche Kino sehr ungewöhnlicher und treffend besetzter Film, der mal weder betroffen tut noch richtig gefällig sein will.



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Lass mich dein Sklave sein! „HERRliche Zeiten“ stellt uns ein anfangs noch vergleichsweise normales Ehepaar vor, das dank äußerst unterwürfiger Angestellter dem Machtrausch erliegt. Das ist teilweise wirklich witzig und zeigt uns genüsslich die hässliche Seite vermeintlich zivilisierter Menschen. Sonderlich subtil ist die Komödie dabei aber nicht und übertreibt es zum Ende dann auch.
6
von 10