Kaeptn Sharky
© Universum Film

„Käpt’n Sharky“, Deutschland, 2018
Regie: Hubert Weiland, Jan Stoltz; Vorlage: Jutta Langreuter, Silvio Neuendorf

Kaeptn Sharky
„Käpt’n Sharky“ läuft ab 30. August 2018 im Kino

Kein Pirat ist stärker, mutiger, gefürchteter als Käpt’n Sharky. So zumindest sieht er sich selbst ganz gern. In Wahrheit ist der kleine rundliche Junge aber weniger Schrecken der Meere als vielmehr die Witzfigur der Meere. Keiner nimm ihn ernst, keiner will mit ihm auf Abenteuer gehen. Nicht freiwillig zumindest. Unfreiwillig hat er dann aber doch recht bald Begleitung: Der 10-jährige Mitch und Admiralstochter Bonnie schleichen sich auf sein Schiff, um sich dort verstecken zu können. Anderen helfen? Sharky? Darauf hat er eigentlich keine Lust, schließlich muss er seinen Piratenruf verteidigen. Andererseits kommen die beiden ihm gerade recht. Denn Bonnie hat einen Kompass. Und den kann der Möchtegernpirat dann doch ganz gut gebrauchen bei seinem nächsten Abenteuer.

Ein schwarzer Hut, das Totenkopf-Emblem, Säbel, vielleicht auch das eine oder andere Holzbein und sprechende Papageien – das sind die klassischen Elemente, die uns so in den Kopf kommen, wenn wir an Piraten denken. Dass diese nicht unbedingt viel mit der Realität zu tun haben, ist nicht weiter schlimm. Vor allem nicht mit der heutigen Realität, in der zwar noch immer Freibeuter Teile der Weltmeere unsicher machen, dabei jedoch völlig anders aussehen. In Film und Fernsehen ist die Faszination für die oft auch etwas romantisch verklärten Seeverbrecher von einst aber ungebrochen. Noch immer werden neue Filme und Serien produziert. Black Sails brachte es auf immerhin vier Staffeln, letztes Jahr wurde mit Pirates of the Caribbean: Salazars Rache ein neuer Teil der Blockbusterreihe veröffentlicht, One Piece ist längst die erfolgreichste Mangareihe aller Zeit, ein Ende nicht abzusehen.

Konkurrenz aus deutschem Lande?
Nun also Käpt’n Sharky. Ob es die deutsche Produktion in punkto internationale Popularität mit den Beispielen oben wird aufnehmen können, ist jedoch zweifelhaft. Nicht, dass man sich im Land der Dichter und Denker Animationsfilmen für Kinder verweigern würde. Die landen auf der Liste der erfolgreichsten Filme des Jahres oft auf einem der vorderen Plätze. Das betrifft dann zwar in erster Linie die Hollywoodvertreter. Mit Happy Family (rund 600.000 Besucher) und Der kleine Vampir (rund 250.000 Besucher) spielten letztes Jahr aber auch zwei deutsch Kollegen ganz gut mit.

Und auch sonst sind die Voraussetzungen nicht so schlecht. Vorlage bildet eine immerhin bislang zwölfbändige Kinderbuchreihe. Auch bei den Sprechern griff man nicht wahllos zu. Jule Hermann spielte beispielsweise in den beiden erfolgreichen Wendy-Teilen die Hauptrolle. Anton Petzold ist dank der diversen Filme der Reihe Rico, Oskar … auch kein ganz unbeschriebenes Blatt. Axel Prahl wiederum durfte vor nicht allzu langer Zeit in Die kleine Hexe beweisen, dass er ein versierter Synchronsprecher ist. Außerdem kennt sich der Schauspieler in dem Bereich gut aus, durfte er Sharky doch schon in mehreren Hörspielen sprechen.

Nichts als Langeweile auf hoher See
Das eigentliche Problem des Films liegt woanders: Er ist über den Titel hinaus in keiner Weise erwähnenswert. Dass ein deutscher Film nicht das Budget bekommt, das etwa Disney oder Pixar zur Verfügung steht, das ist natürlich klar. Als Zuschauer gibt es aber keinen Grund, für eine Optik, wie sie hier angeboten wird, ebenso viel Geld an der Kinokasse zu lassen wie zum Beispiel bei Vaiana – um bei einem Wasserabenteuer zu bleiben. Objekte sind in der Welt der Piraten kaum vorhanden und wenn dann nur sehr grob modelliert, die Ausflüge an Land bringen auch nicht mehr Landschaft hervor als die Seereisen. Es fehlen aber auch in punkto Design Einfälle, wie sich die Inseln und Meere etwas aufregender gestalten lassen. Oder auch die Figuren. Da hatte der dänische Kollege The Incredible Story of the Giant Pear kürzlich sehr viel mehr Charakter und Ausdruckskraft bewiesen, bei einem sicherlich nicht höheren Budget.

Und auch inhaltlich enttäuscht der Film, welches auf dem Internationalen Trickfilm Festival Stuttgart 2018 seine Weltpremiere feiert. Das Abenteuer ist langweilig, die Figuren sind es auch, das Potenzial eines kleinen, etwas pummeligen Jungen, der Pirat sein will, wird erst gar nicht in Angriff genommen. Seine Crew, die aus verschiedenen Tieren besteht, ist ebenso austauschbar. Dass man sich überhaupt für Tiere entschieden hat, war wohl darin begründet, dass tierische Sidekicks in Animationsfilmen die Regel sind. Und wenn Käpt’n Sharky eine Sache konsequent verfolgt, dann die: Man klaut sich die Zutaten bekannter Vorgänger zusammen, in der Hoffnung, am Ende genau so gut zu sein. Klappt aber nicht, das Ergebnis ist so fade, wie ein Animationsfilm nur sein kann. Lediglich die Begegnung mit einer ganzen Krabbenschar sticht hervor. Damit ist zwar ebenfalls keine interessante Geschichte verbunden, sie ist aber so grotesk, dass man bei der ansonsten vorherrschenden Langeweile dafür dankbar sein darf. Umso mehr, da an der Stelle ein überraschend eingängiges Lied angestimmt wird. Das reicht als Daseinsberechtigung zwar nicht aus. Aber wie Piraten auch, so nimmt man als Zuschauer, was man nur kriegen kann – selbst wenn die Beute so mager ausfällt wie hier.



(Anzeige)

Ein Piraten-Animationsfilm aus Deutschland? Das ist nicht ganz alltäglich. Aber leider auch nicht gut. Die Optik ist simpel und ohne kreative Einfälle, auch Geschichte und Figuren langweilen sehr schnell. Trotz einer überraschend guten Musik fehlt daher bei der Kinderbuchadaption „Käpt’n Sharky“ angesichts der sehr viel stärkeren Konkurrenz eine echte Daseinsberechtigung.
4
von 10