„Je Ne Suis Pas Un Homme Facile“, Frankreich, 2018
Regie: Eléonore Pourriat; Drehbuch: Eléonore Pourriat, Ariane Fert; Musik: Fred Avril
Darsteller: Vincent Elbaz, Marie-Sophie Ferdane, Pierre Bénézit
Damien (Vincent Elbaz) liebt die Frauen. Alle Frauen. Na gut, nicht wirklich alle. Nur die schönen. Mehr als 3.000 von ihnen soll er schon im Bett gehabt haben. Und wenn es nach ihm geht, werden das bald noch ein paar mehr werden. Dummerweise geht es aber nicht mehr nach ihm: Als er etwas unsanft mit einem Straßenschild zusammenknallt, wacht er in einer Parallelwelt auf, in der Frauen das Sagen haben. Sie bestimmen beruflich, wo es lang geht, in der Beziehung ebenfalls. Die Schriftstellerin Alexandra (Marie-Sophie Ferdane) ist es dann auch gewohnt, die Hosen anzuhaben. Irritiert, amüsiert, aber auch fasziniert ist sie, als sie von Damien hört, dass es noch eine andere Welt geben soll, in der die Geschlechterrollen umgekehrt sind. Aber auch ihr fällt es schwer, die gewohnte Kontrolle abgeben zu sollen.
So wichtig es ist, dass die #MeToo-Kampagne sexuelle Übergriffe und deren entsprechenden Täter ans Tageslicht brachte, wichtiger ist noch die angestoßene Debatte, wie allgemein mit Frauen im Alltag umgegangen wird. Insofern kommt Kein Mann für leichte Stunden natürlich zu einem idealen Zeitpunkt. Denn hier werden komödiantisch aufgearbeitet jede Menge festgefahrener Geschlechterstrukturen aufgebrochen und einfach umgedreht. Was wäre, wenn Frauen die Macht hätten? Wie würde die Welt dann aussehen?
Frauen sind auch nicht wirklich anders
Die Antwort fällt – je nach Zuschauer bzw. Zuschauerin – ernüchternd oder erheiternd aus. Denn die Welt, die uns Regisseurin und Co-Autorin Eléonore Pourriat da zeigt, die ist nicht wirklich anders als die, die wir schon kennen. Wer also immer der festen Ansicht war, dass eine von Frauen geleitete Welt uns von den bestehenden Problemen erlösen würde, in Kein Mann für leichte Stunden ist nichts davon zu sehen. Vieles kommt einem bekannt vor, nur eben mit umgedrehten Vorzeichen. Nun müssen die Männer hautenge Sachen tragen, sich von allen Körperhaaren befreien, den Chefinnen der Unternehmen den Kaffee kochen, wenn sie nicht gerade in einem Stripteaseclub an Stangen herumturnen.
Das ist anfangs noch recht witzig, da die Umkehrung so manch absurde Situation zur Folge hat. Wenn Männer mit Plastikbrüsten durch die Gegend laufen, um als Maskulinisten für die Rechte der Unterdrückten zu kämpfen, oder Damien auf dem Boden herumrutscht, während seine Chefin ihn sexuell bedrängt, dann ist das eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Umkehrung der herrschenden Zustände.
Harmlos und konventionell
Das Problem ist jedoch, dass sich die Netflix-Produktion nach dem überraschenden Einstieg doch zu sehr auf die Grundsituation verlässt. Was anfangs noch unterhält, tut es mehr als anderthalb Stunden nicht mehr wirklich. Dafür hätte Kein Mann für leichte Stunden mehr tun müssen, mehr Biss entwickeln, um aus dem albernen Rollentausch doch noch mehr herauszuholen. Da war beispielsweise die ebenfalls aus Frankreich stammende Komödie Jacky im Königreich der Frauen einige zuvor schon deutlich weiter, wollte nicht nur ein bisschen zwicken, sondern auch richtig weh tun.
Pourriat will das nicht. Und so nutzt sie das originelle Szenario letztendlich für eine sehr viel weniger originelle Liebesgeschichte, die Klischees zwar etwas abwandelt, sich aber doch ausgiebig auf sie verlässt. Für einen Film, der überholte Geschlechterbilder angehen will, ist es doch enttäuschend, wie konventionell Kein Mann für leichte Stunden im Grunde ist – trotz eines Twists zum Ende hin. Ein bisschen leichte Unterhaltung dem Zeitgeist gemäß ist andererseits auch nicht so verkehrt. Wer Liebeskomödien mag, der bekommt hier aufgrund des ungewöhnlichen Szenarios und kleinerer Denkanstöße zumindest etwas mehr geboten, als es viele Vertreter tun.
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