Liliane Susewind
© Sony Pictures

Liliane Susewind – Ein tierisches Abenteuer

„Liliane Susewind – Ein tierisches Abenteuer“, Deutschland, 2018
Regie: Joachim Masannek; Drehbuch: Matthias Dinter, Beate Fraunholz, Betty Platz, Antonia Rothe-Liermann, Katrin Milhahn
Vorlage: Tanya Stewner; Musik: Riad Abdel-Nabi, Tilman Sillescu
Darsteller: Malu Leicher, Christoph Maria Herbst, Meret Becker, Peri Baumeister, Tom Beck, Aaron Kissiov, Aylin Tezel, Felice Ahrens

Liliane Susewind
„Liliane Susewind – Ein tierisches Abenteuer“ läuft ab 10. Mai 2018 im Kino

Es ist nicht so, dass die 11-jährige Liliane (Malu Leicher) keine Freunde hätte. Sie hat sogar sehr viele! Sie nicht nur nicht ganz so, wie ihre Eltern Regina (Peri Baumeister) und Ferdinand (Tom Beck) sie gern hätten. Liliane hat nämlich eine ganz besondere Gabe: Sie kann mit Tieren sprechen! Anstatt ihre Freizeit mit anderen Kindern zu verbringen, zieht sie die Gesellschaft von Vierbeinern vor. Das bringt sie jedoch regelmäßig in Schwierigkeiten. Und ihre Eltern erst recht. Als Familie Susewind nach einem weiteren Zwischenfall mal wieder die Koffer packen und umziehen muss, verspricht Liliane in Zukunft mit keinem Tier mehr zu sprechen. Doch dieser Entschluss wird auf eine harte Probe gestellt, als sie ein Schulpraktikum in einem Zoo verbringt und dort regelmäßig Tiere entführt werden. Denn nur sie kann ihnen jetzt noch helfen.

Fleißig ist sie, die Wuppertaler Kinderbuchautorin Tanya Stewner, kein Zweifel. 2007 erschien ihr erster Band Mit Elefanten spricht man nicht! rund um die Tierflüsterin Liliane Susewind. Inzwischen umfasst die Reihe gleich 18 Bücher. Da wundert es fast schon, dass es ein ganzes Jahrzehnt gebraucht hat, bis daraus auch mal ein Kinofilm wurde. Nun ist er da, enthält natürlich viele Elemente aus den Romanen plus dazugehörige Figuren, geht mitunter aber doch in eine etwas andere Richtung – im Guten wie im Schlechten.

Viele Tiere, wenig Bedeutung
Auffällig ist, dass die Tiere hier irgendwie gar nicht so wahnsinnig wichtig sind. Es gibt sie natürlich, jede Menge sogar. Von Lilis bestem Freund, dem currywurstliebenden Hund Bonsai, sowie Elefantenjunges Ronni einmal abgesehen spielen sie aber gar keine besondere Rolle. Auch das Verhältnis zwischen Mensch und Tier wird nicht groß weiter thematisiert. Dass die Tiere entführt werden, um aus ihnen Gebrauchsgegenstände oder bloßes Futter zu machen, das wird zwar sehr deutlich als falsch dargestellt. Der Alltag jedoch, wie wir mit Tieren umgehen, der existiert hier nicht.

Ohnehin, Alltag ist in Liliane Susewind – Ein tierisches Abenteuer ein kaum besuchter Ort. Ob es der im fetten Berliner Dialekt sprechende Bonsai ist, die zahlreichen, nicht immer sonderlich geschmackvollen Slapstickeinlagen oder die Figuren, die fast ausnahmslos Karikaturen sind, nichts ist hier wirklich normal. Teilweise macht das Spaß. So ist der heruntergekommene Zoo ein kurioses Wunderland, in dem man sich gern ein wenig verläuft. Meret Becker als skurrile Zoodirektorin mit dem ungewöhnlichen Namen Oberst Essig ist ebenso witzig wie zwei theaterspielende Kaiserpinguine.

Was interessiert mich mein Geschwätz von eben …
An anderen Stellen ist die Losgelöstheit von jeglicher Form von Realismus jedoch bedauerlich, wenn nicht sogar ärgerlich. So hätten die Dialoge gern ein wenig natürlicher ausfallen dürfen, damit man zumindest hin und wieder den Eindruck hat, es hier mit Menschen zu tun zu haben. Besonders schlimm ist aber, wie wenig Wert man auf Kontinuität und Logik gelegt hat. Dass beides in Kinderfilmen nicht die wichtigsten Punkte sind, einverstanden. Ganz so deutlich wie hier sollte das dann aber doch nicht auffallen. Da fehlen Szenenübergänge, eingeführte Elemente werden gleich wieder fallengelassen, auf Schritt und Tritt begegnet man Widersprüchen. An zu vielen Stellen wird deutlich, dass die fünf (!) Drehbuchautoren kein Interesse an Teamarbeit hatten – was für einen Film, der genau das propagiert auf eine unangenehme Weise ironisch ist.

Dafür gibt es ein paar Sympathiepunkte für die andere Grundaussage des Films: Es ist okay, anders zu sein. Die Art und Weise, wie Liliane Susewind diese rüberbringt, ist zwar weder subtil noch sonderlich glaubwürdig – im Handumdrehen wird aus einer verspotteten Außenseiterin eine Anführerin, der alle folgen. Ohne dass ersichtlich ist warum. Aber wenn sich die Adaption schon nicht so recht für die Tiere einsetzt und diese oft für mäßig witzige Gags missbraucht, der Einsatz für die Zweibeiner macht das zumindest teilweise wieder wett. Am Ende reicht das Summenspiel von netten und haarsträubenden Punkten dann zwar nur für Durchschnitt. Zumindest die anvisierte junge Zielgruppe kommt aber auf ihre Kosten.



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Nach zahlreichen Kinderbüchern darf Liliane Susewind nun auch die große Leinwand in Angriff nehmen. Das Ergebnis ist jedoch zwiespältig. Während der Einsatz für menschliche Außenseiter löblich ist, kommen ausgerechnet Tiere irgendwie recht kurz und werden oft für mäßig witzige Gags missbraucht. Und während einige skurrile Figuren und der kuriose Zoo Spaß machen, ist das schlampige Drehbuch ein echtes Ärgernis.
5
von 10