„Luis und die Aliens“, Deutschland/Luxemburg/Dänemark, 2018
Regie: Wolfgang Lauenstein, Christoph Lauenstein, Sean McCormack
Drehbuch: Wolfgang Lauenstein, Christoph Lauenstein, Sean McCormack; Musik: Martin Lingnau, Ingmar Süberkrüb
So richtig toll ist das Leben des 12-jährigen Luis ja nicht, was in erster Linie an seinem Vater liegt. Der beachtet ihn kaum, denkt dauernd nur an seine Arbeit. Und an die Aliens, von dessen Existenz er überzeugt ist. Luis selbst kann mit dieser Obsession nichts anfangen. Wenn es nach ihm ginge, er würde lieber ein ganz normales Leben führen. Eines, für das er nicht ständig von den anderen Schülern verspottet wird. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, droht neues Ungemach, als tatsächlich ein Alientrio vor ihm auftaucht, um eine Supermatratze zu kaufen, die es im Fernsehen gesehen hat. Für Luis steht fest, dass niemand von ihnen erfahren darf, was angesichts ihres Übereifers aber nur schwer zu vermeiden ist.
Außerirdische sind eigentlich ein sehr dankbares Thema für Filmemacher. Schließlich gibt es keine Vorlagen, an die man sich bei ihrer Gestaltung halten müsste. Zumindest keine der Öffentlichkeit bekannten. Entsprechend groß sind die Freiheit, von kleinen, putzigen Vertretern bis zu monströsen Naturkatastrophen ist alles möglich. Bei Luis und die Aliens machte man es sich in der Hinsicht relativ einfach. Man verzichtete auf eine erkennbare Form, fügte nur einige weitere Augen hinzu und fertig sind die Invasoren.
Die kenn ich doch …
Auch sonst sprüht Luis und die Aliens nicht unbedingt vor Einfallsreichtum. Luis ist ein typischer Teenager mit gutem Herzen, jedoch etwas ungeschickt. Sein Vater der typische Spinner. Der Rest der Figuren wurde ebenfalls dem Katalog entnommen, ohne dass man einen nennenswerten Versuch startete, ihnen ein wenig mehr Kontur zu verleihen. Entwicklungen sind nicht vorgesehen, von der obligatorischen Annäherung von Luis und seinem Vater einmal abgesehen.
Das gilt gleichermaßen für die Optik: Das Luxemburger Animationsstudio Fabrique d’Images, das zuvor unter anderem an Oops! Die Arche ist weg beteiligt war, orientiert sich an den gängigen Trends der 3D-Animationsfilme für ein jüngeres Publikum und fällt nicht unbedingt durch ungewöhnliche Designs auf. Mit den Kollegen aus den USA kann es die europäische Coproduktion erwartungsgemäß nicht aufnehmen, dafür bewegt sich das Budget auch in zu unterschiedlichen Sphären. Aber sie ist doch sauber umgesetzt, die Stadt zudem ganz hübsch anzusehen.
Temporeiche Witze für die Kleinen
Der Schwerpunkt lag aber ohnehin wie so oft beim Humor, mit dem in erster Linie das jüngere Publikum erheitert werden soll. Der Plan könnte durchaus aufgehen. Das Tempo ist hoch, immer passiert etwas, Luis stolpert von einer brenzlig-peinlichen Situation in die nächste. Der größte Trumpf sind aber die Aliens selbst, welche über die Fähigkeit verfügen, die Gestalt anderer anzunehmen, dabei jedoch immer wieder Fehler machen – sei es beim Aussehen oder dem Verhalten. Schließlich müssen sie wie bei allen derartigen „Culture Clash“-Komödien wie etwa Paddington erst noch lernen, wie diese Welt überhaupt funktioniert. Nur weil jemand wie ein Mensch aussieht (oder fast), heißt das nicht, dass seine Handlungen dadurch menschlich sind. Der gelungenste Gag kommt aber zum Ende hin, wenn der Film eine unerwartet absurde Wendung nimmt.
Fürs Herz bietet Luis und die Aliens dabei weniger, auch wenn zwischendurch das durchaus ernste Thema der Kindervernachlässigung angesprochen wird. Letzten Endes will der Beitrag vom Internationalen Trickfilm Festival Stuttgart 2018 gar nicht mehr sein, als er ist, zieht sein Ding ohne großen Schnörkel, aber eben auch ohne große Fehler durch. Eine wirklich relevante Bereicherung für die hiesige Kino- oder Animationslandschaft ist das dann zwar nicht. Das bunte Science-Fiction-Abenteuer tut aber auch nicht weh und erfüllt seinen Zweck der netten Berieselung für zwischendurch.
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