„Lupus“, Frankreich/Kolumbien, 2016
Regie: Carlos Gómez Salamanca
Kürzlich machte eine Horrormeldung die Schlagzeile, dass in Hannover ein Hund eine Frau und ihren Sohn totgebissen haben soll – in der eigenen Wohnung. So schön es ist, einen treuen Vierbeiner an seiner Seite zu haben, so schnell wird dabei vergessen, dass es sich beim besten Freund des Menschen um die Nachkommen von Raubtieren handelt. Diese Erfahrung musste auch ein Wachmann machen, der 2011 in Bogota von einem Rudel verwilderter Hunde getötet wurde.
Stilistisch und inhaltlich vielfältig
Regisseur Carlos Gómez Salamanca verarbeitete diesen grausigen Vorgang in einem kurzen Animationsfilm von rund acht Minuten Länge. Dabei stellt er zum einen das Geschehen nach, ergänzt dieses durch allgemeine Erläuterungen zu Hunden und ihrer Abstammung von Wölfen, politische Reden zum sozialen Wohnungsbau sowie 3D-Aufnahmen des Gebäudes. Alles in animierter Form, sei es gemalt oder als Stop-Motion.
Der Kurzfilm, der schon auf einigen Festivals gezeigt wurde – demnächst beim Internationalen Trickfilm Festival Stuttgart – fasziniert und verstört gleichermaßen. Lupus ist eine künstlerische, gespenstisch schön anzusehende Aufarbeitung einer Tragödie, die sich zumindest indirekt mit unserem Verhältnis zur Natur auseinandersetzt. Das hat keinen roten Faden, die stilistische wie inhaltliche Kollage gibt dem Publikum nur wenig Orientierungspunkte mit. Dafür hinterlässt die experimentelle Quasi-Dokumentation großen Eindruck, ist ein grausames Real-Märchen, aus dem es kein Erwachen gibt.
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