Madame Aurora und der Duft von Fruehling
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Madame Aurora und der Duft von Frühling

„Aurore“, Frankreich, 2017
Regie: Blandine Lenoir; Drehbuch: Blandine Lenoir, Jean-Luc Gaget, Océane Michel; Musik: Bertrand Belin
Darsteller: Agnès Jaoui, Thibault de Montalembert, Pascale Arbillot, Sarah Suco, Lou Roy-Lecollinet

Madame Aurora und der Duft von Fruehling
„Madame Aurora und der Duft von Frühling“ läuft ab 26. April 2018 im Kino

Also irgendwie hat sich Aurore (Agnès Jaoui) ihr Leben ja mal ganz anders vorgestellt. Dass sie und ihr Mann geschieden sind, gut, damit kann sie leben. Aber die Sache mit den Wechseljahren, die macht ihr dann doch zu schaffen. Die Hitzewallungen, die Müdigkeit, das häufige Weinen. Dann wird auch noch ihre Bar von jemand Neuem übernommen, der zwar jede Menge Ideen, dafür aber keine Ahnung hat. Nicht einmal über die Schwangerschaft ihrer älteren Tochter Sarah (Sarah Suco) kann sie sich noch freuen, die wie ihre eigene damals viel zu früh ist. Doch dann trifft sie eines Tages zufällig ihre alte Jugendliebe Christophe (Thibault de Montalembert) wieder und plötzlich kommt ihr das Leben nicht mehr ganz so schlimm vor.

Sie sei jetzt eine Frau, hatte Auroras Mutter ihr damals gesagt, als sie ihre erste Periode bekam. Was bedeutet das dann, wenn sie nun ihre letzte hatte? Woraufhin ihre Tochter erwidert, Aurora habe dasselbe damals auch zu ihr gesagt. Es ist nur eine kurze Szene, wenige Sekunden lang, fasst aber doch schön den Themenkomplex zusammen, von dem Madame Aurora und der Duft von Frühling erzählt. Was genau macht eine Frau aus? Ist es die Fähigkeit, Kinder auf die Welt zu bringen? Ist eine Frau nur dann eine Frau, wenn sie diese Rolle erfüllt, mit einem Mann an ihrer Seite? Wie viel von diesen Rollen ist vorgegeben und vererbt, wie viel davon darf Frau selbst füllen?

Das heitere Spiel mit dem Alltagsdrama
Das hört sich nach trockener Theorie an. Blandine Lenoir, die hier Regie führte und am Drehbuch mitarbeitete, hat daran jedoch nur wenig Interesse. An manchen Stellen könnte man das der französischen Filmemacherin auch vorwerfen. Dass sie vieles nur anschneidet. Dass sie nie so ganz in die Tiefe will. Aber es zeichnet sie und ihre Tragikomödie eben auch aus, mit welcher spielerischen Leichtigkeit Madame Aurora und der Duft von Frühling von den Unwegsamkeiten des Lebens erzählt. Von den kleinen Stolpersteinen, die nie so wichtig ist, dass sie Geschichte schreiben könnten, die einem aber so richtig die Laune verderben können.

Der Film selbst tut das nicht. Im Gegenteil: Mit viel Humor widmet sich Lenoir dem Thema, lässt Aurora und das Publikum nie zu lange im Regen stehen. Als fleißige Helferlein stehen ihr dabei die Nebenfiguren zur Seite, die immer wieder für heitere Momente sorgen. Da wäre Auroras neuer Chef, der durch einen bescheuerten Einfall nach dem anderen auffällt. Da wäre die mitfühlsame Dame beim Arbeitsamt. Vor allem aber ist da Auroras beste Freundin Mano (Pascale Arbillot). Die ist so gar nicht auf den Mund gefallen, ebenso wenig auf den Kopf. Wenn sie sich mit anderen anlegt, dann gehört das zu den witzigsten Momenten des Films.

Was zum Lachen, was zum Weinen
Madame Aurora und der Duft von Frühling liefert aber natürlich auch Nahrung fürs Herz. Ob es nun Auroras späte alte Liebe ist, die gemeinsamen Szenen mit den Töchtern oder auch ein emotionaler Moment bei einem neuen Job – es geht einem schon recht nahe, was da passiert. Das liegt vor allem auch an ihr, Agnès Jaoui. Die Schauspielerin, die bereits vier Césars als Drehbuchautorin einsammeln konnte, überzeugt als liebenswerte Frau in den 50ern, die zwar nie so wirklich das geschafft hat, was sie wollte, dafür aber das Herz am rechten Fleck hat. Das ist dann zwar alles nicht weltbewegend, aber ungemein charmant. Ein Gute-Laune-Film, der wunderbar für die Frühlingszeit geeignet ist – egal ob nun gerade die Sonne scheint oder dunkle Wolken über den Himmel ziehen.



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Eine Frau in den 50ern, ohne Job, ohne Mann, dafür mit einer schwangeren Tochter sucht das große Glück. „Madame Aurora und der Duft von Frühling“ gelingt es sehr schön, die kleinen und großen Alltagsprobleme einer Frau in den Wechseljahren humorvoll aufzugreifen, ist nah am Leben und dabei doch manchmal kurios-witzig. Der Tiefgang könnte höher sein, dafür überzeugt der Gute-Laune-Film mit jeder Menge Charme.
7
von 10