Nach einer wahren Geschichte
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Nach einer wahren Geschichte

„D’après une histoire vraie“, Frankreich, 2017
Regie: Roman Polanski; Drehbuch: Roman Polanski, Olivier Assayas; Vorlage: Delphine de Vigans; MusikAlexandre Desplat
Darsteller: Emmanuelle Seigner, Eva Green

Nach einer wahren Geschichte
„Nach einer wahren Geschichte“ läuft ab 17. Mai 2018 im Kino

Delphine (Emmanuelle Seigner) hat eigentlich alles. Sie ist erfolgreich als Schriftstellerin, bei der Kritik ebenso wie bei ihren Lesern. So erfolgreich, dass sie sich eine schicke Wohnung in Paris leisten kann. Gleichzeitig ist sie jedoch ziemlich ausgelaugt. Ihr aktuelles Buch hat ihr einiges abverlangt, trotz bester Absichten will es mit dem neuen Werk nicht recht vorangehen. Da kommt es ihr gerade recht, dass sie Elle (Eva Green) über den Weg läuft. Die ist eine glühende Anhängerin von ihr und möchte ihr Idol unbedingt kennenlernen. Doch je mehr Zeit die beiden im Anschluss verbringen, umso abhängiger wird Delphine von ihrer neuen Freundin.

Im Rahmen der #MeToo-Bewegung fiel auch immer mal wieder der Name von Roman Polanski, einer der am besten dokumentierten Fälle, wie Männer in Machtpositionen sich Frauen nach Lust und Laune bedienen. Über seinen neuesten Film spricht hingegen kaum jemand. Als Nach einer wahren Geschichte 2017 bei den Filmfestspielen in Cannes Weltpremiere feierte, fielen die Reaktionen äußerst verhalten aus. Polanski, unglücklich darüber, zog sich daraufhin noch einmal zurück, schnitt den Film noch einmal komplett neu. Gebracht hat es nicht viel. In Frankreich ging der Thriller ziemlich unter. In den Kinos ein Flop, bei den großen Kritikerpreisen gab es keine einzige Nominierung. Hierzulande dürfte es dem Altmeister nicht anders ergehen.

Große Namen vor und hinter der Kamera
Und das ist schon eine größere Überraschung, denn Polanski ist nicht der einzige große Name, der mit dem Projekt verbunden ist. So spielt beispielsweise mal wieder seine Ehefrau Emmanuelle Seigner die Hauptrolle, mit der er schon diverse Male zusammenarbeitete – beispielsweise in Frantic. Ihr zur Seite steht Eva Green, die unter anderem in Penny Dreadful eine exzellente femme fatale verkörpern durfte. Das Drehbuch wiederum schrieb Polanski zusammen mit Veteran Olivier Assayas, der zuletzt in Personal Shopper einen kleinen, aber feinen Thriller gedreht hat. Was kann da schon schiefgehen?

Und doch, die Adaption von Delphine de Vigans gleichnamigen Roman ist nicht annähernd so spannend, wie die beteiligten Künstler versprechen. Sie ist sogar ziemlich langweilig. Als Thriller ist Nach einer wahren Geschichte beispielsweise kaum zu gebrauchen, auch wenn der Film noch so sehr mit anonymen Drohungen und unheimlicher Musik das Gegenteil behaupten will. Es passiert nur wenig Überraschendes. Es passiert insgesamt nur sehr wenig. Seit der ersten Begegnung der beiden Frauen, ist die Geschichte bereits geschrieben und auserzählt. Wer einigermaßen thrilleraffin ist, der weiß ziemlich genau, worauf das hier alles hinausläuft.

Keine Fragen, keine Zweifel
Greens Klasse darin, eine Frau mit Abgründen zu spielen, wird hier sogar zu einem Nachteil. Es reichen die ersten Sekunden mit ihr, um daraus den Rest schlussfolgern zu können. So sehenswert sie normalerweise in dieser Art Rolle ist, es hätte hier dann doch ein bisschen mehr gebraucht, ein bisschen mehr Ambivalenz und Abwechslung. Ohne diese bedeutet das, hier anderthalb Stunden in erster Linie auf das Unvermeidliche zu warten und sich zwischendrin zu fragen, weshalb Delphine eigentlich nichts von dem mitbekommt, was um sie herum geschieht.

Dabei hätte gerade Delphine eine spannende Figur sein können. Schließlich schrieb Delphine de Vigans damals in ihrem Roman über eine Schriftstellerin namens Delphine, die beim künstlerischen Prozess mit sich selbst ringt. Das lässt viel Raum für doppelte Böden und Metaausflüge. Beim fertigen Film ist davon jedoch nur wenig zu spüren. Die dunklen Seiten in der Autorin werden nie so richtig gezeigt, Nach einer wahren Geschichte scheut ebenso wie seine Protagonistin das Risiko. Das kann man sich alles ansehen, tut nicht weh, nicht sich, nicht anderen. Bei dem versammelten Talent wäre da aber doch deutlich mehr zu erwarten gewesen.



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Roman Polanskis „Nach einer wahren Geschichte“ verspricht viel: Das Filmteam besteht aus lauter talentierten Künstlern, die Geschichte um eine Autorin in der Krise lässt zudem auf viel Doppelbödigkeit hoffen. Stattdessen gibt es aber nur Standardkost, die Risiken vermeidet, keinerlei Überraschungen bereithält und den großen Namen nicht annähernd gerecht wird.
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von 10