Wie kaum etwas anderes stehen sie für die japanische Popkultur: Mechas, riesige, humanoide Roboter, mit denen in Mangas und Animes die Welt vor großen Gefahren bewahrt wird. Manchmal zumindest. Auch in Patlabor gibt es solche mechanischen Ungetümer. Die meisten davon waren ursprünglich jedoch zu friedlichen, zivilen Zwecken entwickelt: Labors sollten bei der Umsetzung großer Bauvorhaben helfen. Aber wie das nun mal so ist, wenn Menschen und technologische Wunderwerke zusammenkommen, da wird schon mal das eine oder andere zwecktentfremdet. Um dem zuvorzukommen, gründete die Polizei Tokios eine eigene Spezialabteilung, die mit sogenannten Patlabors – kurz für Patrol Labor – Verbrechern und Terroristen das Handwerk legen sollte.
Ausgedacht hat sich dieses Szenario eine Gruppe namens Headgear, ein Zusammenschluss mehrerer Autoren und Künstler aus dem Manga- und Animebereich. Unter ihnen befanden sich beispielsweise Regisseur Mamoru Oshii und Drehbuchautor Kazunori Itō, die gemeinsam mit Ghost in the Shell Science-Fiction-Geschichte geschrieben haben. Aber auch Yutaka Izubuchi, Schöpfer der Mecha-Serie RahXephon gehörte diesem losen Verbund an. Noch bevor sie mit diesen Werken Weltruhm erreichen sollten, widmeten sie sich jedoch den Polizeirobotern. Dreißig Jahre ist es her, dass die Franchise ihren Anfang nahm. Im April 1988 wurden die ersten beiden Bestandteile, eine Mangareihe und die Direct-to-Video-Serie Patlabor: Early Days veröffentlicht. Viele weitere Serien und Filme sollten im Anschluss folgen, auch Mangas, Videospiele und natürlich Figuren zum Sammeln. Neuester Streich sind eine Live-Action-Serie namens The Next Generation und der darauf aufbauende Film Gray Ghost, beide wiederum von Oshii inszeniert. Aber auch über eine neue Anime-Serie wird immer mal wieder gemunkelt.
Von Menschen und Robotern
Das Besondere an dem Franchise war, dass es anders als bei vielen anderen Mecha-Serien oft gar nicht um die Roboter ging. Vor allem die ersten Folgen befassten sich sehr viel mehr mit der Crew und schilderten mit viel Humor Alltag sowie Einsätze. Die schweren, teils schwer bewaffneten Maschinen spielten beim Merchandising natürlich eine größere Rolle, waren oftmals aber nur ein Mittel zum Zweck. In manchen Geschichten tauchen die Roboter noch nicht einmal auf. Patlabor ähnelt hier anderen Slice-of-Life-Animes, irgendwo zwischen Komödie und Drama angesiedelt, nur eben mit einem Science-Fiction-Szenario – vergleichbar etwa mit den Weltraumschrottsammlern von Planetes.
Dass es aber auch ganz anders, deutlich ernster geht, das bewiesen die drei Anime-Kinofilme, die sich sehr viel mehr mit den Themen Krieg und der speziellen Situation Japans als reine Verteidigungsarmee auseinandersetzen. Diese Filme sind es auch, die hierzulande bzw. im Westen allgemein das Bild von Patlabor lange prägten. Denn während diese schon früh erhältlich waren, erschienen die Serien erst sehr viel später. In Deutschland wartet man sogar bis heute darauf. Für das Verständnis sind diese aber auch nicht notwendig. Auch wenn die einzelnen Werke teilweise aufeinander aufbauen, so stehen sie meistens doch so sehr für sich, dass sie auch losgelöst voneinander angeschaut werden können. Es ist sogar diese Bandbreite, welche die Reihe auszeichnet: Hinter einem gemeinsamen Titel findet sich ein Sammelsurium aus Ideen und Elementen, von banal bis außergewöhnlich, von gegenwärtig bis futuristisch.
Unsere Rezensionen der Patlabor-Reihe
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