„Pepe, der Paukerschreck“, Deutschland, 1969
Regie: Harald Reinl; Drehbuch: Franz Seitz; Musik: Rolf Wilhelm
Darsteller: Hansi Kraus, Uschi Glas, Hannelore Elsner, Theo Lingen, Gustav Knuth, Hans Clarin, Ruth Stephan, Rudolf Schündler, Hans Terofal, Gerhart Lippert
Disziplin? Folgsamkeit? Darauf können die Lehrer der Klasse 11a ebenso lange warten wie auf gute Noten. Was auch immer Oberstudiendirektor Gottlieb Taft (Theo Lingen) versucht, er und seine Kollegen vom Mommsen-Gymnasium beißen sich an den widerspenstigen Schülern die Zähne aus. Ein neuer Lehrer muss her. Einer, der richtig durchgreifen kann. Paukerschreck Pepe Nietnagel (Hansi Kraus) kann dem aber natürlich nicht tatenlos zusehen und sorgt dafür, dass stattdessen der sensible Studienrat Dr. Glücklich (Hans Clarin) an das Gymnasium versetzt wird. Währenddessen hat Pepes Schwester Marion (Uschi Glas) ganz andere Sorgen: Sie ist glücklich mit dem Doktoranden Heinz Thomas (Gerhart Lippert) liiert. Allerdings ist ihr Herr Papa (Gustav Knuth) alles andere als glücklich darüber und versucht die Verbindung so schnell es geht wieder aufzulösen.
Moment, noch mal von vorn …
Zurück zu den Anfängen hieß es bei Pepe, der Paukerschreck, der dritte Teil der immens erfolgreichen Reihe Die Lümmel von der ersten Bank. Die diversen Schlagereinlagen des Vorgängers Zum Teufel mit der Penne, die auf dreiste Weise die Popularität von Peter Alexander und Heintje nutzen wollten, obwohl sie nichts mit der Geschichte zu tun hatten, die waren nun passé. Auch sonst orientierte man sich wieder stärker am Auftakt der Reihe, Zur Hölle mit den Paukern. So lautete der Familienname des Schüleranführers wieder Nietnagel statt Notnagel, die Gesangseinlagen wurden komplett gekippt, Pepes Schwester wird wieder von Uschi Glas gespielt. Kurios: Hannelore Elsner, die im zweiten Teil Marion verkörpern durfte, ist auch bei Teil drei dabei, spielt dort jedoch wieder ihre Rolle aus dem ersten Teil: die ehemalige französische Austauschschülerin Geneviève Ponelle.
Diese komischen Inkonsistenzen werden jedoch nicht weiter beachtet, die Möglichkeiten aus dem Kuddelmuddel etwas Metahumor zu kitzeln, wurden gar nicht erst als solche in Betracht gezogen. Stattdessen gibt es wieder eine Aneinanderreihung von Streichen, welche die Schüler den Lehrern spielen. Anspruchsvoll ist das natürlich nicht, war es auch schon vor 50 Jahren nicht. Sollte es aber auch gar nicht sein. Mehr als gut aufgelegten Klamauk hatte die Reihe gar nicht im Sinn. Ein bisschen Aufmüpfigkeit, was Ende der 1960er gut ankam. Der Traum, als Schüler das zu machen, was man selbst gern gemacht hätte.
Harmlose Späße aus einer anderen Zeit
Dass Pepe, der Paukerschreck in der Hinsicht nicht mehr so funktioniert wie damals, das hat natürlich mit den veränderten Sehgewohnheiten zu tun. In einer Zeit, in der à la Fack ju Göhte wüste Beschimpfungen und Körperverletzungen nichts Ungewöhnliches mehr sind, da reichen umlackierte Autos oder Zwangssportstunden nur noch für ein Schulterzucken. Sofern man die Späße überhaupt noch als solche wahrnimmt. Enttäuschend ist zudem, wie wenige dieser Streiche es überhaupt gibt. Wenn man sich schon keine besonders guten Gags einfallen lassen kann oder will, dann wäre doch zumindest eine höhere Quantität drin gewesen.
Stattdessen nahm sich Franz Seitz, der hier unter seinem Pseudonym Georg Laforet das Drehbuch verfasste, recht viel Zeit für die Verbindung von Marion und Heinz. Das ist nicht ganz ohne Charme, so wie die gemeinsamen Auftritte von Aushängeschild Kraus und Filmschwester Glas zu den besten Szenen des Films gehören. Trotz einer Steigerung im Vergleich zum Vorgänger reicht es aber nicht, um am Ende gut zu sein. Selbst mittelprächtig wäre hier noch hoch gegriffen. Fans der Reihe werden wohl erneut ihren Spaß haben. Aber selbst bei der qualitativ nicht unbedingt großen Konkurrenz der anderen Lümmel-Filme bleibt dieser hier recht blass und ohne echte erinnerungswürdige Momente.
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