„Ram Dass, Going Home“, USA, 2017
Regie: Derek Peck
Man mag über die selbstproduzierten Spielfilme von Netflix denken, was man will. Die Dokumentarsparte zumindest überrascht einen doch immer wieder mit einer enormen Themenvielfalt, die so ziemlich alles abdeckt, was das Leben hergibt. Oder auch der Tod. Ram Dass, Going Home ist so ein Werk, das an der Grenze zwischen beidem hin und her wandert. Genauer ist der Film Ram Dass gewidmet. Der hieß einst Richard Alpert und war Professor für Psychologie, an der Havard-Universität sogar. Später konvertierte er jedoch zum Hinduismus, nannte sich fortan Ram Dass und widmete sich ganz seiner Tätigkeit als spirituellem Lehrer.
Anders als Wild Wild Country, eine andere Spiritualismus-Doku, welche Netflix kürzlich veröffentlichte, hält sich Ram Dass, Going Home nicht mit Kontroversen auf, sondern befasst sich in erster Linie mit den Überzeugungen des Amerikaners. Auf eine etwas andere Weise jedoch. Hier gibt es keine chronologische Abarbeitung von Fakten, keine Interviews mit Experten. Stattdessen kommt Ram Dass selbst zu Wort, gibt sich einem Gedankenfluss hin, der ihn zu den unterschiedlichsten Stationen führt.
Die Beschäftigung mit dem eigenen Tod
Vor allem der Tod spielt eine wichtige Rolle. Der Tod als Konzept ist eines der wichtigsten Themen des Gurus. Darüber hat er geschrieben und gesprochen, darüber hat er nachgedacht. Nun ist sein eigener nicht mehr weit hin. 87 Jahre ist er inzwischen, seit einem Schlaganfall vor 20 Jahren auch auf einen Rollstuhl und die Hilfe anderer angewiesen. Was vorher nur abstrakt war, bekommt dadurch eine persönliche Note. Es ist der eigene Tod, über den er nun sinniert, was er bedeutet, was er für ihn bedeutet.
Traurig ist Ram Dass, Going Home deshalb aber nicht. Vielmehr ist der nur rund 30 Minuten lange Film eine entspannende Erfahrung, die dazu einlädt, einmal loszulassen, Teil eines größeren Ganzen zu werden. Dem darf man natürlich skeptisch oder gar ablehnend gegenüberstehen. Aber es hat schon etwas Meditatives, der ruhigen Stimme des Gurus zu lauschen, der gefälligen Musik und dabei die idyllischen Bilder Hawaiis zu sehen, wo er seit 2004 lebt. Der Informationsgehalt ist eher gering, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Lehren soll das hier gar nicht sein. Ob das Ganze überhaupt noch Dokumentarfilm ist oder die Grenze zum Image Film überschritten wurde, darüber darf man sich streiten. Oder man lässt das einfach auf sich wirken: Als Gegenmittel zu dem Stress und Druck des Alltags funktioniert diese Nahtoderfahrung auf jeden Fall gut.
(Anzeige)