„Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste“, Deutschland, 2016
Regie: Axel B. Steinmüller; Drehbuch: Axel B. Steinmüller, Britta Kleineheer; Musik: Facio
Darsteller: Maik van Epple, Michelle Monballijn, Joseph Hannesschläger, Michael Mendl, Britta Kleineheer
Eines ist klar: Siegfried Teitelbaum (Michael Mendl) ist tot. Der Legende nach zumindest. Und wo ein Toter ist, da ist auch ein Täter. Bei Mord zumindest. Die Frage ist nur: War es auch Mord? Stefán (Maik van Epple) soll diese Frage beantworten. Denn der kennt sich als Auftragskiller und Künstler mit dem Thema aus und soll irgendwie in dieser Geschichte drinhängen. Außerdem ist er gerade aus dem Koma erwacht, nachdem er mit seinem Kopf eine Kugel eingefangen hat. Vor dem Koma. Also ein Fast-Mord. Verhörspezialist Dante (Joseph Hannesschläger) hat nun die Aufgabe, aus dem fast-toten Töter herauszubekommen, ob da denn nun ein Zusammenhang besteht. Und das ist keine ganz einfache Aufgabe, denn in Stefáns Geschichte findet sich viel, nur ausgerechnet keine Zusammenhänge …
Tüchtig, sparsam, ordentlich, das sind so Tugenden, die ganz gerne mal mit Deutschland in Verbindung gebracht werden. Humor? Eher weniger. Schon Mark Twain soll gesagt haben, dass ein deutscher Witz nichts zum Lachen sein soll. Ein böses Vorurteil, möchte man da doch entgegenhalten, schließlich gibt es so viele deutsche Komödien. Sehr erfolgreiche deutsche Komödien. Komödien, bei denen die Redewendung „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ jedoch eine ganz neue Bedeutung bekommt. Aber das ist nicht schlimm. Die USA und Frankreich bombardieren uns schließlich auch mit Komödien, bei denen Langeweile und Qual einen Wettkampf darum führen, wer hat die Oberhand hat. Schlimm hingegen: Versuche, aus diesem altbackenen Witzgefängnis auszubrechen, werden bei uns selten gefördert.
Es darf auch mal anders laufen
Aber es gibt sie, die hiesigen Versuche, eine andere Art von Humor in die Kinos zu bringen, zuletzt ganz gerne auch mal in Kombination mit dem Genrefilm. Plan B – Scheiß auf Plan A war beispielsweise ein selbstironischer Martial-Arts-Film, Schneeflöckchen kombinierte Metahumor mit einem blutigen Rachethriller. Ganz so heftig geht es bei Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste nicht zur Sache, auch wenn am Anfang ein Mord stand. Und die Suche nach einer Meta-Ebene ist ebenfalls ein klein wenig diffizil. Denn wenn hier ein ganz regulärer Mordauftrag immer absurdere Schleifen drehen, ist da gar nicht mehr genug Boden unter den Füßen, um noch von einer Ebene zu reden.
Zu viel sollte man hierbei nicht vorwegnehmen, denn der Reiz von Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste liegt darin, dass hier alles etwas anders kommt, als man es erwartet. Das gibt es im Genrekino natürlich auch. Manch einer stellt in solchen Fällen die Qualität mit der Intensität des Mindfucks gleich. Ganz vergleichbar ist die deutsche Indie-Produktion aber nicht mit solchen Werken, ist kein Die üblichen Verdächtigen. Im Mittelpunkt steht keine ausgeklügelte Geschichte mit falschen Fährten und Doppeldeutigkeiten. Hier reagiert das Chaos. Oder auch der Unsinn.
Ist nicht dein Ernst, oder?
Und natürlich sieht das hier auch alles nicht wirklich schick aus. Wenn in Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste zu den Waffen gegriffen wird – was häufiger passiert, als man denkt –, dann ergeben sich daraus keine spannenden Actionszenen. Gespannt ist man eher darauf, worauf Regisseur und Co-Autor Axel B. Steinmüller denn nun eigentlich hinauswill. Die Antwort gibt es bei der in Flashbacks erzählten Geschichte wie so oft zum Schluss. Es gibt sogar viele Antworten. Gleichzeitig aber auch keine. Wer in dem Mord und dem Drumherum einen tieferen Sinn sucht, der kann auch gleich versuchen, in orangefarbenen Tweets Kohärenz zu konstruieren.
Das kann man nun mögen oder auch nicht. Die Masse wird das eher nicht tun. Dass hiesige Verleiher bei der kuriosen Krimikomödie nicht unbedingt Schlange standen, um sie ins Kino zu bringen, ist keine wirkliche Überraschung. Dafür fehlt es an zugkräftigen Namen, an den obligatorischen Popnummern, die ebenso wenig weh tun wie die in Mainstreamkomödien gern verwendeten Witze. Gefällig ist das nicht, spaßig aber durchaus – wenn man sich an Filmen erfreuen kann, die so gaga sind, dass nicht einmal die eigenen Protagonisten daran glauben. Das hätte gern häufiger so surreal werden dürfen wie in einer großartig deplatzierten musikalischen Begegnung. Aber auch so ist es immer wieder schön, wenn sich deutsche Filme trauen, einfach mal etwas zu machen, ohne dabei ängstlich auf Förderungs- und Publikumsdruck zu schielen.
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