Wild Roses

Wild Roses

„Dzikie róze“, Polen, 2017
Regie: Anna Jadowska; Drehbuch: Anna Jadowska; Musik: Anna Jadowska
Darsteller: Marta Nieradkiewicz, Michal Zurawski, Natalia Bartnik, Konrad Skolimowski, Halina Rasiakówna

„Wild Roses“ läuft im Rahmen des 13. filmPOLSKA Filmfests in Berlin (25. April bis 2. Mai 2018)

Ewa (Marta Nieradkiewicz) kehrt nach einem Krankenhausaufenthalt in ihr Dorf zurück. Während ihrer Abwesenheit hat sich die Großmutter (Halina Rasiakówna) um die beiden Enkelkinder, die zehnjährige Marysia und den kleinen Jas, gekümmert. Kurz darauf kommt auch Ewas Ehemann Andrzej (Michal Zurawski) von einer langen Dienstreise in Norwegen zurück nach Hause. Es ist offensichtlich, dass durch die räumliche Trennung eine Distanz zwischen den beiden entstanden ist, denn Andrzejs Freude über das Wiedersehen hält sich in Grenzen. Der Grund könnte der halbstarke Marcel (Konrad Skolimowski) sein, der Ewa nachsteigt und nachts an ihrem Fenster ihren Namen flüstert.

Subtile Skizze über Schuld und Moral
Der fünfte Langfilm der polnischen Regisseurin und Drehbuchautorin Anna Jadowska behandelt den moralischen Konflikt einer Mutter und Ehefrau, die sich den Verpflichtungen und der Verantwortung ihrer Rollen nicht länger stellen möchte oder kann. Atemberaubend schöne Bildern des polnischen Sommers, dessen drückender Hitze, des erfrischend kühlen Tiefgrün des Waldes kontrastiert durch magentafarbene Tupfer der wilden Rosen, die Ewa für einen geringen Lohn mit den Händen pflückt, während ihre Kinder neben ihr im Gras spielen, bilden den poetischen und symbolisch beladenen Rahmen. Darin findet man die blasse und instabile Ewa, stark gespielt von Marta Nieradkiewicz, der es gelingt die Zerrissenheit und die Last der von Schuldgefühlen gequälten Mutter zum Ausdruck zu bringen.

Dabei wählt der Film ein ungewöhnliches und für die Grundstimmung relevantes Erzählschema. Der Zuschauer taucht in die Geschichte ein, nachdem einige der zentralen Ereignisse bereits geschehen sind und die Protagonistin mit einer ernsthaften Entscheidung konfrontiert wird. Dabei werden weder die vorherigen Ereignisse, noch die gegenwärtigen Handlungen der Charaktere erklärt. Als Beobachter ist man gezwungen, die wortwörtliche Entfaltung der Narration abzuwarten und jeden Hinweis im Verhalten der Figuren zu erkennen, um das Rätsel zu lösen.

Träger Verlauf
Dafür muss der Zuschauer allerdings eine Unmenge an Geduld beweisen. Das Tempo des Films ist weitestgehend eher largo als adagio. Wenig Dialoge, der Mangel an musikalischer Untermalung und lange Szenen sorgen für Monotonie und Schwerfälligkeit. Obwohl im zweiten Teil sogar eine kleine Spannungskurve aufgebaut wird, ist die Auflösung inkonsequent, idealistisch und dadurch unbefriedigend.

Auch wenn die bedächtigen Elemente teilweise die Aura des Films ausmachen, ist der Beitrag vom polnischen Filmfest filmPOLSKA 2018 eine wahre Ausdauerprobe für das Publikum und somit nichts für jedermann und auch nichts für jeden Tag. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt und den Film nicht startet, wenn man sowieso schon im Halbschlaf ist, kann man Wild Roses durchaus im ein oder anderen poetischen Moment einen Funken Freude über die Kunst des Filmemachens abgewinnen.



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Eine leise Studie über Moral, innere Zwiegespaltenheit und Schuld. In betörenden Bildern erzählt "Wild Roses" die Geschichte einer jungen Mutter, die der Beengtheit ihres Dorfes entkommen will, es aber nicht kann. Leider mangelt es dem Film an Dringlichkeit und Rückenwind, so dass man sich als Zuschauer schwer tut, dran zu bleiben.
6
von 10