„Bill“, UK, 2015
Regie: Richard Bracewell; Drehbuch: Laurence Rickard, Ben Willbond; Musik: Andrew Hewitt
Darsteller: Mathew Baynton, Jim Howick, Helen McCrory, Martha Howe-Douglas, Ben Willbond, Simon Farnaby, Laurence Rickard
An Enthusiasmus mangelt es ihm sicher nicht. Und auch nicht am nötigen Talent – davon zumindest ist William Shakespeare (Mathew Baynton) überzeugt. Aber irgendwie will das mit dem Traum der Schriftstellerei trotzdem nicht klappen, keiner interessiert sich für die Stücke des jungen Engländers. Im Gegensatz zu Christopher Marlowe (Jim Howick), einem aufstrebenden Kollegen. Während sich der erfolglose Autor von einem Nebenjob zum anderen hangelt, wird er in die finsteren Machenschaften von König Philipp II (Ben Willbond) hineingezogen. Denn der spanische Monarch plant, mithilfe seiner treuen Katholiken Königin Elizabeth I. (Helen McCrory) zu ermorden.
Auch wenn William Shakespeare der mit Sicherheit meisterforschte Autor aller Zeiten ist, er bis heute für jeden Englischstudenten zum Pflichtprogramm gehört, einige Rätsel sind nach wie vor ungelöst. Eines davon: Was genau trieb er in den Jahren 1885 bis 1892? Noch immer kann keiner sagen, was in diesen sogenannten „verlorenen Jahren“ geschah oder wie er von seinem Geburtsort Stratford-upon-Avon nach London kam. Bill – Was für ein Theater! will diese Fragen nun beantworten und die wahre Geschichte erzählen. Natürlich ist die aber völlig fiktiv, genauso die Verknüpfung mit einer geplanten Ermordung von Elizabeth I.
Albernheiten historischen Ausmaßes
Anders als bei der Serie Horrible Histories, in der die Hauptdarsteller von Bill geschichtliche Ereignisse nachspielten, wollte man hier jede Freiheit nutzen, die das Medium so bietet. Vor allem aber wollte man unterhalten und machte aus dieser alternativen Geschichte eine reine Komödie. Der eine oder andere könnte hier vielleicht etwas in Richtung Monty Python erwarten, zumal auch die jüngeren Kollegen innerhalb eines Films in viele verschiedene Rollen schlüpften. Der Humor ist jedoch anders, weniger absurd, näher an den historischen Albernheiten eines Mel Brooks oder auch an den französischen Zeitreiseklamotten Die Besucher denn an den Werken der berühmten Landsleute.
Vor allem richtet er sich aber offensichtlich an ein jüngeres Publikum – kein Wunder, war Horrible Histories doch auch in erster Linie eine Serie für Kinder. Mit allzu hohen Erwartungen sollten hiesige Zuschauer daher nicht an den Film herantreten, trotz der guten Wertungen daheim. Bill – Was für ein Theater! besteht aus anspruchslosen Witzen, etwa wenn der große Dramatiker in der Verkleidung einer Tomate Flyer verteilen muss, um irgendwie über die Runden zu kommen. Dass er diese unwürdigen Arbeiten vor seiner Frau versteckt, versteht sich von selbst. Schließlich soll niemand davon erfahren, dass sein großer Traum nicht in Erfüllung geht.
Nett, aber harmlos
Das ist durchaus nett anzusehen. Die Kostüme von anno dazumal, der Dreh an historischen Orten wie auch an einer Nachbildung eines tatsächlichen Theaters von Shakespeare. Die Schauspieler sind sympathisch und haben sichtlich Spaß dabei, den Übervater der englischen Literatur ein bisschen durch den Kakao zu ziehen. Und auch die Rivalitäten zwischen Katholiken und der anglikanischen Kirche haben den einen oder anderen unterhaltsamen Moment zur Folge. Bill – Was für ein Theater! bleibt dabei aber trotz des mörderischen Plots sehr harmlos, eine bunte Zerstreuung für zwischendurch, die nicht weh tut, von der man sich aber irgendwie dann doch noch ein bisschen mehr erhofft hat.
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