Cargo
© Netflix

„Cargo“, Australien, 2017
Regie: Ben Howling, Yolanda Ramke; Drehbuch: Yolanda Ramke
Darsteller: Martin Freeman, Anthony Hayes, Simone Landers

Cargo
„Cargo“ ist seit 18. Mai 2018 auf Netflix verfügbar

Eine Zombieepidemie hat einen Großteil der australischen Bevölkerung ausgelöscht, die wenigen, die dem Virus entkommen konnten, sind nun auf sich selbst gestellt. So auch Andy (Martin Freeman), seine Frau Kay (Susie Porter) und das einjährige Töchterchen Rosie, die mit einem Hausboot auf dem Fluss unterwegs sind, auf dem Weg zu einer der verbleibenden menschlichen Siedlungen. Doch unterwegs kommt es zu einer Katastrophe, beide werden infiziert. Ihnen bleiben nun nur noch 48 Stunden, bis sie sich selbst in einen Zombie verwandeln. 48 Stunden, in denen sie ein sicheres Zuhause für Rosie finden müssen, in dem sie nach ihrem Tod bleiben kann.

Auch wenn Horrorfilme in den letzten Jahren zu einem der großen Geldbringer der Filmstudios wurden, Hollywoodstars sind darin eher selten zu sehen. Das mag daran liegen, dass sie sich für die künstlerisch nicht immer allzu ambitionierten Streifen zu schade sind. Vor allem aber wohl auch daran, dass diese nicht viel kosten dürfen – bye bye hohe Gagen. Martin Freeman, der durch Sherlock und Der Hobbit in die oberste Liga aufstieg, zeigt aber schon seit Jahren, dass er auch für kleine Genrefilme zu haben ist. So war er unter anderem in der surrealen Coming-of-Age-Geschichte Animals und kürzlich der Verfilmung des Horror-Theaterstücks Ghost Stories zu sehen.

Der Zombie, das unsichtbare Wesen
Auch Cargo ist ein solcher Film, der in erster Linie aus Herzblut gefertigt wurde, nicht aus Geld. Große Spezialeffekte gibt es hier nicht. Es gibt ja nicht einmal nennenswerte Kämpfe. Was viele mit Zombiefilmen verbinden – blutige Metzeleien mit Heerscharen von Untoten –, das spielt hier überhaupt keine Rolle. Zu sehen sind die bedrohlichen Fleischfresser nur selten und wenn dann nur als schemenhafte Gestalten am Horizont. Selbst die Male, wenn die Kleinfamilie sich Angriffen erwehren muss, sind sehr kurz, sofern sie überhaupt gezeigt werden. Stattdessen stehen hier die Menschen im Vordergrund und ihre Reaktionen auf eine solche postapokalyptische Welt.

Das soll nicht bedeuten, dass der Netflix-Film völlig frei von Spannung wäre. Vor allem ein Punkt wird die Zuschauer an die Fernseher fesseln: Wird es Andy gelingen, ein neues Zuhause für seine Tochter zu finden, bevor er sich selbst in einen Zombie verwandelt? Ganz neu ist der Einfall nicht. Schließlich basiert Cargo auf dem gleichnamigen, äußerst populären Kurzfilm aus dem Jahr 2013, den die Regisseure Ben Howling und Yolanda Ramke hier auf Spielfilmlänge ausbreiten. Fünf Jahre später ist der Einfall aber noch immer so gut wie damals, ist gleichermaßen perfide wie emotional, vor allem für Eltern ein echter Horrortrip.

Die Leiden eines Niemands
Freeman ist an der Stelle auch eine mehr als gute Wahl für die Besetzung gewesen. Er bringt nicht nur die schauspielerische Klasse mit, um eine derart verzweifelte Situation anschaulich machen zu können. Er ist auch, wie damals eben in Der Hobbit, prädestiniert dafür, einen Nobody in Extremsituation zu spielen, mit dem man sich leicht identifizieren kann. Erschwert wird dies jedoch etwas durch das Skript, das wie so viele Horrorfilme vorsieht, dass Leute sich manchmal ziemlich dämlich verhalten müssen. So dämlich, dass man sich zuweilen fragt, wie diese Leute überhaupt so lange überleben konnten.

Diese und andere Schwächen des Drehbuchs – etwa die Schwarzweißzeichnung bei den Figuren – wird zumindest teilweise durch die tollen Aufnahmen des australischen Outbacks wieder ausgeglichen, eine ziemliche Abwechslung im überlaufenen Zombiemilieu. Auch die folkloristisch-esoterischen Elemente, die Howling und Ramke durch das Aborigines-Mädchen Thoomie (Simone Landers) einbauen, helfen dabei, Cargo von der zahlreichen Konkurrenz abzuheben. Von gelegentlichen surrealen Momenten ganz zu schweigen. Das alles fügt sich zu einem sehr soliden Film zusammen, der streckenweise sehr sehenswert ist, der aber zu offensichtlich Schwierigkeiten damit hat, die Idee der Vorlage auf Spielfilmlänge auszudehnen.



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Die Grundidee, dass ein infizierter Vater seine Tochter in Sicherheit bringen muss, bevor er sich in einen Zombie verwandelt, die ist ebenso perfide wie emotional. Trotz einiger weiterer guter Einfälle und toller Aufnahmen aus dem australischen Outback ist „Cargo“ aber nur teilweise überzeugend. Die Figuren sind eher einseitig, das Verhalten manchmal recht dümmlich, der Film hat seine Schwierigkeiten, sein Szenario auf Spielfilmlänge auszubauen.
6
von 10