Deadpool 2
© 20th Century Fox

„Deadpool 2“, USA, 2018
Regie: David Leitch; Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Ryan Reynolds; Musik: Tyler Bates
DarstellerRyan Reynolds, Josh Brolin, Julian Dennison, Zazie Beetz

Deadpool 2
„Deadpool 2“ läuft ab 17. Mai 2018 im Kino

Auch ein unkaputtbarer Superheld kann mal an dem Leben kaputtgehen. So zumindest ist es Wade Wilsons alias Deadpool (Ryan Reynolds) ergangen, als er nach einem heftigen Schicksalsschlag keine rechte Lust mehr auf das alles hat. Doch zum Glück ist da ja noch sein Kollege Colossus (Stefan Kapičić), der nach wie vor davon überzeugt ist, dass Deadpool ein wertvoller Mitstreiter der X-Men sein könnte. Der lässt sich auch auf den Versuch ein, scheitert aber schon bei seinem ersten Einsatz, als es darum geht, den Teenager-Mutanten Russell (Julian Dennison) zu besänftigen. So richtig groß wird der Schlamassel jedoch erst, als auch noch der kybernetische Söldner Cable (Josh Brolin) auftaucht, der eine offene Rechnung zu begleichen hat.

2018 dürfte als das Jahr der Marvel-Figuren in die Kinogeschichte eingehen. Erst wurde Black Panther zu einer umsatzträchtigen Symbolfigur der Black Community, so umsatzträchtig, dass die Comickatze an den Kassen mal locker an Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi vorbeijoggte. Dann brach Avengers: Infinity War so ziemlich jeden Startrekord, den man sich vorstellen kann. Und nun also Deadpool 2, dessen Vorgänger 2016 für so richtig erstaunte – und begeisterte – Gesichter sorgte. Denn er war anders als alle anderen und wurde trotz seines geringen Budgets, trotz seiner Abkehr von allen Marvel-Gepflogenheiten und der Freigabe nur für Erwachsene der erfolgreichste aller X-Men-Filme.

Bewährte Tugenden, trotz trüber Aussichten
Entsprechend gigantisch sind auch die Erwartungen an den Nachfolger. Und auch wenn im Vorfeld die Zeichen irgendwie nicht so gut waren – Originalregisseur Tim Miller stieg nach Meinungsverschiedenheiten mit Ryan Reynolds aus, es gab Gerüchte zu miesen Testvorführungen und Nachdrehs –, die Erwartungen der Fans dürften weitestgehend erfüllt werden. Schließlich bewegt man sich hier nicht so weit weg von dem, was Deadpool so erfrischend machte. Man zog es nur noch größer auf.

Im Klartext bedeutet das, dass sich der Film wieder über alles und jeden lustig macht, der ihm über den Weg läuft. Das können die Kollegen aus dem eigenen Marvel-Haus sein, die Konkurrenz der DC Comics, Elemente aus dem wahren Leben. Und natürlich sich selbst. Deadpools launige Sprüche, die ganz gern mal die vierte Wand durchbrechen, sind ja das Markenzeichen des etwas anderen Verbrechensbekämpfers. Auch sonst kennt er mal wieder keine (Geschmacks-)Grenzen. Wenn Deadpool 2 mal nicht mit deftigen Zoten im Sekundentakt feuert, wird eben die Waffe herausgeholt: Trotz des gestiegenen Drucks – man will ja noch mehr Geld verdienen –, ist der Film kein bisschen zahmer geworden, gehört noch immer zu den brutalsten Vertretern des Blockbusterkinos.

Das Leben nach der Überraschung
Das war allerdings dann auch das Risiko des Nachfolgers. Deadpool schlug deshalb wie eine Bombe ein, weil er eben so anders war als die anderen Comic-Verfilmungen, voller Selbstironie, voller Gewalt. Das nützte sich schon beim ersten Teil mit der Zeit ab, war nicht genug, um die langweilige Geschichte und die enttäuschenden Kämpfe komplett ausgleichen zu können. Wie soll das dann erst bei der Fortsetzung sein, die notgedrungen nicht mehr den Überraschungsfaktor des Debüts haben kann? Tatsächlich ist der Inhalt erneut ein Schwachpunkt, die Story ziemlich beliebig, zudem mit leicht kitschigen Tendenzen.

Dafür trumpft der Film in anderer Hinsicht ziemlich auf. Da wären zum einen die Actionszenen, die unter Regisseur David Leitch (John Wick, Atomic Blonde) endlich mal nach etwas aussehen und den in der Hinsicht schwachen Vorgänger in den Boden stampfen. Vor allem eine wahnwitzige Verfolgungsjagd schafft es, den besonderen Humor mit Tempo und ungewöhnlichen Perspektiven zu einem wahren Höhepunkt zu kombinieren. Sehr gut getan hat dem Film aber auch, dass deutlich mehr Figuren darin auftauchen. Von einigen heißt es sich recht schnell wieder zu verabschieden. Von Julian Dennison (Wo die wilden Menschen jagen) und Zazie Beetz als glückliche Kämpferin Domino werden wir aber hoffentlich noch sehr viel mehr zu sehen bekommen. Bonuspunkte gibt es für den Soundtrack, der mal so eben selbstbewusst Celine Dion mit AC/DC verbindet, Dubstep ebenso einen Platz findet wie Dolly Parton oder A-ha – und mit diesem augenzwinkernden Chaos auch noch durchkommt. Spätestens bei den obligatorischen Post-Credit-Szenen von Deadpool 2 ist das Grinsen so breit, dass man sich trotz der Abnützungserscheinungen auf die Zukunft des Anti-Helden freut. Denn die ist wie immer brutal lustig.



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„Deadpool“ überraschte vor zwei Jahren mit einem Marvel-Helden, der ganz anders war als der Rest: derb, schamlos, brutal und voller Selbstironie. Beim zweiten Mal ist der Frischefaktor natürlich gering. Dieses Manko und die erneut schwache Geschichte gleicht die Comicadaption aber durch deutlich verbesserte Actionszenen und neue Figuren aus, die dem Antihelden absolut würdig sind und von denen wir hoffentlich noch sehr viel mehr zu sehen bekommen.
7
von 10