„The Week of“, USA, 2018
Regie: Robert Smigel; Drehbuch: Robert Smigel, Adam Sandler; Musik: Rupert Gregson-Williams
Darsteller: Adam Sandler, Chris Rock, Steve Buscemi, Allison Strong, Rachel Dretch
Kenny (Adam Sandler) kann es kaum glauben: Seine Tochter Sarah (Allison Strong) will heiraten! Es versteht sich von selbst, dass er ihr das schönste Feste überhaupt organisiert und auch bezahlen wird. Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Er hat überhaupt nicht das Geld dafür. Kirby Cordice (Chris Rock) schon, der Vater des künftigen Bräutigams. Schließlich ist er ein gefragter Chirurg. Doch Kenny weigert sich, dessen Hilfe anzunehmen und versucht stattdessen alles auf eigene Faust zu regeln. Je näher die Hochzeit heranrückt, umso mehr droht diese dadurch ein Fiasko zu werden. Das Hotel fällt langsam auseinander, das Catering macht Probleme – ganz zu schweigen von den geladenen Gästen, die Kenny den letzten Nerv kosten.
Martin Scorsese, Joon-ho Bong, Noah Baumbach, die Liste an renommierten Filmemachern, die mit Netflix zusammenarbeiten, wird immer länger. Einer der ersten, der diesen Bund einging, war Adam Sandler: Vier Filme wollte man gemeinsam produzieren, so die Vereinbarung aus dem Jahr 2014. Lukrativ war das sicher für beide Seiten. The Ridiculous 6, der erste besagter vier Filme, wurde zwar seinerzeit von allen verrissen, startete damals aber besser als jeder andere Originalfilm des Streamingdienst-Anbieters. Mit Die Woche ist seit Kurzem nun auch der Abschluss des Deals verfügbar. Endlich, möchte man meinen.
Ein großer Tag bringt großes Chaos mit sich
Das Grundszenario ist dabei so schlecht nicht. Als innovativ würde es wohl kaum einer bezeichnen wollen, eine Komödie über Hochzeitsvorbereitungen zu drehen. Wohl aber als bewährt: Immer wieder nutzten Filmemacher den planmäßig schönsten Tag im Leben dafür, um möglichst verschiedene Leute zusammenkrachen zu lassen und dabei jede Menge Chaos zu veranstalten. My Big Fat Greek Wedding etwa kombinierte 2002 Familientrubel mit Culture Clash und einer emotionalen Achterbahnfahrt zur erfolgreichsten Liebeskomödie in den USA aller Zeiten.
Für Romantik ist in Die Woche jedoch auffallen wenig Platz. Kenny und seine Frau Debbie (Rachel Dretch) streiten sich ständig. Bei Kirby sieht es nicht besser aus. Und das Hochzeitspaar selbst spielt ohnehin keine Rolle. Ganz ohne Gefühle geht es bei Robert Smigel, der Regie führte und gemeinsam mit Sandler das Drehbuch schrieb, aber natürlich auch nicht. Diese drehen sich jedoch in erster Linie um Kenny selbst, der zum einen lernen muss, seinen Stolz zum Wohle aller hinunterzuschlucken. Vor allem aber muss er lernen, seine Tochter ziehen zu lassen und in Zukunft nur noch eine kleinere Rolle in ihrem Leben zu spielen.
Ein bisschen Rührung und viel Leerlauf
Dieser Lernprozess ist dann auch das Element, das Die Woche noch am ehesten eine Daseinsberechtigung gibt. Wie sich Kenny windet, seiner Tochter einerseits ein rauschendes Fest schenken möchte, andererseits das alles gar nicht kann, weder finanziell noch emotional, das hat zumindest etwas Rührendes an sich. Dem Humor hingegen wäre mit hit’n’miss noch geschmeichelt, da sich deutlich mehr Fehlzünder als echte Treffer darunter befinden. Billigste Kalauer unter der Gürtellinie, ungeniertes Wiederkäuen von Klischees, dümmliche Witze auf Kosten von Behinderten und Kranken – der Film wimmelt von altbackenen Gags, deren größte Überraschung die ist, dass sie tatsächlich noch einer im Jahr 2018 verkaufen will.
Vor allem aber ist Die Woche ungemein zäh, fühlt sich manchmal so an, als würde man hier tatsächlich volle sieben Tage vor dem Fernseher verbringen. Das Problem ist dabei weniger, dass dem Film ein direkter roter Faden fehlt. Auch die Vielzahl an Charakteren ist nicht zwangsläufig ein Manko. Sie sollten dann aber zumindest irgendwie interessant sein. Das Leben ist ein Fest machte kürzlich vor, dass ein großes Ensemble mit einhergehendem Chaos sehr spaßig sein kann, selbst wenn dadurch der Tiefgang zu kurz kommt. Bei Smigel und Sander fehlt es aber an Tiefgang und Persönlichkeit. Sie tun nichts Spannendes, sagen nichts, an das man sich im Anschluss erinnern müsste, sind wie der Film selbst nicht mehr als Hintergrundbeschallung. Für ein Zielpublikum, das den Konsum von Filmen zur Nebenbeschäftigung verdammt hat, mag das passen: Das ist alles so wenig bemerkenswert, dass man nicht einmal bemerkt, dass die Komödie mindestens eine halbe Stunde zu lang ist. Wer sich einen Hochzeitsfilm aber des Witzes oder der Gefühle wegen anschaut, der verschwendet hier 110 Minuten, der schönste Tag des Lebens wird zu einem ganz gewöhnlichen Wochentag.
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