Euphoria
© Wild Bunch Germany

Euphoria

„Euphoria“, UK/Schweden/Deutschland, 2017
Regie: Lisa Langseth; Drehbuch: Lisa Langseth; Musik: Lisa Holmqvist
DarstellerEva Green, Alicia Vikander, Charlotte Rampling

Euphoria
„Euphoria“ läuft ab 24. Mai 2018 im Kino

Lange haben sich Ines (Alicia Vikander) und Emilie (Eva Green) schon nicht mehr gesehen, kaum gesprochen. Der Tod ihrer Mutter hat sie entfremdet, seither hat es nur wenig Kontakt gegeben. Als Emilie ihrer Schwester vorschlägt, gemeinsam zu verreisen, kommt dies für Ines daher auch ziemlich überraschend. Die noch größere Überraschung erwartet sie jedoch an dem Zielort. Bei dem von Marina (Charlotte Rampling) geleiteten Haus handelt es sich nicht um das erwartete Hotel. Zwar werden den Gästen alle Wünsche von den Augen abgelesen. Doch das ist nicht der Grund, weshalb die Menschen hierherkommen, wie Ines bald feststellen muss.

Viel Lärm um nichts, könnte man zu dem dritten Spielfilm der schwedischen Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Langseth. Oder aber auch: so viel Potenzial, so wenig Ertrag. Die Besetzung von Euphoria ist zweifelsfrei erstklassig. Green und Vikander als ungleiche Schwestern, die viel zusammen durchgemacht haben. Die tiefe, alte Verletzungen mit sich herumtragen, die seit Ewigkeiten vor sich hin eitern, ohne dass sich eine von ihnen ihrer angenommen hätte. Hinzu kommt die Grande Dame Charlotte Rampling (45 Years) sowie Charles Dance in einer kleineren Rolle – doch, damit lässt sich schon etwas anfangen.

Da steckt doch noch mehr dahinter …
Interessant ist zudem, wie sehr Langseth anfangs mit Andeutungen und Genreanleihen spielt. Dass Emilie sich nicht ganz zufällig bei ihrer Schwester gemeldet hat, wird klar. Auch dass mit dem Haus in der Schweiz etwas nicht stimmt. Euphoria macht daraus jedoch zunächst erst ein großes Geheimnis, bastelt erst einmal an der düsteren bis bedrohlichen Atmosphäre. Ein Mystery-Thriller könnte der Film sein, vielleicht sogar ein Ausflug ins Horrorgenre – wenn Gäste und Angestellte sich als Anhänger okkulter Sekten herausstellen sollten, es würde niemanden wirklich überraschen.

Die Wahrheit ist jedoch deutlich profaner. Der große Twist von Euphoria ist der, dass keine der weit hergeholten Theorien stimmt, sondern die, die sich von Anfang an aufdrängt. Denn wer nur halbwegs auf die Zeichen achtet, der ist sehr wohl in der Lage, die wahre Natur des Hauses vorzeitig zu erraten. Das war als großes Geheimnis aufgebaut wird, ist letztendlich keins. Das ist nicht nur enttäuschend für die, die sich nach dem stimmungsvoll-mysteriösen Einstieg mehr erhoffen. Vor allem provoziert es die Frage: Und was sollte das jetzt alles?

Unentschlossen und ohne Tiefgang
Das ist das größte Rätsel von Euphoria: Es ist so, als würde Langseth anfangen, eine Geschichte zu erzählen, es sich aber mittendrin anders zu überlegen. Wäre dies konsequent weitergeführt, es hätte durchaus seinen Reiz haben können. So aber wirkt das Drama letztendlich nur sehr unentschlossen und unausgegoren. Schlimmer aber noch ist, dass auf diese Weise wertvolle Zeit verschwendet wird. Die Zeit des Publikums zum einen. Aber auch die eigene Zeit: Durch den sehr ausufernden Einstieg fehlt es später an dem nötigen Raum, um bei dem im Mittelpunkt stehenden Verhältnis der beiden Schwestern auch einmal in die Tiefe zu gehen.

Dass auch da viel im Argen liegt, eine Menge vorgefallen ist, das beide nie aufgearbeitet haben, das lässt Euphoria später anklingen. So wie der Film anfangs mit Abgründen spielt, so tut, als wäre er etwas anderes, so werden aber auch diese Punkte ergebnislos fallengelassen. Und das ist dann die zweite große Enttäuschung: Wenn Langseth schon das Publikum hinters Licht führen will, um stattdessen eine andere, zweite Geschichte zu erzählen, dann sollte diese wenigstens interessant sein. Ist sie aber nicht, das Familiendrama verliert sich abwechselnd in Nichtigkeiten und überzogenen Schicksalskämpfen und schafft es dabei die an und für sich guten Bestandteile – Besetzung, Setting, Atmosphäre – komplett zu verschwenden.



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Zwei entfremdete Schwestern treffen sich für einen gemeinsamen Urlaub in einem abgelegenen Haus, das nicht das ist, was es zu sein scheint: „Euphoria“ spielt zunächst geschickt mit Genre-Erwartungen und einer mysteriösen Atmosphäre, bevor es sich in ein banales Drama wandelt, das die Vorbereitung nicht gebraucht hätte und auch für sich genommen nicht überzeugt. Schade um die erstklassige Besetzung und das stimmungsvolle Setting.
4
von 10