Forget About Nick
© Warner Bros

Forget About Nick

„Forget About Nick“, Deutschland, 2017
Regie: Margarethe von Trotta; DrehbuchPamela Katz; Musik: Helmut Zerlett
Darsteller: Ingrid Bolsø Berdal, Katja Riemann, Haluk Bilginer, Tinka Fürst

Forget About Nick DVD
„Forget About Nick“ ist seit 24. Mai 2018 auf DVD erhältlich

Jade (Ingrid Bolsø Berdal) hat ihren Mann Nick (Haluk Bilginer) wirklich geliebt, tut es immer noch. Deswegen hofft sie, dass die Trennung nur vorübergehend ist und er doch wieder in die gemeinsame Wohnung in New York zurückkehrt. Stattdessen steht aber Maria (Katja Riemann) vor der Tür. Mit der war Nick zuvor verheiratet, bevor er sie für Jade verließ. Sonderlich glücklich ist Jade daher nicht, sie zu sehen. Noch viel weniger glücklicher ist sie aber darüber, dass Nick ihr als Teil ihres Ehevertrags die Hälfte der Wohnung überlassen hat und die zwei sich diese nun teilen müssen. Denn auch wenn beide mit ihm zusammen waren, unterschiedlicher könnten sie kaum sein.

Wenn bei Margarethe von Trotta auf eines Verlass ist, dann das: Sie mag ihre starken Frauenfiguren. Seit mehr als vier Jahrzehnten nun dreht sie Filme, mal im rein Fiktiven, etwa bei diversen Literaturadaptionen (Die verlorene Ehre der Katharina Blum, Ich bin die Andere). Mal setzt sie historischen Personen ein Denkmal, geschehen beispielsweise in Hannah Arendt. Und bleibt dabei immer eine Vorkämpferin für die Frauen. Oft dabei war Barbara Sukowa. Die hätte eigentlich auch hier die Hauptrolle übernehmen sollen, am Ende wurde es eine andere Vertraute der Filmemacherin: Katja Riemann.

Ein Amerika ohne Amerikaner
Über so viel Konstanz mag man sich freuen oder nicht, in Forget About Nick war sie vielleicht nicht die beste Wahl. Eine beschwingte New-York-Komödie hätte das hier werden sollen, so viel wird deutlich. Verfasst wurde es von einer anderen Vertrauten, Pamela Katz, auch sie hat diverse Male mit von Trotta gearbeitet. Da sie zudem selbst New Yorkerin ist, sind die Vorzeichen für einen solchen Film auch nicht verkehrt. Schwierig wird es jedoch, wenn sämtliche Hauptrollen von Nicht-Amerikanern übernommen werden, von Deutschen, Norwegern, Türken. Bei den Nebenrollen wiederum tummeln sich unter anderem der Schwede Fredrik Wagner und der Deutsche Marc Benjamin.

Vermutlich war das einfacher für die in Deutschland stattgefundenen Dreharbeiten. Günstiger sowieso. Etwas eigenartig ist es aber schon, in der englischen Originalfassung lauter Nicht-Muttersprachler zu hören, ohne dass der Film auch nur versuchen würde, darauf einzugehen. Wechselt man hingegen in die deutsche Version ist es zu offensichtlich, dass diese nachsynchronisiert wurde und dadurch unnatürlich wirkt. Mit der intendierten Leichtigkeit hat das dann nicht mehr viel zu tun, New-York-Gefühl will so keines aufkommen, glaubwürdig ist es ohnehin nicht.

Der Segen des Unsinns
Aber von Trotta hat für letzteren Aspekt grundsätzlich nicht so viel Interesse übrig, wie ihr grotesk gescheitertes Die abhandene Welt bewiesen hat, der vorangegangene Film der Deutschen. Immerhin, ganz so schlimm wie da wird es hier nicht. Das hängt natürlich mit dem veränderten Umfeld zusammen. Wer eine dramatische Geschichte mit viel Pathos und tragischem Hintergrund erzählen will, der macht sich mit völlig absurden Stümpereien schnell lächerlich. Bei einer Komödie sind die Ansprüche da weniger hoch. Dass also das Szenario von Forget About Nick völlig an den Haaren herbeigezogen ist und fast alles an dem Film so offensichtlich falsch, das ist nicht ganz so schlimm. Hauptsache man hat Spaß dabei.

Und der ist beim Eröffnungsfilm des Film Festivals Cologne 2017 immerhin teilweise vorhanden. Eine unterkühlte Geschäftsfrau auf der einen Seite des Rings, die kuchenbackende Mama auf der anderen – wenn in Forget About Nick Zwei Ex aufeinander losgehen, dann ist das auch der Kampf zweier Frauenbilder. Sonderlich subtil ist das Drehbuch auch da nicht geworden. Dass Maria, immerhin einst eine Literatin, für Kunst so gar keinen Sinn hat, passt irgendwie nicht ins Bild. Aber es reicht für den einen oder anderen Gag, manche besser, manche schlechter. Mehr Schärfe hätte dem Ganzen schon gut getan, anstatt auf Teufel komm raus einen Wohlfühlfilm aus dem Thema machen zu wollen. Für jemanden wie von Trotta, die eigentlich ganz gerne Aussagen trifft, ist das hier recht nichtssagend und harmlos. Etwas, das nicht weh tut, über das man sich trotz der offensichtlichen Fehler aber auch kaum aufregt. Dafür ist es zu unbedeutend.



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In „Forget About Nick“ versucht sich Margarethe von Trotta ausnahmsweise an einer Komödie, verlässt sich ansonsten aber auf alte Bekannte. Eine deutsche New-York-Komödie, das ist kurioser als die eher einfachen Gags des Drehbuchs. Die Geschichte um zwei streitende Exfrauen tut aber nicht weh, der Film ist schnell wieder vergessen.
5
von 10