I Am William

Ich bin William

„Jeg er William“, Dänemark, 2017
Regie: Jonas Elmer; Drehbuch: Kim Fupz Aakeson; Musik: Halfdan E
Darsteller: Alexander Magnússon, Rasmus Bjerg, Niels-Martin Eriksen, Amina Arrakha 

I Am William
„Ich bin William“ läuft im Rahmen des 36. Filmfests München (28. Juni bis 7. Juli 2018)

Mehr Pech als William (Alexander Magnússon) kann man wohl kaum haben. Der Vater ist tot, die Mutter geistig nicht gesund, verbringt die Zeit schweigend in einer psychiatrischen Anstalt. Immerhin, sein Onkel Nils (Rasmus Bjerg) ist für ihn da. Ganz einfach ist der jedoch auch nicht. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, die Wohnung mit irgendwelchem Kram vollzupacken, den er später verkaufen will, dann trifft er sich zum Pokern. Manchmal hat er damit Glück. Oft aber nicht. Und gerade jetzt läuft alles andere als gut, er schuldet dem fiesen Gangster Djernis (Niels-Martin Eriksen) jede Menge Geld. Nun liegt es an William, die Situation zu retten. Dabei hätte er eigentlich selbst genug um die Ohren, von mobbenden Jugendlichen bis zur süßen Viola (Amina Arrakha), die mit ihm in eine Klasse geht.

Auch wenn wir das skandinavische Kino vor allem für die düsteren Stoffe kennen – abgründige Thriller, eiskalte Familiendramen –, sie verstehen sich durchaus auch auf leichtere Stoffe für ein jüngeres Publikum. Dänemark zum Beispiel bechenkte uns kürzlich mit den Animationsabenteuern The Incredible Story of the Giant Pear und Cirkeline, Coco und das wilde Nashorn. Und auch Ich bin William (internationaler Titel: I Am William), welches Ende Juni 2018 die Kinderfilmreihe vom Filmfest München eröffnet, haben wir unserem nördlichen Nachbarn zu verdanken.

Kurioser Alltag
Sprechende Tiere gibt es hier nicht, der anfangs so bedrohliche Hund Cuba begnügt sich damit, andere anzuknurren oder zu bellen. Ganz normal ist I Am William deshalb aber noch nicht. Von Anfang an verleiht Regisseur Jonas Elmer der Geschichte um einen unglücklichen Jungen eine märchenhafte Atmosphäre mit viel Herz für das Skurrile. Nils beispielsweise bezeichnet zwar jeden in der Anstalt als verrückt und gaga, hat selbst aber mehr als genug Macken. Die Vorliebe für Eier, die nur manchmal von Gummisüßigkeiten unterbrochen wird. Seine kaum versteckte Hehlertätigkeit, die die Wohnung in ein Labyrinth verwandelt, während er selbst Stütze vom Staat bezieht. Und was hat es mit den sonderbaren Nachrichten auf sich, die Williams Mutter ihm zusteckt?

Bemerkenswert dabei ist, wie eng das Heitere und das Düstere hier zusammenliegen. Geisteskrankheit, Spielsucht, Mobbing und Tod, das ist genauso Teil von Williams Welt wie eine vorsichtige erste Liebe und seine Abneigung dem Zähneputzen gegenüber. Vor allem der Humor hilft dabei, die dunklen Passagen etwas aufzuhellen und für das jüngere Publikum zu öffnen. Ob dabei der eine oder andere Punkt nicht etwas verharmlost wird, darüber ließe sich streiten. Aber selbst dann muss man es Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson (Einer nach dem anderen) anrechnen, dass er den jungen Zuschauern ein bisschen mehr von der Welt mitgeben will als den hektischen Slapstick, der so oft in diesem Bereich anzufinden ist.

Positiv in die Zukunft
Zumal I Am William wenig überraschend auch ein paar positive Messages mit auf den Weg geben soll. Zusammenhalt in der Familie, Mut und Treue, eine Abkehr vom Glücksspiel, da sind schon einige klassische Tugenden dabei, ohne dass der Film dadurch zu einem Moralstück würde. Hinter manche Szene darf man vielleicht schon ein Fragezeichen setzen, nicht alles, was unser kleiner Held tut, ist so richtig vorbildhaft. Aber es macht doch Spaß, ihm dabei Gesellschaft zu leisten, wie er inmitten dieses Chaos ein klein wenig erwachsener wird, für sich und andere einzustehen lernt.



(Anzeige)

Der Vater tot, die Mutter bekloppt, der Onkel ein Verbrecher – das kann ja heiter werden. Überraschenderweise ist „I Am William“ das auch. Der dänische Familienfilm verknüpft düstere Themen mit Humor auf unterhaltsame Weise. Das kann an manchen Stellen fragwürdig sein, gibt dem jungen Zielpublikum aber doch einiges Positives mit auf den Weg, ohne dabei zum Moralapostel zu werden.
7
von 10