„Mune, le gardien de la lune“, Frankreich, 2015
Regie: Benoît Philippon, Alexandre Heboyan; Drehbuch: Benoît Philippon, Jérôme Fansten; Musik: Bruno Coulais
Alles hat einmal ein Ende, selbst für die wichtigen Wächter des Mondes und der Sonne, die für das Gleichgewicht von Tag und Nacht zuständig sind. Die Zeremonie ist bereits angesetzt, um die beiden Nachfolger zu bestimmen. Doch dann kommt alles anders als gedacht. Während Sohone wie vorausgesehen zum neuen Wächter der Sonne ernannt wird, geht der für den Gegenpart fest eingeplante Leeyoon leer aus. An seiner Stelle soll der kleine Faun Mune sich in Zukunft um den Mond kümmern. Rasend vor Wut darüber, übergangen worden zu sein, lässt sich Leeyon von den Versprechungen des finsteren Necross verleiten, der in Wahrheit aber die Welt in tiefste Finsternis stürzen will. Nun liegt es an Mune, Sohone und Glim, das Unglück aufzuhalten.
Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem es einige Jahre gedauert hat, bis Mune – Der Wächter des Mondes auf Deutsch erschien, wurde der Film kürzlich innerhalb eines halben Jahres gleich zweimal veröffentlicht – bei unterschiedlichen Verleihen. Das ist mindestens ungewöhnlich, dafür aber auch sehr willkommen. Denn in dem Fall kann es gar nicht genug Gelegenheiten und Chancen geben, auf dieses französische Kleinod hinzuweisen, das selbst daheim nicht die Aufmerksamkeit erhielt, die es verdient. Denn Stärken hat es mehr als genug.
Sonne, Mond und Ärger
Da wäre zum einen die Welt an sich. Dass das Licht und das Dunkel im Gleichgewicht sein müssen, das ist ein immer wieder gern verwendetes Bild in Fantasyfilmen. Mune – Der Wächter des Mondes machte daraus aber noch etwas mehr. Hier sind es Mond und Sonne, die stellvertretend für diesen Gedanken, in Harmonie miteinander über das Wohl des Landes bestimmen. Die Aufgabe unserer Helden besteht dann auch eben darin, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen, nachdem es von den düsteren Gegenspielern gestört wurde. Denn schon die kleinste Störung droht, alles ins Chaos zu stürzen.
Die Handlung an sich ist eher simpel und weitestgehend vorausschaubar. Da die Zielgruppe hier doch ein wenig jünger angesetzt wird, finden die finsteren Machenschaften nicht unbedingt im Geheimen statt. Wer die Bösen sind, wird früh festgelegt, was sie vorhaben genauso. Und auch die Figuren selbst sind nicht unbedingt von größter Komplexität. Sohone ist ein selbstverliebter Muskelprotz, Mune ein naiver Winzling mit geringem Selbstvertrauen. Auch bei Leeyoon und Glim gibt es keine großen Überraschungen, die jeweiligen Charaktere sind klar umrissen, lassen nicht viel Spielraum zu. Wobei zumindest einige im Laufe des Films eine Entwicklung mitmachen. Wichtige Erkenntnisse dabei: Das Gemeinwohl ist wichtiger als man selbst, Dinge sind nicht immer das, wonach sie nach außen hin erscheinen.
Eine Welt voller eigenartiger Kreaturen
Das darf man klassisch nennen oder negativer ausgedrückt wenig originell. Dafür ist die Welt als solche umso ausgefallener. Sehr schön ist beispielsweise, wie viel Arbeit in die Mythologie und die Bewohner des unbekannten Planeten investiert wurde. Überall kriechen kuriose Wesen herum, von denen oft nicht ganz klar ist, was sie eigentlich sein sollen. Glim beispielsweise scheint aus Wachs gefertigt, schmilzt in der Sonne, erstarrt in kaltem Wasser. Manche erinnern dabei an die sonderbaren Gestalten aus skandinavischen Geschichten (Mumins, Kiwi & Strit), andere könnten auch in Prinzessin Mononoke ein neues Zuhause finden. Lustig die einen, erschreckend die anderen, gehören die Designs zu den interessantesten, die zuletzt in einem Animationsfilm Unterschlupf fanden.
Und auch sonst ist Mune – Der Wächter des Mondes visuell ein Fest. Das Budget mag nur einen Bruchteil der amerikanischen Konkurrenz betragen, was sich in den deutlich kleineren Schauplätzen widerspiegelt. Auch bei Effekten und Detailreichtum kann es der Film nicht mit den Blockbustern aufnehmen. Das gleicht er jedoch durch Kreativität mehr als wieder aus. Es macht hier einfach Spaß, gemeinsam mit den Helden durch die Wälder und Wüsten zu streifen, auf der Suche nach Abenteuern, Mitstreitern oder auch verschwundenen Himmelskörpern. Auf der großen Leinwand wäre das natürlich noch einmal schöner gewesen, weshalb es schade ist, dass es der Film nicht in die hiesigen Kinos geschafft hat – anders als so manch schwächerer Kollege. Wer aber auf der Suche nach einem Animationsfilm ist, der klassisch und eigenwillig zugleich ist, sei es mit der Familie oder allein, der ist hier an einer guten Adresse.
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