„Kamera o tomeru na!“, Japan, 2017
Regie: Shinichiro Ueda; Drehbuch: Shinichiro Ueda; Musik: Kairu Nagai
Darsteller: Takayuki Hamatsu, Mao, Harumi Syuhama, Kazuaki Nagaya, Manabu Hosoi
Einen Film zu drehen, das kann ganz schön anstrengend sein. Siehe Higurashi (Takayuki Hamatsu). Der hat große Pläne für sein neuestes Werk: Es soll von Zombies handeln und in einer verlassenen Fabrik spielen. Geld hat er dafür jedoch keines, die Ausrüstung ist überschaubar. Vor allem aber muss er sich mit den Schauspielern herumärgern, die das irgendwie alles nicht so hinbekommen, wie er es gern hätte. Da trifft es sich doch gut, als plötzlich richtige Zombies auftauchen und über seine Crew herfallen. Denn so kann er einfach weiter mit der Kamera draufhalten, um am Ende vielleicht doch noch etwas Vorzeigbares draus zu machen.
Zombies aus dem Land der aufgehenden Sonne, das ist kein besonders häufiger Anblick. Und kein besonders schöner: Ob es nun das Animegehopse Highschool of the Dead ist oder das unhygienische Zombie Ass – Toilet of the Dead, da wird schon am qualitativen Bodensatz gekratzt. Nun also One Cut of the Dead. Zunächst sieht es so aus, als wäre auch dieser Vertreter der untoten Apokalypse einer, der allenfalls Trashfans Freude bereiten würde. Die Kulisse der Fabrik ist billig, wird nicht variiert, die Schauspieler nerven, die Szenen sind langweilig. Das kann ja heiter werden.
Schnitte gibt es nur am Menschen
Beeindruckend ist zunächst lediglich die Kamera. Gemäß dem Titel wird hier wirklich viel mit einer Plansequenz gearbeitet, spricht ohne ersichtlichen Schnitt. Und aktiv ist sie, diese Kamera: Ob sie nun durch das Fabrikgelände rennt oder die davoneilenden Opfer verfolgt, da steckt eine Dynamik und Energie drin, die man nur selten auf der Leinwand sieht. Auch die Perspektiven, die sie auf diese Weise annimmt, sind mindestens ungewöhnlich. Zumal es auch einen gewissen Charme hat, wenn zwischendrin eine Hand Blut von der Linse wischt, noch nicht einmal so tut, als würde da kein Mensch eingreifen.
Ein typisches Horrorwegwerfprodukt mit einem optischen Gimmick? Nicht ganz, denn nach einiger Zeit entpuppt sich One Cut of the Dead als etwas anderes. Regisseur und Drehbuchautor Shinichiro Ueda drehte hier gleichzeitig einen typischen Genrevertreter, aber auch eine Hommage an den Zombiefilm bzw. das Filmemachen an sich. Eine sehr humorvolle Hommage auch. Da kehren die Gedanken an frühere Zombiekomödien zurück, beispielsweise an die Mutter aller Zombiekomödien. Aber auch der Vergleich mit Shaun Of The Dead hinkt, dafür ist der japanische Kollege auf seine Weise zu doppelbödig.
Nichts wissen tut gut
Zu viel sollte man im Vorfeld nicht wissen, was genau denn nun der Kniff von One Cut of the Dead ist. Besucher des Japan-Filmfests Hamburg bzw. der Nippon Connection in Frankfurt am Main, wo der Film jeweils Ende Mai 2018 gezeigt wird, werden mehr Spaß am Ergebnis haben, wenn sie nicht genau wissen, worauf sie sich einlassen. Aber selbst diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer, schon vorab von der Wendung erfahren, dürfen hier vorbeischauen – gesetzt den Fall, sie haben etwas für das Genre oder auch das künstlerische Schaffen an sich übrig.
Ein wirklich guter Film ist Uedas Liebeserklärung an das Filmemachen nicht, dafür zieht sie sich trotz einer Laufzeit von rund 90 Minuten zu sehr. Und auch die überzogenen Figuren machen einem das Vergnügen manchmal schwer. Doch gerade das letzte Drittel entschädigt für vieles, lässt einen mit einem breiten Grinsen und dem Gefühl zurück, dass hier echtes Herzblut vergossen wurde – reales wie künstliches.
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